Archive for Januar, 2012

Neues Jahr, neuer Eintrag


2012
01.20

Ich kann mich nur entschuldigen, dass es so lange gedauert hat. Entschuldigung! Naja, irgendwie ging die Zeit so schnell mit unwichtigen Dingen dahin und ich hatte auch gar nicht das Gefühl, irgendetwas wirklich spannendes zu erleben, aber wenn ich mir nun so meine Stichpunkte anschaue, stelle ich fest dass ich doch besser zwei Einträge draus gemacht hätte…
Naja, ich fange einfach mal mit dem an, was die meisten hier wohl am brennensten interessiert: Sylvester. Erst mal zu den Traditionen und Abergläubeleien, also wie in Puerto so gefeiert wird. Erst mal wurde schon Tage vorher überall gelbes Zeug wie T-Shirts und Blumenketten verkauft, weil das Glück bringen soll. Daneben gab es dann noch kleine Ährensträusschen, die man sich neben die Tür hängen konnte und die zu Reichtum verhelfen sollten. Am 31. abends werden dann also die gelben Sachen angezogen (sofern man das denn mit macht) und man geht raus, zum Beispiel zu Freunden oder in die Disco. Je nach dem, wie man das handhabt wird schon am frühen Abend gegessen oder auch erst gegen halb eins nach dem Knallen. Das ist nämlich genau so wie bei uns, genau wie das Anstossen und das frohes neues Jahr wünschen. Abgesehen davon gibt es aber noch so Sachen wie um Mitternacht 12 Trauben essen und sich etwas wünschen oder ein Bad mit Blumen nehmen. Tja, und an sonsten wird halt genau wie bei uns ohne Ende gefeiert.
So, nun zu meinem Sylvester. Um meine Rechtfertigung nachvollziehbar zu machen fange ich mal morgens an. Morgens gegen 7 bin ich auf die Feria gegangen, um die üblichen Besorgungen zu machen. Dann war ich noch ein Stündchen im Internetcafe und hab mich anschliessend zum (ehemaligen) Potsiwa-Schulgelände aufgemacht. Da die Schule nämlich wegen Problemen mit dem Vermieter umziehen muss, waren die Jungs da gerade dabei, alles abzubauen. Da hab ich dann bis gegen 6 mitgeholfen, wo es dann zu dunkel wurde.


Danach war ich ziemlich kaputt, zumal Nilo mich an Weihnachten anscheinend auch noch mit seiner Erkältung angesteckt hatte. Ninja, mit dem ich mich für den Abend verabredet hatte, war sogar noch müder, weil der den ganzen Tag geschufftet hatte und so legten wir uns erst mal ein bisschen hin und verabredeten uns für neune oder so. Er weckte mich dann gegen 10, da waren meine Augen dann aber so verklebt, dass ich mich nicht im Stande sah aufzustehen und irgendwie schliefen wir noch mal ein. Um viertel vor 12 schafften wir es dann endlich hoch, assen 12 Trauben und sahen dem Feuerwerk der Nachbarn zu. Danach wünschten wir seiner Familie ein frohes neues Jahr und assen bei ihnen Choclo (Mais) und Truthahn (also ich hab natürlich keinen Truthahn gegessen). Danach fuhren wir noch ein bisschen durch die belebten Strassen und schauten uns den Plaza an, so richtige Partystimmung wollte aber wohl nicht aufkommen. Die Discos waren einfach alle total überfüllt und wir dachten uns, irgendwie kann man da auch an jedem anderen Tag im Jahr rein gehen. So beendeten wir dann die letzte, bzw. erste Nacht des Jahres noch mit einem netten Film und das wars. Ich war zufrieden.
Ein bisschen hat es sich dann tatsächlich auch gelohnt. Am nächsten Tag war ich dann nämlich fitt genug, um noch mal auf die Feria zu fahren und mir ein süsses kleines Kätzchen zu kaufen. Nachdem Pulpa verschwunden ist, mit der ich mich zuvor ganz gut angefreundet hatte (naja zugegeben, eigentlich wollte sie immer nur die Kekse, sie hat mich ein bisschen an Jannik erinnert, hab ich mich irgendwie einsam gefühlt. Die kleine heisst Meia Lua und ist wirklich knuddelig und sehr intelligent, nur dass mit dem nicht über den PC laufen hat sie noch nicht so ganz gelernt. Naja gut, und ein paar mal hat sie mir in den Finger gebissen, aber nicht mit Absicht. Ich mag sie. Fotos gibts wenns schöne gibt und nicht so viele andere, die eh schon den Eintrag sprengen.
Am Tag darauf, dem Montag, kam dann der Felix aus Cuso wieder (von wegen Kälte und Weihnachtsstimmung und so) und die normale Arbeit ging wieder los. Mit Clara rösteten und schälten wir Tagelang Cupuazúsamen. Eine Höllenarbeit. Dafür habe ich den schlimmsten Teil der Schokoladeproduktion revolutioniert: Ich bin auf die Idee gekommen die fertig geschälten Samen in den Mixer zu schmeissen. Jetzt müssen sie statt drei nur noch einmal mit der Handmühle gemahlen werden und die Arbeit von einem Tag schafft man in vielleicht 1 ½ Stunden. Eine relativ simple Sache aber ich bin einfach mal so dreist und klopfe mir auf die Schulter 😉
Mit Luis haben wir viele Tüten mit Erde gefüllt, um Shimbillo (ein Leguminosenbaum mit viel Laub, was auf der Chacra sehr nützlich sein kann: Unkraut wird Luft und Licht genommen und Biomasse und Stickstoff reichern den Boden an) und Cacao zu pflanzen.

