Hm, wovon könnte ich denn mal erzählen? Vielleicht fragt ihr euch, was ich eigentlich den ganzen Tag so mache? Tja, das ist irgendwie eine gute Frage… Es ist wie auf dem Mittelaltermarkt, man wuselt die ganze Zeit rum und abends fragt man sich dann, wo der ganze Tag geblieben ist… Hier bleibt er wohl zu einem großen Prozentsatz beim Duschen (meist zweimal am Tag), beim essen kochen auf dem Gasherd, auf dem Weg mit dem Motorrad in die rund 4-5 km entfernte Innenstadt und bei vielen kleinen Basteleien. Dann schreiben wir natürlich noch viel für unsere Lieben daheim, also euch, und das will natürlich auch abgeschickt werden. Also ab ins Internetcafe. Und zwischen durch, ach ja, fast hätte ich es vergessen, arbeiten wir ja auch noch ein bisschen. Normalerweise stehen wir so gegen 6 auf, dann wird erst mal das dreckige Geschirr vom Vorabend abgeräumt, weil es da zum spülen zu dunkel war, und gefrühstückt. (Bei meinem Kommilitonen passiert das auch gerne mal in umgekehrter Reihenfolge.) An drei Tagen der Woche geht es dann wie bereits erwähnt zur Grundschule, an den anderen Tagen helfen wir meist Clara oder arbeiten auf einer Chacra. Das dann allerdings meist nur für eine oder 2 ½ Stunden, weil das Gestrüpp kleinschlagen mit der Machete für uns arme Deutsche schon etwas anstrengend ist. Aber auch die Peruaner bevorzugen dazu die frühen morgen- und Abendstunden (7-10, 16-18 Uhr) und das ist auch einer der wenigen Momente, wo man sie tatsächlich mal pünktlich erlebt. Abends so gegen 6 geben wir dann öfters noch Deutschunterricht oder bekommen ein bisschen Spanischnachhilfe von der Gabriela. Vor ein paar Tagen haben auch noch zwei andere Frauen bei uns angefragt, weil sie im Dezember nach Deutschland wollen. Wir haben zugesagt, da es ja eh nur drei Monate sind und wir auf diese weise ein bisschen mehr Kontakt zu Peruanern bekommen ohne jeden Abend raus zu müssen. Außerdem haben wir von denen auch schon eine Einladung auf eine Party bekommen, obwohl wir sie kaum kennen. Es war wohl vermutlich keine schlechte Entscheidung. Mal sehen, wie die erste Stunde wird.
Am Dienstag hatte Clara noch gegen 5 spontan angefragt, ob wir Lust haben, bei ihrem Papa auf der Chacra Ají zu ernten (kleine rote, orange und grüne Kügelchen die ziemlich scharf sind). Wir sind dann tatsächlich noch vorbei gegangen, obwohl wir uns schon recht kaputt fühlten. Ich kann nur sagen, dass es sich gelohnt hat: Pedro ist nämlich irre nett und hat mir einige Ableger von herrlicher marokkanischer Minze geschenkt. Die werde ich jetzt quadratmeterweise vermehren und mir jeden Tag einen herrlichen heißen Pfefferminztee mit ganz viel Zucker zum erfrischen machen. Dann brauch ich nur die Augen zu schließen und ich sitze bei Aziz vor dem Mokkastand und schlürfe mit ihm und Merlin unseren 5-mal-am-Tag-nachmittags-Tee 🙂 Außerdem hat Pedro mir noch zwei Kohlpflänzchen gegeben, die ich sofort in meine kleine Huerta (Gemüsegarten) pflanzen werde, sobald die mit besserer Erde und einem Zaun gegen die Hühner versehen ist.
