Also was ich an Ostern machte…
Da Ostern in der Sierra viel mehr gefeiert wird, ich aber keine Lust auf Kälte hatte und ich Ostern sowieso schon seit Jahren nicht mehr so richtig gefeiert habe, nahmen wir eine eintägige Bus/Autofahrt nach Rio Branco auf uns. Wir – das heisst Ninja und ich. Nach Brasilien wollte ich eh mal, Ninja wollte einen Capoeirameister besuchen und ich wollte mich vom traditionellen Ostermittelalterlager meiner Freunde in Deutschland ablenken. Also schlugen wir gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Dabei drohte das ganze schon fast an der Grenze zu scheitern, weil die da behaupteten, ich hätte gar keine Aufenthaltsberechtigung, da das 90Tagesvisum abgelaufen und nicht erneuert worden sei. Keine Ahnung, wofür die den blauen Stempel hielten… für einen Poststempel? Nach Zweieinhalbstunden eisernen Wartens und keine Schwäche zeigens ging es dann aber doch weiter. Die haben da wirklich kein Durchhaltevermögen. Ich hatte von 4 meinungsverstärkenden Plänen gerade mal den ersten in die Tat umgesetzt.
Wenn man über die brasilianische Grenze fährt, fallen als erstes die riesigen weiten von Wiesen- und Weideland auf, fast wie am Niederrhein oder in Holland, wenn man von den paar Paranussbäumen mal absieht. Gegen 11 Uhr nachts kamen wir dann in Rio Branco an und glücklicherweise ging Ninjas ehemaliger Capoeiralehrer Voador (Bild 1) tatsächlich ans Telefon, bei dem wir dann auch gleich die nächsten 3 Tage wohnten. Ab da fühlte ich mich dann wirklich wie in Holland. Brasilien ähnelt Europa nähmlich viel mehr als Perú, spätestens wenn man vergebens den Markt sucht und in den Supermarkt geht. Da war gerade für Ostern dekoriert und die Brasilianer scheinen auf Süsses zu stehen. Dass ich mich wie bei unseren Lieblingsnachbarn fühlte, lag allerdings vor allem daran, dass das Portugiesisch dem Spanischen genauso gleicht wie das Niederländische dem Deutschen. Wie dort spitzte ich also schön die Öhrchen und verstand sogar recht viel, bis ich mich nicht mehr konzentrieren konnte und ganz dem Asaí widmete (Bild 3). Dieses teuflischgute Puddingzeugs, mit dem ich mich an drei Abenden überfrass, wird aus einer Palmfrucht gewonnen, hat irre viel Eisen und anderes Tolles, mindestens ebensoviele Kalorien und wird dort an jeder Ecke verkauft. Die ausfuhr der Samen ist verboten… Tsts, als hätten die Peruaner nicht genauso coole Sachen…
Rio Branco ist sehr schön und wir verbrachten den grössten Teil der Zeit mit Rumlaufen. An sonsten kauften wir noch eine Berimbao, die ich auf Bild 4 gerade ausprobiere. Nein, das ist kein Bogen XD sondern ein Musikinstrument.
Bild 5 ist das Beweissfoto, dass es in Brasilien Metal gibt, denn ausgerechnet an diesem Wochenende gab es ein Konzert. Naja, eigentlich war es ein Konzertchen, aber das sagt ja nichts über den Spass aus, den hatten wir nämlich. lml -.- lml
Bild 6 hat eigentlich keine Aussage und ist nur hier, weil ich die Pflanze so cool fand.
Am letzten Tag der Reise trafen wir dann endlich den Capoeirameister an, mit dem Ninja so gerne Plaudern wollte. Maestre Arepiado, ungefähr Meister Gänsehaut. Ein sehr sympathischer Typ, der mich irgendwie an Brendan Frazer erinnerte. Ich verstand leider nicht viel von dem, was er sagte, aber seinen Widwenspitz fand ich faszinierend XD Ninja war jedenfalls glaube ich ganz glücklich, obwohl man es ihm auf Bild 7 nicht umbedingt ansieht.
