Ein kleines Lebenszeichen zwischendurch

2011
10.26

Tja, was soll ich sagen, der PC ist immer noch nicht fitt. Der Komputerfritze, in dessen Obhut wir ihn gaben entpuppte sich als etwas unkoordinierter Trödler, obwohl er anfangs recht vielversprechend wirkte. Daher wieder bloss ein schnöder kurzer Eintrag ohne Bilder. Das macht echt keinen Spass -.-
Also, was ist so passiert?
Letzte Woche haben wir auf der Chacra gearbeitet und auch ein bisschen im Ökozentrum selbst. Darauf gehe ich aber noch genauer ein wenn ich endlich die Bilder der Camera habe und einen vernünftigen Eintrag unter das Projekt schreiben kann.
Am Mittwoch abend haben wir mit Naif peruanisch gekocht. Hm, dazu wollte ich aber eigentlich auch noch einen eigenen, gebührenden Eintrag verfassen… Nur schon mal so viel: Es war irre lecker!
Am Samstag (nach dem traditionellen Wocheneinkauf auf der Feria) hab ich endlich mal die Telefonkarten hier ausprobiert und mit meinen Eltern telefoniert. Das geht echt erstaunlich gut! Bei den meisten Festnetztelefonen Deutschlands kosten knapp 1 ½ Stunden 10 Soles, umgerechnet 2, 50€. Das finde ich bei der Entfernung gar nicht schlecht und über die Qualität kann man auch nicht klagen. Danach wollte ich eigentlich Marco eigentlich nur kurz seine Kamera zurück bringen, er hatte mich nämlich am Abend zuvor gebeten ein paar Fotos zu schiessen während sie in der Bar spielen. Das tun sie nämlich bis Dezember jeden Freitag, hatte ich das schon erwähnt? Und hatte ich auch erwähnt wie gut sie sind? Wenn wir in Cusco sind muss ich mal ein Video rein stellen… Naja egal jedenfalls wie der Marco so ist hat er mich natürlich gleich ins Haus gezogen und ich habe beim Kochen geholfen. Erst am frühen Abend konnte ich mich wieder los eisen… Das wird wohl zur Tradition.
Am Sonntag waren wir dann spontan endlich mal reiten. Da war nämlich der Felix ganz heiss drauf und so hat er Clara gelöchert, wo man sowas machen könnte, bis sie vorgeschlagen hat mit uns und dem Rafo zu einer Art Hof zu fahren. Wenn ich das richtig verstanden habe ist so eine Art Viezuchtzentrum. Es stellte sich heraus, dass Rafo dort sogar schon mal einige Zeit gewohnt und geholfen hatte. Jedenfalls haben wir auf einem weiss-grauen Pferd namens Rayo (Blitz) dann unsere ersten Versuche unternommen. Zu Hause hatte ich mich nie wirklich für Pferde interessiert und auch dieses hier hat mich zunächst nicht wirklich umgehauen, aber als ich dann mal den Dreh raus hatte und es etwas schneller gelaufen ist (von Galopp wage ich noch nicht zu reden) war es dann doch schon spannender. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist sich bei dem Gehoppel fest zu halten. Nun ja, vermutlich nur Gewohnheitssache. Und die Gewohnheit hat sich sicher bald eingestellt, Felix ist nämlich immer noch ganz begeistert. Mal sehen, wie das weiter geht… Danach haben wir uns dann noch ein bisschen das Gelände angesehen und sind in der Stadt was essen gegangen.
Abends haben wir mit Naif auf einen Film auf dem Laptop geschaut. “Jumpers” auf spanisch mit spanischem Untertitel. Ich hatte ihn schon mal gesehen und er war leider nicht besser und tiefgründiger als beim ersten mal aber so viel das verstehen sehr leicht und das gesprochene Spanisch war überhaupt sehr gut zu verstehen. Das ist nämlich leider bisher noch mein grösstes Problem. Nach fünf Jahren in der Volkshochschule kann ich recht gut sprechen und auch im Lesen bin ich fit, aber mein Hörverständniss ist unter aller Sau… In dem Punkt ergänze ich mich dafür Prima mit Felix, wegen den mitgehörten Gesprächen seiner costaricanischen Freundin mit dessen Mutter versteht er ziemlich gut, dafür hapert es beim Reden noch. Hoffentlich sind wir in einem Jahr auf einem Niveau, und zwar ganz oben. 😉

So, denke, das reicht erst mal. Ich hoffe ihr nehmt mir die vielen Rechtschreibfehler nicht übel, ich war doch etwas in Eile und das spanische Word arbeitet gegen mich.. Das hat doch tatsächlich Autokorrektur.
Lieben Gruss aus der Ferne!

