Archive for März, 2012

Ein Logbucheintrag zum Essen, Teil I


2012
03.30

Lang schon habe ich es versprochen, nun halte ich es auch ein. Ein Eintrag über das Essen. Vielen Dank noch mal an Ruth, die mir Beine machte, indem sie schrieb, ich habe jetzt schon durch meine Berichte ein wenig Einfluss auf das Essverhalten ihrer Familie. Ich dachte mir: Wenn schon, dann richtig. So ist dann dieses etwas längere Text entstanden. Ich hoffe ihr seht es mir nach, dass ich ihn ein bisschen zerstückelt rein stelle, acht Seiten Text gehen ja noch, aber die Bilder sind doch ein paar mehr geworden. Leider konnte ich trotzdem nicht von allem Fotos auftreiben, aber Google oder Ecosia helfen neugierigen Lesern sicher weiter und wenn ich noch tolle Bilder finden sollte, reiche ich die nach.

Nun also zum Essen. Ich sage aber gleich: Die Peruanische Küche ist viel zu gross und zu vielfältig, als dass ich sie in meiner kleinen Abhandlung im ganzen erfassen könnte. Ich schildere also in erster Linie meine eher subjektiven (und vor allem vegetarischen… tut mir leid, Freunde) Eindrücke und das, was hier in unserer Region so auf den Teller (und ins Glas) kommt.

Nun gut, auf den ersten Biss wirkt das Essen gar nicht so vielfälltig. Viele Kohlenhydrate – Reis, Kartoffeln, Nudeln,Reis, Reis, Mais, Getreide, Reis undnatürlich hier bei uns Kochbananen – bilden die Grundlage. Nein, das ist kein Tippfehler. Der von den Chinesen eingeführte Reis ist wohl bei so ziemlich jedem Essen präsent, und das bergeweise und trocken. O-ton von Miguel, einem Freund des Ecocentros: „Ohne Reis ist für die Peruaner eine Mahlzeit keine Mahlzeit.“Gleich danach kommen wohl die Bohnen und mit einem Stück Fleisch oder Fisch ist das Hauptgericht eines günstigen Menüs schon komplett. Gemüse ist meist nicht dabei, dafür aber vielleicht in der Vorspeisensuppe, meistens was mit Hühnchen. Hühnchen ist hier überhaupt sehr beliebt. Salat gibt es eventuell mal als Tellerdekoration, an sonsten beim Vegetarier. Obwohl, eine Art von Salat ist doch nicht wegzudenken… Aber dazu später mehr.

Ein paar selbstgekochte, typisch peruanische Gerichte

In den ersten Tagen kann man als Freiwilliger gar nicht so recht nachvollziehen, warum (vor allem von Peruanern) behauptet wird, die Peruanische sei eine der besten Küchen der Welt. Aber mit der Zeit lernt man sie doch besser kennen und lieben und ich denke, es gibt nachher keinen, der nicht ein Peruanisches Lieblingsgericht hat.

Da Felix und ich beide recht gern kochen und uns auch noch glücklich schätzen in einem der wenigen Projekte mit eigener Essensversorgung zu stecken, machten wir natürlich schon bald die ersten tapsigen Schritte in Richtung landestypische Kost. Zunächst bekamen wir dabei Tipps von den Leuten aus unserem Projekt und von einem Kochbuch, das hier rumlag, als wir dann noch peruanische Freunde fanden, die uns was beibringen wollten, konnte es aber richtig los gehen.

Unser erstes Gericht hiess Causa Rellena und ist bis heute einer meiner Favoriten. Das ist im Grunde eine Rolle aus Kartoffelbrei, die je nach Geschmack mit einer Fleisch- Fisch- oder Sonstwasmasse gefüllt ist. In unserem Fall bestand die aus Avocado, Tomate, Ei, Zwiebel und Mayonaise. Das war sehr lecker, vielen Dank Naif! Laut Kochbuch kommt das Gericht aus Lima.

Was natürlich unter den typischen Gerichten nie fehlen darf, ist Papa a la Huancaína, dem Namen nach aus Huancayo. Diese Vorspeise von den Zutaten her recht simpel… gekochte Kartoffeln und Eier, eine Olive und Salatblätter zum garnieren. Das raffinierte ist die Sauce, und die hat es in sich: Milch, Käse, Salzkekse, Erdnüsse und gelbes Ají, das gegen die Schärfe angebraten wird .

Das kommt dann alles in den Mixxer, bis es eine sämig-drabbige Sauce ergibt. Leider wird man abgesehen von Milch und Erdnüssen die richtigen Zutaten wohl nur schwer in Deutschland finden… Naja, ich versuche es sicher trotzdem.

Da das aber nur eine Vorspeise ist, gab es dann danach Tallarin Verde. Also Nudeln mit einer Art Spinatpesto, natürlich selbst gemacht. Dafür kommt frischer Spinat mit Basilikum, etwas Öl, Käse, Salz und Pfeffer mal wieder in den Mixxer. (Ein tolles Gerät übrigens… Nicht wegzudenken aus den hiesigen Haushalten und mittlerweile auch aus meinem nicht mehr.) Das wird dann noch mit gebratenen Zwiebeln und Knoblauch gemischt und mit den gekochten Nudeln noch mal kurz erwärmt. Sehrlecker. Danke, Ninja.

Goldene Regeln lernten wir auch von Nilo. Unter anderem: Zwiebeln und auch Käse werden gewaschen, wenn sie nicht gekocht oder gebraten werden. Den Zwiebeln nimmt das die Schärfe, beim Käse, der dem bei uns auffindbaren Feta in Salzlake ähnlich ist, wird ürberflüssiges Salz abgewaschen. Sehr wichtig für den vollendeten Geschmack des Avocadosalates, in den an sonsten noch Tomaten, gekochtes Ei und natürlich zerdrückte Avocado kamen.

