Geschichten, …
09.28
Geschichten, die das Leben schreibt
Über Schwiegermütter, Kombibusse und Butter – Was denken Peruaner von der deutschen Sprache?
Jeder kennt sie, die Wortwitze über andere Sprachen, die auf Klischees über deren Klang basieren. So heißt Sonnenuntergang auf Finnisch >>Hel-sinki<< und der chinesische Verkehrsminister >>Um-lei-tung<<. Dass es so was aber auch in anderen Ländern über unsere Sprache gibt, daran hatte ich vorher nie gedacht. So war ich ein wenig perplex, als ich von Adriano (dem Bruder von Geraldine, Gabriela…) gefragt wurde, was Suegra (Schwiegermutter) wirklich auf Deutsch heißt. Er musste mir dann erst mal den Witz erklären: Für Peruaner klingt unsere wundervolle Sprache etwas rau und abgehackt, nicht zuletzt aber auch, weil sie die schönen weichen laute wie >>ich<< überhaupt nicht aussprechen können. Aus dem flauschigen „ch“ wird dann ein CH wie in WaCHtel. Im Übrigen können sie auch meinen Namen nicht aussprechen, weil sie wie schon die Franzosen zuvor Probleme mit dem g haben. Ich habe halt einen extrem uninternationalen Namen… Nun ja, zurück zur Schwiegermutter, die heißt hier nämlich auf Deutsch angeblich >> Ach<<. Auch die Kombibusse, die ich glaube ich schon im Lima-Eintrag beschrieben hatte, haben wegen dem oft vorhandenen Platzmangel einen „deutschen“ Namen: „subenestrujenbajen“ (sprich: subenestruCHenbaCHen), in Echtdeutsch „einsteigen-quetschen-aussteigen“. Am meisten Spaß hatte Adriano (und auch der Rest der Familie) aber, als wir von Butter sprachen. Unzählige Male mussten wir den Satz „Ich hole Butter“ unter dem Gelächter der anderen wiederholen, bis wir durch die Nachahmung der anderen über den Witz aufgeklärt wurden. Das klingt dann nämlich ungefähr so: „iCH ole Buta.“ Das wiederum kommt dem etwas weniger hilfsbereiten und zuvorkommenden Ausdruck „Hijo de Puta“ gefährlich nahe. Wenn ihr also in spanischsprachigen Ländern nicht Gefahr laufen wollt, jemanden als Hurensohn zu beschimpfen, solltet ihr die Butter besser ohne Kommentar holen 😉 xXx*xXx*xXx Eine Anekdote zum Titikaka-See
Ja, der Titikakasee, majestätisch und ruhig liegt er da, das tiefe, durch keine Wolke getrübte Blau des Himmels spiegelt sich in seiner durch eisigen Wind gekräuselten Oberfläche und auf den Kämmen der Wellen glitzert die Höhensonne. Trotzdem wird seine Schönheit von einer ständigen Diskussion überschattet…
Der gigantische See liegt auf 3810m Höhe, genau auf der peruanisch-bolivianischen Grenze, erstreckt sich über 8288km² und hat eine Küstenlinie von Rund 1125km.
Aber… Welchem Land gehört eigentlich wie viel des Sees? Da sich Perú und Bolivien wegen einiger Kriege sowieso nicht so 100%-ig grün sind, scheint es dort unter den Bevölkerungen unterschiedliche Meinungen zu geben. Die Bolivianer behaupten, ihnen gehören 60%, die Peruaner meinen, ihnen stehen mindestens 50% zu. Im Internet steht sogar der westliche mit 4.916 km² weit grössere Teil gehöre zu Peru, der östliche Teil mit 3.372 km² zu Bolivien (Wikipedia).
Wie dem auch sei, man kann den See jedenfalls auch noch auf eine andere Weise aufteilen. Als wir uns nämlich auf unserer Reise in Cusco von dem Jongleur Sebastian verabschiedeten, um uns auf den Weg zu dem grossen Teich zu machen, gab er uns etwas mit auf den Weg: „ Und niemals vergessen, Amigas, die peruanische Seite heisst Titi und die bolivianische heisst Kaka!“
Schon witzig, dass diese kleinen, jeweils nur aus einer Silbe bestehenden Wörtchen mindestens in drei Weltsprachen die selbe Bedeutung haben. Und irgendwie habe ich so das gefühl, dass die Bolivianer den gleichen Spruch drauf haben.
Nun ja, wir waren jedenfalls da und ich muss sagen: Der See wird seinem Namen nicht gerecht. Er ist zwar schon ziemlich beeindruckend, aber hey, ich habe nicht eins der Dinger gesehen, die der Name verspricht.
Wie ich schon im entsprechenden Tagebucheintrag berichtet habe erklärte uns der Gruppenführer dort dann noch, dass die Aussprache eigentlich eher TitiCHaCHa oder TitiCHala entspricht, was auf Quetchua bzw. Aymara so viel wie Pumafelsen bedeutet. Der Name ist also irreführend, aber schon witzig, wozu Neckereien unter Ländern so führen können.
Ach Leute, am Ende ist es doch eh nur kaltes Wasser…