Wie ich dann doch Malaria und Dengue entgangen bin

2011
10.11

Ja, heute leider mal ein Eintrag ohne Bilder und wie es der Zeit nach aussieht leider auch ziemlich kurz und improvisiert… Leider hatte unser Laptop wohl einen kurzschluss oder sowas und nun funktionieren die USB-Anschlüsse nicht mehr. Das heisst, kein entspanntes Vorschreiben in der Hängematte.. Aber Problembehebung ist in Arbeit.
Also zur viesen Sache. Ich hatte im letzten Eintrag ja schon erwähnt, dass ich mich etwas matt fühlte… Den Eintrag hab ich am Mittwoch geschrieben und das war auch just der Tag, an dem Vormittags die Gliederschmerzen begannen, mir ein bisschen schwindelig zu mute wurde und ich so ab 4 Uhr ein hübsches Fieberchen mit Schüttelfrost und all dem bekam. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich sowas zuletzt in Deutschland hatte.
Felix arbeitete derweil auf der Chacra vom Pedro und der und Clara erzählten ihm, dass Malaria sich dadurch äussert, dass man einen Tag ein paar Stunden hohes Fieber hat und am Tag darauf zur selben Zeit noch höheres Fieber.
Gegen halb 7 kamen dann unsere Deutschschülerinnen, die mir an die Stirn fassten und fest davon überzeugt waren, es wäre Dengue. Ich nahm eine Paracetamol und döste ein weilchen vor mich hin, während Felix allein den Unterricht machen musste. Am späteren Abend ging es mir dann besser und ich konnte endlich schlafen. Tja, und am nächsten Morgen stellte ich fest, dass ich mich nur noch schlapp fühlte… Doch Malaria? Zugegebenermassen war ich ein bisschen ängstlich und verbrachte einfach mal den ganzen Tag im Bett.
(Da ich den Schamanen ja nun leider aus hatte griff ich nach einem Buch aus den übrigens erstaunlich gut ausgerüsteten Bücherregalen im Haupthaus. Generationen von charakterlich scheinbar sehr ähnlichen Freiwilligen haben hier Ökologie- und Spanischlernbücher hinterlassen. Auch einige von Rüdiger Nehberg sind zu meiner Freude darunter und viele doppelte Reiseführer. Genug Material für die Regenzeit. Ich entschied mich für Jurassic Park und stellte nach 100 Seiten fest, dass über 150 Seiten fehlten… Sehr frustrierend!)
Bei der Gelegenheit habe ich mir auch vorgenommen mir bei Zeiten mal eine neue Matratze zu gönnen, zeitweise waren die Rückenschmerzen nämlich schlimmer als der Schwächeanfall.
Nuja, was soll ich sagen, 4 Uhr kam und 4 Uhr ging und es geschah nichts! Puh!!! Die Erkältungen hier sind wirklich sehr merkwürdig, zumal ich heute eine knappe Woche später die Grippe schon fast los bin. Faszinierend!
Trotzdem hab ich ein bisschen Respekt gelernt und werde in Zukunft mit dem Mückenspray noch gründlicher sein XD
Tja und was war sonst noch? Naja Felix ist dann am Wochenende alleine nach Cusco in die Kälte gefahren weil ich es doch nicht riskieren wollte mit der Erkältung. Ich habe mich dann am Samstag erst mal meinem Bank-Problemchen gestellt, was sich überraschend schnell in Wohlgefallen auflöste und bin anschliessend die Potsiwafamilie (ich kenn den Nachnamen gar nicht, *schäm*) besuchen gegangen und hab dort den Tag zugebracht. Abends haben die Jungs auf dem Plaza de Amas Capoeira vorgeführt um mehr Interessenten für die Schule zu bekommen. Das ist echt irre! Ich hab ein paar kleine Videos gedreht, wenn ich mal in Cusco bin kann ich die vielleicht bei Youtube rein stellen, hier dürfte das Netz wohl Jahre brauchen. Das muss man echt gesehen haben. Interesse habe ich auf jeden fall^^ Vielleicht kommen wir in der nächsten Zeit mal dazu das als regelmässiges Hobby einzurichten.
Abends war dann der Adriano noch so lieb mich nach Hause zu bringen (auf einem Motorrad ohne Licht, hehe) und ich war so lieb und hab noch unsere letzte Copuazu-Tassen-Schokolade gemacht^^
Am Sonntag hab ich ein bisschen gezwungener massen bei einer kleinen Versammlung das Ökozentrum betreffend auf unserer Terasse zugehört und am Nachmittag dann *Fanfahren bitte* meine erste eigene Tin-Whistle gebaut. Und sie klingt eigentlich ganz gut^^ Muss euch bei nächster Gelegenheit mal ein Foto nachreichen! *Stolz*
Tja und sonst ist man halt immer irgendwie beschäftigt. Unser Gemüsegarten macht grosse Fortschritte, heute haben wir ihn gegen die Hühner eingezäunt und auch unsere Dusche ist vom Laub befreit und hat, oh Luxus, eine Wand, und zwar aus Palmblättern. Ist das nicht romantisch? Fotos folgen in Kürze…
Übrigens merkt man nun auch schon langsam etwas von der Regenzeit. Bis jetzt ist es aber noch nicht unangenehm, da sie die Trockenheit und Hitze mildert und uns zudem Arbeitsfreie Vor- oder Nachmittage beschert.
Dieser Eintrag hat nun 50 Minuten und knapp 2 Soles verschlungen, aber für euch ist mir ja nichts zu teuer. Trotzdem komme ich jetzt mal zum Ende um noch ein paar andere Kontakte zu Pflegen.
Liebe Grüsse!