Bild 8 zeigt den Fluss Acre, an dem wir ständig auf dem Weg zu Maestre Arepiados Haus entlangspaziert sind. Und wir haben tatsächlich Flussdelfine gesehen, obwohl die Bewebungen im Wasser nicht dafür gehalten hätte, wenn man es mir nicht gesagt hätte.
So, jetzt habt ihr ein ungefähres Bild, was ich an Ostern gemacht habe. Kommen wir jetzt zum mit Sicherheit spannenderen, aber mit Sicherheit auch unschöneren Teil dieses Blogeintrags. Kim, wenn du keine Albträume haben und nach meiner Rückkehr noch mit mir befreundet sein willst, wäre es vielleicht gut, wenn du jetzt nicht weiterliest… An sonsten war es schön, dich gekannt zu haben.
Das war nämlich so: Ich hatte ja irgendwann mal den Gemüsegarten erwähnt, den wir aus Spass angelegt und wegen den Hühnern eingezäunt hatten. Tja, dieses Projekt ist leider ein bisschen gescheitert, zum einen wegen dem gar nicht soo günstigen Standort (warum auch auf Luis hören?) und weil wir feststellten, dass das meiste Zeugs auch wunderbar auf der Chacra wächst. (Jagut, ich gebs ja zu, wir waren auch einfach faul. Und mein „Bodendüngender-Bodendecker-gegen-das-Unkraut“ Experiment ist auch gescheitert, weil die kleeartige „Futtererdnuss“ einfach alles überwuchert.) So grübelte ich eines Tages im Zuge der „Alles-schön-für-Herwald“-Aktion darüber nach, was man denn mit dieser Baustelle anstellen könnte. Felix widmete dem Ganzen einen Blick und meinte: Kaninchen. Das erschien uns beiden eine so geniale Idee, dass wir uns beim nächsten mal auf der Feria gleich zwei Kaninchen zulegten: Freya braungecheckt und Satan wie es sich gehört schwarz. (Felix war eigentlich gegen die Namen von wegen „Ich will keine Haustiere sondern Essen“, aber die Namen setzten sich doch durch.) Gut, das ganze war schon eine ziemlich übereilte Aktion. Deswegen war uns wohl auch ein Löchlein im Zaun entgangen, duch das Freya die Wilde schon am ersten Abend verschwand. Am nächsten Morgen entdeckte Luis sie dann auf dem Weg zum Klo und nach einer halbstündigen Scheuchaktion lief sie mir dann in die Arme. Adrenalin! Besser ist wohl nur Wildschweine mit der Hand fangen.
Danach nahmen wir uns dann vor, das ganze mit ein bisschen mehr Herz anzugehen. Wir steckten den Zaun noch mal ganz genau ab und bauten auch ein wunderschönes Häuschen in unserem „Zweckmässig und unproblematisch“-Stil.
X
Den Einzug erlebte Satan allerdings leider nicht mehr. Der lag vor der Fertigstellung um den halben Kopf beraubt im Käfig. Luis tippte auf rumstromernde Kater als Übeltäter. Wir bliesen einen Moment trübsal, aber auch nur einen Moment. Unter den Büchern in unerer kleinen Freiwilligenbibliothek hier hatte ich mir nämlich schon ganz am Anfang die Exemplare von Rüdiger Nehberg rausgepickt und das Lesefieber hatte über Anette dann schliesslich auch Felix angesteckt. Und der sah nun endlich seine Stunde gekommen, die Beschreibungen über das Ausnehmen eines Tieres in die Tat umzusetzen. Ich war anfangs ein bisschen skeptisch, aber im Grunde hatte er ja recht. Wann kriegt man schon mal die Gelegenheit, ausnehmen an einem Tier zu üben, das man weder getötet, noch von der Strasse gekratzt hat, von dem man ungefähr weiss, wo es her kommt und dessen Augen einen zudem nicht traurig anstarren können. Zumindest das eine. Um das andere kümmerte sich Felix Machete. Mit Nilos Hilfe und den Bildbeschreibungen des Buches immer daneben hingen wir Satan also in einer Baumgabel auf und zogen ihm das Fell ab. Das ist gar nicht so schwer, wenn man weiss, wie.