Ach ja, und hatte ich eigentlich das Fest auf dem Feriagelände erwähnt? Letzte Woche waren wir Montagabend und den ganzen Dienstag auf einer Veranstaltung, wo es Vorführungen gab, örtliche Naturschutz- und Bauernorganisationen sich vorstellten und auch einiges an Schmuck und Handwerk verkauft wurde. Wir stellten das Ecocentro vor und verkauften unsere Produkte: Sternfruchtmarmelade, eingelegte Ajís, Fruchtmuss aus Banane, Maracuja und Copuazú, Copuazú-Cacao zum Auflösen in der Tasse und anfangs auch Copuazú-Kuchen. Der war allerdings wie das immer so ist am beliebtesten und nachdem der weg war, wurde es ruhiger. So hatten wir dann auch mal Zeit uns den Rest anzuschauen und haben auch abends ein paar von den traditionellen indianischen Tänzen gesehen, die verschiedene Schulen und Tanzgruppen präsentierten. Ich hoffe, man kann auf dem Bild ein bisschen was erkennen.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir das Motorrad, auf dem wir derzeitig noch immer zu zweit rumkurven, haben reparieren lassen. Leider war der dauerhafte Erfolg danach nur mäßig. Die Blinker sind schon kurz darauf wieder ausgefallen, deswegen müssten wir eigentlich noch mal hin. Immer die Hand raushalten nervt schon… Außerdem ist die Kette raus gesprungen, nachdem das Bike einmal umgekippt ist. Am Montag hatten wir außerdem einen Platten… vielleicht mag das Motorrad uns nicht. Wenigstens geht die Bremse noch…
Vor ein paar Tagen habe ich mir nun endlich mal einen Helm gekauft. Ursprünglich waren zwar zwei Helme da, ein viel zu großer mit zerkratztem Visier und ein einfacher Schalenhelm. Die passten mir beide nicht, aber aus gutem Willen setzte ich mir jedes Mal den lädierten Schalenhelm auf, bis er eines Tages vom Motorrad viel, nachdem Felix mich zur Hauptstraße gebracht hatte. Leider sind fast alle Helme, die man hier finden kann, viel zu groß, obwohl die Menschen doch so klein sind… In einem Geschäft neben dem blauen Markt bin ich aber doch fündig geworden: Taddaa, ein Kinderhelm XD
Das Foto hier ist übrigens extra für Isa, weil ich beim Kauf an sie denken musste 🙂
Felix war mit dem zerkratzten Visier auch nicht wirklich glücklich, weil es vor allem im Dunkeln jeden Scheinwerfer bricht. Da er aber auch kein Ersatzteil fand, hat er nun eine Motorradbrille gekauft… mal sehen, ob die besser ist.
An diesem Wochenende wollen wir uns wahrscheinlich noch mal die anstrengende Tour nach Cuzco antun, weil Bekannte vom Felix da sein werden. Wahrscheinlich heißt, dass ich mir noch nicht so recht sicher bin weil der Felix es nach Wochen ja doch mal geschafft hat mich mit seiner Erkältung anzustecken. Die letzten Tage war das eigentlich nicht dramatisch, weil es hier schön warm ist, aber jetzt fühl ich mich doch ein bisschen schlapp und Cuzco ist so kalt… Zudem habe ich ja derzeitig auch noch ein bisschen Probleme auf mein Konto zuzugreifen… Nuja, bis Freitag ist ja noch Zeit zu überlegen und wie ich mich entschieden habe erzähle ich dann beim nächsten Mal.
Ach ja, und noch etwas: Mir ist schon öfters aufgefallen, dass viele Menschen im Supermarkt leckere Früchte wie zum Beispiel Ananas oder Mango kaufen, ohne überhaupt zu wissen, wie die Pflanze eigentlich aussieht. Ich finde, das ist ein unhaltbarer Zustand und so möchte ich mich in die Reihe der „Kühe sind nicht Lila“- und „Strom kommt nicht aus der Steckdose“-Aufklärer einreihen und euch ein paar Pflanzen von hier zeigen.
Den Anfang macht der Baum Maranon, weil der mich selber überrascht hat. So sieht er aus:
Na, erkennt ihr, was da für Früchte dran hängen? Hier noch mal in größer:
Jap, genau, das ist nichts anderes als ein Cashew-Baum 😉 In den Kapseln unter der Frucht steckt der Kern, der geschält und geröstet wird und dann vernascht werden kann. Vielleicht probiere ich das in den nächsten Tagen mal aus… Dieser Baum steht nämlich auf halbem weg zwischen meinem Zimmer und dem Klo. Seine Früchte sind recht klein und rot, als wir aber an einem der ersten Tage mit Luis und Hermann essen gingen, begegnete uns eine relativ große und gelbe Frucht, die, wie man uns sagte, süß oder herzhaft zubereitet werden kann. Wir tranken auch einen Saft davon, der mir persönlich allerdings nicht wirklich schmeckte. Er hinterließ einen leichten Pelz auf der Zunge. Insgeheim schoben Felix und ich die Magenprobleme, die wir am nächsten Tag hatten, auch auf das Gebräu, denn der Geruch der am Boden liegenden Früchte erzeugte in mir immer wieder eine leichte Abneigung.
Soweit erst mal lieben Gruß!