Nichts Zusammenhängendes

2011
10.07

Hm, wovon könnte ich denn mal erzählen? Vielleicht fragt ihr euch, was ich eigentlich den ganzen Tag so mache? Tja, das ist irgendwie eine gute Frage… Es ist wie auf dem Mittelaltermarkt, man wuselt die ganze Zeit rum und abends fragt man sich dann, wo der ganze Tag geblieben ist… Hier bleibt er wohl zu einem großen Prozentsatz beim Duschen (meist zweimal am Tag), beim essen kochen auf dem Gasherd, auf dem Weg mit dem Motorrad in die rund 4-5 km entfernte Innenstadt und bei vielen kleinen Basteleien. Dann schreiben wir natürlich noch viel für unsere Lieben daheim, also euch, und das will natürlich auch abgeschickt werden. Also ab ins Internetcafe. Und zwischen durch, ach ja, fast hätte ich es vergessen, arbeiten wir ja auch noch ein bisschen. Normalerweise stehen wir so gegen 6 auf, dann wird erst mal das dreckige Geschirr vom Vorabend abgeräumt, weil es da zum spülen zu dunkel war, und gefrühstückt. (Bei meinem Kommilitonen passiert das auch gerne mal in umgekehrter Reihenfolge.) An drei Tagen der Woche geht es dann wie bereits erwähnt zur Grundschule, an den anderen Tagen helfen wir meist Clara oder arbeiten auf einer Chacra. Das dann allerdings meist nur für eine oder 2 ½ Stunden, weil das Gestrüpp kleinschlagen mit der Machete für uns arme Deutsche schon etwas anstrengend ist. Aber auch die Peruaner bevorzugen dazu die frühen morgen- und Abendstunden (7-10, 16-18 Uhr) und das ist auch einer der wenigen Momente, wo man sie tatsächlich mal pünktlich erlebt. Abends so gegen 6 geben wir dann öfters noch Deutschunterricht oder bekommen ein bisschen Spanischnachhilfe von der Gabriela. Vor ein paar Tagen haben auch noch zwei andere Frauen bei uns angefragt, weil sie im Dezember nach Deutschland wollen. Wir haben zugesagt, da es ja eh nur drei Monate sind und wir auf diese weise ein bisschen mehr Kontakt zu Peruanern bekommen ohne jeden Abend raus zu müssen. Außerdem haben wir von denen auch schon eine Einladung auf eine Party bekommen, obwohl wir sie kaum kennen. Es war wohl vermutlich keine schlechte Entscheidung. Mal sehen, wie die erste Stunde wird.
Am Dienstag hatte Clara noch gegen 5 spontan angefragt, ob wir Lust haben, bei ihrem Papa auf der Chacra Ají zu ernten (kleine rote, orange und grüne Kügelchen die ziemlich scharf sind). Wir sind dann tatsächlich noch vorbei gegangen, obwohl wir uns schon recht kaputt fühlten. Ich kann nur sagen, dass es sich gelohnt hat: Pedro ist nämlich irre nett und hat mir einige Ableger von herrlicher marokkanischer Minze geschenkt. Die werde ich jetzt quadratmeterweise vermehren und mir jeden Tag einen herrlichen heißen Pfefferminztee mit ganz viel Zucker zum erfrischen machen. Dann brauch ich nur die Augen zu schließen und ich sitze bei Aziz vor dem Mokkastand und schlürfe mit ihm und Merlin unseren 5-mal-am-Tag-nachmittags-Tee 🙂 Außerdem hat Pedro mir noch zwei Kohlpflänzchen gegeben, die ich sofort in meine kleine Huerta (Gemüsegarten) pflanzen werde, sobald die mit besserer Erde und einem Zaun gegen die Hühner versehen ist.
Ach ja, und hatte ich eigentlich das Fest auf dem Feriagelände erwähnt? Letzte Woche waren wir Montagabend und den ganzen Dienstag auf einer Veranstaltung, wo es Vorführungen gab, örtliche Naturschutz- und Bauernorganisationen sich vorstellten und auch einiges an Schmuck und Handwerk verkauft wurde. Wir stellten das Ecocentro vor und verkauften unsere Produkte: Sternfruchtmarmelade, eingelegte Ajís, Fruchtmuss aus Banane, Maracuja und Copuazú, Copuazú-Cacao zum Auflösen in der Tasse und anfangs auch Copuazú-Kuchen. Der war allerdings wie das immer so ist am beliebtesten und nachdem der weg war, wurde es ruhiger. So hatten wir dann auch mal Zeit uns den Rest anzuschauen und haben auch abends ein paar von den traditionellen indianischen Tänzen gesehen, die verschiedene Schulen und Tanzgruppen präsentierten. Ich hoffe, man kann auf dem Bild ein bisschen was erkennen.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir das Motorrad, auf dem wir derzeitig noch immer zu zweit rumkurven, haben reparieren lassen. Leider war der dauerhafte Erfolg danach nur mäßig. Die Blinker sind schon kurz darauf wieder ausgefallen, deswegen müssten wir eigentlich noch mal hin. Immer die Hand raushalten nervt schon… Außerdem ist die Kette raus gesprungen, nachdem das Bike einmal umgekippt ist. Am Montag hatten wir außerdem einen Platten… vielleicht mag das Motorrad uns nicht. Wenigstens geht die Bremse noch…
Vor ein paar Tagen habe ich mir nun endlich mal einen Helm gekauft. Ursprünglich waren zwar zwei Helme da, ein viel zu großer mit zerkratztem Visier und ein einfacher Schalenhelm. Die passten mir beide nicht, aber aus gutem Willen setzte ich mir jedes Mal den lädierten Schalenhelm auf, bis er eines Tages vom Motorrad viel, nachdem Felix mich zur Hauptstraße gebracht hatte. Leider sind fast alle Helme, die man hier finden kann, viel zu groß, obwohl die Menschen doch so klein sind… In einem Geschäft neben dem blauen Markt bin ich aber doch fündig geworden: Taddaa, ein Kinderhelm XD
Das Foto hier ist übrigens extra für Isa, weil ich beim Kauf an sie denken musste 🙂

Felix war mit dem zerkratzten Visier auch nicht wirklich glücklich, weil es vor allem im Dunkeln jeden Scheinwerfer bricht. Da er aber auch kein Ersatzteil fand, hat er nun eine Motorradbrille gekauft… mal sehen, ob die besser ist.
An diesem Wochenende wollen wir uns wahrscheinlich noch mal die anstrengende Tour nach Cuzco antun, weil Bekannte vom Felix da sein werden. Wahrscheinlich heißt, dass ich mir noch nicht so recht sicher bin weil der Felix es nach Wochen ja doch mal geschafft hat mich mit seiner Erkältung anzustecken. Die letzten Tage war das eigentlich nicht dramatisch, weil es hier schön warm ist, aber jetzt fühl ich mich doch ein bisschen schlapp und Cuzco ist so kalt… Zudem habe ich ja derzeitig auch noch ein bisschen Probleme auf mein Konto zuzugreifen… Nuja, bis Freitag ist ja noch Zeit zu überlegen und wie ich mich entschieden habe erzähle ich dann beim nächsten Mal.