Danach gab es dann noch eine Unterrichtsstunde in Organkunde. Und am nächsten Tag ein Festessen mit Ensalada Russa, Reis, Kartoffeln, Yuka und natürlich Kaninchen aus dem Lehmofen. Das dünne Gerippe da in der Form tat einem schon irgendwie leid. Aber ich musste mich halb kaputt lachen, als Felix das mit dem Satansbraten auffiel. Und ja, ich habe auch mitgegessen. Drei winzigkleine Stückchen. Schliesslich musste ich ja nun auch zu meinem Wort stehen, das ich in so vielen Diskussionen mit Antivegetariern gegeben hatte. Danke, Samy.
Das war also das mit Satan. Weil wir dann aber fanden, dass Freya allein ein bisschen einsam ist in dem grossen Stall, kauften wir uns gleich am nächsten Wochenende zwei neue. Diesmal recht kleine. Gabriel mit ähnlicher Fellfärbung wie die Grosse und Kriemhild vom Mühlengrunde. Man braucht doch eine Quotenadelige und das passte irgendwie zu der Weissen mit hellbraunen Flecken.
An diesem Tag lernte Felix, dass die Brutalität der Kaninchenkämpfe in Watership Down nicht nur der Fantasie einiger kranker Kinderserienmacher entsprungen ist. Gabriel fehlte nämlich schon nach wenigen Stunden ein Stück Ohr und etwas Fell, was wohl auf Freyas Kappe ging. Frustrierender war aber noch, dass die Adelige auch nach einer halben Stunde Suchens noch nicht aufgetaucht war. Ich wähnte schon ein weiteres übersehenes klitzekleines Loch. Noch etwas unschöner wurde es aber am Abend… wir hatten uns nämlich leider etwas länger in der Küche verquatscht, und als wir gegen 10 die Kaninchen reinsetzten wollten, war von einem kleinen nur ein Bein und der Magen zu finden. Zumindest das, was davon übrig war, nachdem Felix reintrat. Merkwürdigerweise war das Fell am Bein ziemlich weiss. Gabriel hatte zwar weisse stellen, aber ein ganzes Bein? Nunja, muss wohl, denn kurz darauf erschreckte uns Kriemhild höllisch, als sie durch den Käfig hoppelte. Sie hatte noch alle Beine und nur eine kleine Fleischwunde am Rücken. Schon alles ziemlich unheimlich. Und mal wieder war das Weibchen intelligenter. Nunja, egal. Auf die passten wir dann die nächsten Tage besser auf, die Wunde wurde mit Schwedenkräutern versorgt und sie schlief bei uns in den Zimmern, bis wir auch für sie eine alte Kiste recycled und ein Stück Käfig abgetrennt hatten. Das mit dem Verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen schaffte sie danach übrigens nochmals… Wir gingen übrigens mal davon aus, dass Freya nicht dazu in der lage war, ein Kaninchen bis auf den Magen aufzufressen und beschuldigten wieder den Kater. Ach war das noch schön, als die Kaninchen aus offenkundig ersichtlichen Gründen starben. Wir investierten noch ein bisschen mehr Energie und Zeit und setzten auf den Zaun eine weitere Etage drauf.