Dabei und in Zukunft wohl auch bei allen anderen Arbeiten bekommen wir in den nächsten 3 Monaten tageweise ein bisschen Hilfe, wir haben jetzt nämlich eine perúanische Praktkantin. Sie ist sehr nett, heist Carla und ist eine Freundin von Luis.

Auch auf der Chacra sind natürlich ein paar Sachen passiert. Nachdem wir nun im ersten Stück das gröbste Gepflanzt haben und der Wildwuchs zumindest ein bisschen unter Kontrolle ist haben wir nun angefangen unseren Arbeitsbereich ein bisschen auszudehnen und dazu viel Gestrüpp zerhackt und auf das leichenübersäte Schlachtfeld Cudzu gepflanzt, um erneutem aufbegehren einhalt zu gebieten. Eines schönen Montagmorgens bekamen wir dabei jedoch leider früher frei, weil die Bienen in einer Kiste 3 Reihen weiter sich irgendwie angemacht fühlten. Von meinen 7 Stichen war der vieseste der überm Auge, der auch noch nach zwei Tagen weh tat. Felix hatte Glück, der hat nur einen abbekommen, Luis dagegen war auch mit ein paar mehr gesegnet. In den nächsten Tagen zu Sonnenuntergang werden wir die Kiste wohl mal wo anders hin stellen…
In unserer Freizeit haben wir mal wieder vermehrt Kochunterricht bekommen. Mitlerweile kann ich abgesehen von Causa auch noch Papa a la Huancaina, Tallarin Verde, Tacacho und perfecte Limonade machen. Aber dazu noch mal mehr, wenn ich endlich einen Extraeintrag dazu schreibe.
Ach ja, und noch etwas ist passiert: Wir hatten nämlich Besuch, und zwar zurAbwechslung mal nicht von ehemaligen Freiwilligen sondern von derzeitigen.Von unserer Organisation, also vom Welthaus Bielefeld haben Julia und Anna uns besucht. Die zwei arbeiten in Lima im Casa Hogar, einer Betreuungsstätte für Kinder. Wir haben ein paar schöne und spannende Tage mit viel Perúerfahrungen-austausch gehabt und ihnen natürlich ein bisschen unsere geliebte verschlafene Stadt gezeigt.

Die Zwei gaben dann gleich dem Gustav die Klinke – oder eher das Bett – in die Hand. Der ist über Ecoselva, eine kleine, sehr familiäre Organisation, bei der ich mich auch beworben hatte, in Pucalpa in einem ganz ähnlichen Projekt gelandet wie wir. Dem zeigten wir natürlich dann auch noch mal die Stadt und er griff uns bei der Arbeit auch ein bisschen unter die Arme.

Das Genialste kam eigentlich an seinem vorletzten Tag, als er es endlich geschafft hatte eine Mail von seinem Cheff zu öffnen und er uns fragte, ob wir von einer Organisation namens AAE gehört hätten und ob wir einen Don Pedro Casanova kennen würden. Selbigen hatte er schon gesehen, als er mit mir ein paar Sachen bei ihm zu Hause abhohlte und bei der Organisation hat er 4 Tage verbracht 🙂 Sachen gibts…
Nun noch eine Pflanze. Das fällt mir dieses Mal auch wieder überhaupt nicht schwer, weil wir davon gerade so viel gepflanzt haben: Cacao. An sich ist der Baum recht unspectaculär, aber die am Stamm und an den Zweigen hängenden gelben Fruchtkörper bergen trotzdem den Stoff, aus dem europäische Träume gemacht sind, nämlich die Bohnen.

Zur Weiterverarbeitung werden die mitsamt dem (übrigfens absolut köstlichen) Fruchtfleisch aus den Kapfseln geholt und müssen erst einmal rund 4 Tage vermentieren. Danach werden sie gut getrocknet, geröstet, geschält und gemahlen (genau, wie bei seinem Verwandten, dem Cupuazu [grossblütiger Cacao], nur dass das beim Cacao einfacher geht). So weit die Theorie, gemacht haben wir das nämlich noch nicht. Aber das wird bald zumindest probeweise in Angriff genommen.

Eigentlich produzieren die Bäume das ganze Jahr über, aber derzeitig scheinen es mir besonders viele Früchte zu sein. Vielleicht liegt es an der Regenzeit. Übrigens ist Cacao nicht gleich Cacao. Auf dem Bild hier sind neben den typisch gelben Früchten einer Cacaoart, die bei uns vor der Küche wächst noch die rötlichen Kapseln einer anderen Art zu sehen. Diese hat ein relativ bitteres Fruchtfleisch mit weniger Samen und ist theroetisch auch so im Regenwald zu finden. Eine relativ ursprüngliche Art also.
Und noch etwas: Hier gibt es kaum brauchbare Schokolade. Das einzige Cacaoprodukt, das hier überall erhältlich ist, ist eine Rohmasse für Trinkschokolade. Kim, geniess deine Milka also doppelt und denk an mich.

So, das wars nun auch schon wieder. Wer immer noch nicht genug hat kann noch mal kurz bei meinen Freunden vorbei schauen, da sind nämlich Ninja (Elvis) und Hugo dazu gekommen und auch ein wenn auch sehr schlechtes Foto von Naif.
Wie immer liebste Grüsse aus der Ferne!