Ach ja, und noch etwas: Mir ist schon öfters aufgefallen, dass viele Menschen im Supermarkt leckere Früchte wie zum Beispiel Ananas oder Mango kaufen, ohne überhaupt zu wissen, wie die Pflanze eigentlich aussieht. Ich finde, das ist ein unhaltbarer Zustand und so möchte ich mich in die Reihe der „Kühe sind nicht Lila“- und „Strom kommt nicht aus der Steckdose“-Aufklärer einreihen und euch ein paar Pflanzen von hier zeigen.
Den Anfang macht der Baum Maranon, weil der mich selber überrascht hat. So sieht er aus:

Na, erkennt ihr, was da für Früchte dran hängen? Hier noch mal in größer:

Jap, genau, das ist nichts anderes als ein Cashew-Baum 😉 In den Kapseln unter der Frucht steckt der Kern, der geschält und geröstet wird und dann vernascht werden kann. Vielleicht probiere ich das in den nächsten Tagen mal aus… Dieser Baum steht nämlich auf halbem weg zwischen meinem Zimmer und dem Klo. Seine Früchte sind recht klein und rot, als wir aber an einem der ersten Tage mit Luis und Hermann essen gingen, begegnete uns eine relativ große und gelbe Frucht, die, wie man uns sagte, süß oder herzhaft zubereitet werden kann. Wir tranken auch einen Saft davon, der mir persönlich allerdings nicht wirklich schmeckte. Er hinterließ einen leichten Pelz auf der Zunge. Insgeheim schoben Felix und ich die Magenprobleme, die wir am nächsten Tag hatten, auch auf das Gebräu, denn der Geruch der am Boden liegenden Früchte erzeugte in mir immer wieder eine leichte Abneigung.
Soweit erst mal lieben Gruß!