Jetzt sollte der Kater es noch mal versuchen…
Tat er nicht. Kurz darauf war das weisse Kaninchen nämlich nochmals entschwunden, als ich morgens die Tür des Häusschens öffnete. Allerdings nicht körperlich. Keine Ahung, woran das gestorben sein könnte. Und als Felix dann abends das letzte, erste und älteste Kaninchen reinsetzen wollte, da war auch Freya entschlafen… Da waren wir dann irgendwie lustlos und zu faul, noch Löcher zu graben. Ganz kindisch schmissen wir sie ins Gebüsch. Natürlich fand der Hund eins und das Knochenknacken und der Geruch verfolgten Felix noch eine Weile. Mich nicht, ich hatte mal wieder die Nase zu.
Ich denke, wir sind beide sehr froh, dass wir jetzt erst mal unterwegs sind und uns nicht mit dem lehren Hochsicherheitskäfig auseinandersetzten müssen. Das Ecocentro ist ein Paradies, vor allem wenn man es von unserer Dusche aus betrachtet, die schon von mehreren Besuchern zur schönsten Perús gekürt würde, doch für einige Tiere ist das hier wohl nicht der rechte Fleck. Naja, denken wir lieber an die schönen Sachen. Hier noch ein paar Bilder von unserer Dusche.
An sonsten hatten wir noch wieder Besuch von Herwald von der finanzierenden Organisation in Deutschland. Dieses mal hatten wir richtig geackert auf Chacra und Gelände und so war er auch einigermassen zufrieden (Die Chacra sieht jetzt übrigens tatsächlich klasse aus, werde unter die Chacra bald mal ein paar Bilder rein stellen). Bei seinem letzten Besuch hier im Dezember war ja alles gerade ein wenig chaotisch. Ausserdem hatte ich auch endlich mal die Gelegenheit, mich ein bisschen mit ihm über ökologische Landwirtschaft in den Tropen zu unterhalten und dies verschaffte mir ganz neue Eindrücke und Erkenntnisse.
An sonsten verbrachten wir die Zeit wohl in halbwegs froher Erwartung unserer Familien, wovon ihr dann beim nächsten mal lest.
Für das Exotarium ist mir auch noch so gerade etwas eingefallen, und zwar diese Bromelienverwandte hier:
Von denen gibt es zig verschiedene Ausführungen in beispielsweise der Grössse – von dreissig Zentimetern bis 1,5 Metern in der Horizontalen -, der Farbe der Blätter und auch der Stachelbewertheit. Alle haben sie aber gemeinsam, dass sie das Regenwasser mithilfe der Blätter in ihrem, Zentrum sammeln und davon dann auch in trockeneren Zeiten zehren können. Wer ein guter Beobachter ist, hat auch schon erkannt, welchen Teil man in der Regel verzehrt: Die Ananasfrucht.
Abgesehen davon, dass diese grossen Früchte sehr lecker sind, sind sie auch noch sehr gesund. Auch soll sie beim Abnehmen Wunder wirken, das dürfte allerdings eher auf die entwässernde Eigenschaft zurückzuführen sein. Den Strunk oben an der Frucht (ebenso wie die Ableger) kann man zur Anzucht benutzen, wenn man ihn sauber vom Fruchtfleisch befreit und zwei Zentimeter in Erde eingräbt. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass das sogar in Deutschland recht gut klappt, nur danach wird es mit dem am Leben erhalten etwas schwierig mangels eines Tropenhauses.
Wem irgendwann mal eine Bioananas in die Hand fallen sollte, kann ein leckeres Erfischungsgetränk herstellen, indem er die Schale ungefähr 10 Minuten in Wasser auskocht und dann abkühlen lässt. Schale abseihen und fertig, braucht nichtmal Zucker.
Bei dem Bild handelt es sich übrigens um eine Zwergananas, aber das ist wahrscheinlich keinem aufgefallen, oder?
So, das wars schon wieder. Das nächste mal hört ihr von mir wohl so in ungefähr einem Monat, dann gibt es wieder ein Urlaubsspecial.
Lieben Gruss bis dahin!