Das Campamento

2011
09.24


So, da bin ich wieder.
Nach 5 Tagen in der Pampa bin ich wieder in… nun ja, da, wo es Strom und Klohäuschen gibt. Obwohl wir nur etwa 5km außerhalb der Stadt auf einem Gehöft waren, kommt es einem doch ein bisschen wie eine andere Welt vor. Felix und ich sind nämlich mit der Schule Potsiwa zelten gegangen. Die Schule – das heißt ein kleines Familien-„unternehmen“ bestehend aus Mutter Gladys, Vater Marco und den Kindern Gabriela, Geraldine und Adriano, dann noch Johanna und natürlich rund 30 Kinder unterschiedlichen alters.
Zu der Familie haben wir derzeitig abgesehen von Clara und Rafo den meisten Kontakt, so waren wir auch letzten Samstag anlässlich des Geburtstags von Gladys zum ersten Mal aus. Zu erst waren wir essen (für die anderen gabs Hühnchen, für mich einen wundervollen Salat und dazu verschiedene, herrliche mayonaisenartige Saucen) danach wurden wir in eine Charaokebar geschleppt. Das war wirklich witzig! Leider gab es in dem ganzen vollen Ordner nur genau zwei Seiten englische Lieder und von den spanischen eins, das ich kannte. Merkwürdigerweise hatten sie nicht ein einziges Lied von Juanes… So habe ich dann Antonio Banderas’ „El Mariachi“ aus Desperados zum Besten gegeben und den Felix noch bei „We are the Champions“ und „Let it Be“ unterstützt, weil singen ihm nicht ganz geheuer ist. Danach, so gegen 1, wollten Gabriela, Geraldine und Paula (eine weitere Tochter) uns noch in eine Discotek schleppen, was wir aber erst mal dankend ablehnten. Leider ist Metal hier nicht so recht verbreitet und Popmusik war uns dann doch noch zu unheimlich.
Nun ja, zurück zum Zeltlager. Die menge der Zelte war ein bisschen begrenzt. So teilte sich Felix mit einem Jungen eins, das hier meist als Ein-Mann-Zelt ausgelegt ist, ich verbrachte die vier Nächte in einem typischen Iglu mit drei weiteren Mädchen. Da ich mir jedoch jedes Mal den Platz an der Tür und damit an der Frischluft sichern konnte, schlief ich aber wider erwarten sehr gut. Nur in der letzten Nacht wachte ich ein paar mal öfter auf, erst fing es an zu regnen und zu gewittern, weswegen ich das Zelt schließen musste, dann gabs natürlich Mecker weil es zu stickig wurde und den Rest der Nacht war mir ständig ein Bein oder ein Ellenbogen im weg.
Den größten Teil der Zeit haben wir wohl mit Schwimmen in einem sich quer durchs Gelände schlängelnden Flüsschen verbracht. Das war auch ganz gut so, da das so ziemlich das einzige ist, was gegen die winzigen im Gras lebenden Isangos hilft. Aber dazu später mal mehr…
Abgesehen davon gab es aber auch einige Wanderungen, meist zu etwas entfernteren Wasserstellen. Dabei war es wirklich witzig, den Kindern beim Müll horten zuzusehen. Gabriela hatte sich nämlich was Nettes ausgedacht: Für 4 Bonbonpapiere, die als „Benzin“ ausgeteilt wurden, gab es ein neues Bonbon. Das Selbe galt auch für die Keckspäckchen, von denen zwei als Vormittagssnack dienten. Und ein Keckspapier wiederum war so viel wert wie zwei Bonbonpapiere. So verbrachten die Kinder viel Zeit damit rumzurechnen, zu verhandeln und den Müll eben nicht in die Umwelt zu werfen.
Ein besonderes Highlight war für mich das Kühemelken, da ich das selbst noch nie gemacht hatte, obwohl ich vom Niederrhein stamme. Weil es sich nicht um Hochleistungstiere handelt, beträgt die Milchmenge pro Tag bei vielleicht sechs Milchkühen 35l, und die hatten teilweise noch Kälbchen. Wenn ich die Literzahl bei deutschen Kühen richtig im Kopf habe, liegt die ungefähr bei 20l pro Tag und Kuh! Die hier konnten den ganzen Tag auf dem riesigen Gelände rumlaufen, allerdings sahen sie auch nicht ganz so gut genährt aus. Wie dem auch sei, anschließend zeigte uns Herr Eliverto dann auch noch, wie man aus der Milch Käse macht.

Außerdem konnten die Kinder auf einem kleinen, alten Ponny reiten und Baseball wurde auch gespielt. Zwei mal gab es abends ein Lagerfeuer, wo sich alle Blagen mit Marshmallows vollstopften.
Wir haben viel beim Essen machen geholfen, welches für Zeltlagerküche tatsächlich vorzüglich war. Das könnte aber auch daran liegen, dass die meisten Sachen ziemlich neu für uns waren, wie zum Beispiel trinkbarer Haferbrei mit komischen Früchten drin zum Frühstück.

Auch das Abspülen am Fluss hat relativ viel Zeit in Anspruch genommen – zumal die Blagen sich gerne mal drückten.
Im Gegenzug haben wir uns aber auch gerne mal gedrückt… zugegebenermaßen ich noch mehr als Felix. Den ganzen Tag mit Kindern rumtollen ist schon extrem ansträngend, da ist man froh, wenn man sich mal ein paar Minuten irgendwo verkrümeln kann.
Das war auch der Plan, als es ans Angeln ging: Wir schnappten uns zwei von den krummen Stöcken mit Schnur und Hacken dran, spießten etwas zögerlich ein armes Würmchen drauf (schon wieder etwas, was wir zum ersten mal machten) und verzogen uns weiter nach Fluss abwärts. Wir gaben uns keine Mühe leise zu sein, da wir eh nichts fangen wollten und auch nicht dachten, dass es in dem kleinen Bach viel zu holen gibt. Natürlich völlig klar, dass Felix etwa ein Virtelstündchen später das erste und einzige 10-cm-Fischchen raus zog und etwas panisch gegen einen Baumstumpf schlug.
Für uns ist die Schule schon echt praktisch, da man ein bisschen was über die peruanische Kultur und Mentalität lernt. Es gibt zwar ganz ähnlich wie in Deutschland hier schnell mal Zankereien, oft gehen die Kinder aber auch echt herzlich miteinander um. So bekommt man auch mal vom größten Rabauken ein Küsschen. Und das, obwohl manche Schüler aus etwas schwierigeren Familienverhältnissen stammen. Leider ist Potsiwa eine Privatschule und ich bin mir nicht sicher, wie repräsentativ das ganze im Bezug auf hiesige Kinder und Unterricht ist. Trotzdem ist es aber echt interessant und manchmal auch doch ganz schön, dabei zu sein. Obwohl das Campamento echt anstrengend war und ich froh bin nun wieder im Ecocentro zu sein, waren wohl auch ein paar nette Erfahrungen dabei und ein paar Kindern sind mir auch ein bisschen ans Herz gewachsen.
Fazit: Ich bin mir zwar noch sicherer als vorher, dass Kinder rein gar nichts für mich sind, aber wenn ich welche hätte, wären die bei einer Schule wie Potsiwa schon echt gut aufgehoben.

Ein paar sinnvolle Sachen

2011
09.16

So, was gibt es neues?
In den letzten Tagen haben wir noch ein paar sinnvolle Sachen zum Einleben gemacht. Zum Beispiel haben wir eine Hängematte gekauft und ich auch endlich ein brauchbares, kastenförmiges Moskitonetz.
Noch viel spannender und sinnvoller war aber wohl der Wasseranschluss: Wir haben zu fünft einen 2500l-Tank auf ein Türmchen neben unserer Hütte gehievt und angeschlossen. Abgesehen davon, dass man im Klohäuschen nun nicht mehr Wasser aus einem Bottich schöpfen muss, um sich die Hände zu waschen, haben wir hier nun auch einen Wasseranschluss und müssen nicht mehr ständig zur Küche laufen. Zudem kriegen wir dann auch vielleicht bald eine eigene Dusche und Waschstelle, was den Laufweg noch mal schön verkürzt. Nicht, dass es derzeitig so schlimm wäre, aber man kommt sich mit dem ewigen Laufen zur Wasserstelle schon ein bisschen wie auf dem Mittelaltermarkt vor. Fast wie daheim^^

Ähnlich praktisch ist auch der Stromanschluss und das Licht auf unserer… nun wie nennt man es? Eine Kreuzung aus offenem Haus und überdachter Terrasse.. den haben wir schon am Sonntag mit ein bisschen Hilfe vom Luis installiert. Ist schon ein bisschen praktischer, als die Öllämpchen, auch wenn es ohne Ende Viecher anzieht.
Außerdem haben wir ganz viele grüne Bananen geschält, um sie in einem extra Gestell in der Sonne zu trocknen. Danach hatten wir von dem merkwürdigen gummigen Saft die Hände total verklebt. Dabei schmeckten sie überhaupt nicht… Das müssen sie aber auch nicht, weil sie nach dem Trocknen zu Mehl weiterverarbeitet werden. Das heißt dann wohl wieder mahlen…
Ach ja, und wir haben noch etwas für unsere Sicherheit getan: Wir haben mit viel Geduld an dem Motorrad das Licht und die Bremsen reparieren lassen (übrigens von einem trotz der kurzen Haare recht hübschen Mechaniker) und auch einen zweiten Spiegel dazu gekauft. Luis meinte allerdings, den sollten wir besser noch fest machen lassen, damit er nicht geklaut wird.
Die Abende verbringen wir derzeitig noch immer auf unserer geräumigen, überdachten „Terrasse“, zum Beispiel mit lesen, spanisch lernen oder Gesellschaftsspiele spielen. So spielen wir auch regelmäßig Alquerque, das wir mit einer Kulizeichnung und orangen und grauen Bohnen improvisiert haben. Noch gewinne ich meistens, mal sehen wie lange das so bleibt^^

Zwischendurch hatten wir auch noch mal besuch von der 7-beinigen Tarantel. Ich habe sie Igor getauft.
In der nächsten Zeit wollen wir aber auch mal endlich ein bisschen raus gehen und mal sehen, wie die Leute so sind. Vielleicht eins der nächsten Wochenenden…

Das wärs dann erst mal an spannenden Sachen, denke ich. Übigens tut mir die Verzögerung sehr leid, ich habe nämlich meinen geliebten 8gb Corsair USB-Stick vermutlich im Internetcafe stecken lassen und irgendeine hinterhältige Hand hat den armen einfach mitgenommen… hoffentlich ist sie so lieb und bringt ihn wenigstens gegen Finderlohn zurück.
Bis dann mal!