Ohne diese Tipps hätten wir wohl auch eines der simpelsten und doch essentiellsten Rezepte der peruanischen Küche nicht zur Perfektion gebracht (Fanfaren bitte): der Zwiebelsalat, bzw. Ají. Man kann sich an den Mengenverhältnissen eines Tomatensalates orientieren – Viele Tomaten, eine Zwiebel. Jetzt wird das umgedreht, auf so ungefähr drei schön fein geschnittene, je nach schärfegrad ein bis zwei mal gewaschene und eventuell mit einer Prise Zucker vermengte Zwiebeln kommt eine schön klein geschnittene Tomate. Das ganze wird dann mit schön viel Limonensaft und Salz abgeschmeckt und tada: Eine super Beilage oder Sosse, die selbst Reis gar nicht mehr so trocken erscheinen lässt. Auf der Strasse, wir die Tomate dann meist durch klein geschnittenen, scharfen Ají ersetzt und nennt sich einfach nur Ají.

Das Schmeckt dann auch genial zu fritiertem Yuca, einem Gericht aus Piura, oder Tacacho – gegrillten und zerstampften grünen Kochbananen, die mit Schmalz und Schweinefleisch zu Kugeln geformt werden. Ein typisches Gericht aus der Selva. Daheim haben wir es natürlich mit dem hiesigen Butterersatz gemacht.

Ach ja, für eine Art Grillparty haben wir noch den hiesigen Kartoffelsalatersatz gemacht, den Ensalada Russa. Der ist durch die viele Rote Beete rosarot, enthält aber auch noch Mais, Bohnen, Tomaten und vor allem Mayonaise.

Nachtisch darf natürlich auch nicht fehlen. Da haben wir bisher allerdings erst den absoluten Klassiker gemacht: Mazamorra Morada mit Milchreis. Morada heisst violett/lila, und das ist tatsächlich auch die Farbe dieser puddingartigen Masse, dessen wichtigste Zutat und Farbgeber der Maiz morado ist. Der wird ausgekocht, bis seine kräftigen Pigmente und natürlich auch Geschmacksstoffe ins Wasser über gegangen sind. Da kommt dann noch Süsskartoffelmehl zum andicken, einige Früchte (hauptsächlich getrocknet) und Zimt und Nelken hinein. Und das dann über den Milchreis, der sich von selbst versteht.

Naja gut, und ein Selvatypisches Gericht, das wir eigentlich auch gerne mal als Hauptgericht, morgens, mittags, abends oder einfach mal so zwischendurch naschen: Gebratene Kochbananen.

Die dann mit viel Öl, Limonensaft und Honig oder karamellisiertem Zucker – zum reinsetzen.

Ach ja und dann gibt es ja noch Buddin, ein Kuchen, der aus trockenem Weissbrot, Milch, Zucker, Eiern und Vanille besteht. Je nach dem, wo man ihn isst kann er sehr lecker sein, manchmal ist er aber auch einfach viel zu mächtig und zu süss.

So, hier mach ich erst mal Pause… Der nächste Teil kommt wahrscheinlich nach dem Wochenende. Es sei denn, ich langweile euch, dann sagt bescheid.

Liebe Grüsse und bis dann!

Urlaubsspecial Teil II


2012
03.04

Also hier wie versprochen der Rest von der Reise.

Nach dreieinhalb Tagen verabschiedete ich mich dannalso von Pucallpa, kaufte mir eine bequeme Hängematte und stieg an Bord eines Frachtschiffchens, das ich die nächsten vier Tage nicht verlassen sollte. Das trug mich nämlich [und auch einige andere Passagiere, wie der (nicht vorhandene) Platz zwischen den Hängematten zeigt

] zunächst den schon ziemlich grossen Ucayali und später dann den noch mal viel viel grösseren Amazonas runter bis nach Iquitos. Ja, es war schon ein bisschen eng, aber das war gar nicht schlimm, wie man denken könnte. Meine Nachbarn waren allesamt ganz nett und haben auch hin und wieder mal ein Auge auf meine Sachen gehabt, wenn ich mal für kleine Mädchen musste. Die Klos waren so ziemlich das unangenehmste und ich bin mal so frei und enthalte euch ein Foto vor aber auch daran kann man sich gewöhnen und später viel es mir nicht mal schwer, mich darin zu duschen. Gelangweilt habe ich mich übrigens nicht. Ich hatte genug Bastelzeugs dabei und vertrieb mir die Zeit an sonsten noch mit Musik hören, im Reiseführer blättern, Wäsche waschen, mal wieder ein bisschen das Reisetagebuch aktualisieren… ach ja, und als Quotengringa, das heisst einzige Weisse auf dem ganzen Schiff wird man sowieso ständig und überall angequatscht und in ein Gespräch verwickelt. Das Essen an Bord war auch nicht gar so schlecht, nur ein bisschen Kohlenhydratlastig (Reis, Kochbananen, Haferbrei, Brot, Reis, Nudeln, Bohnen, Reis..) Und abends eine Suppe mit einem Stück Fleisch und mit ein bisschen Glück dieser Aussicht:

Jaja, der Wald ist schon was besonderes… Die Kost wurde aber jedesmal erweitert, wenn wir an einem Dorf anlegten. Hier strömten dann jedes Mal ganz viele Kinder und Frauen mit Körben voller Speisen, Obst, Getränken und Naschereien an Bord.

Nach vier Tagen und Nächten betrat ich dann endlich mein ersehntes Iquitos, eine ziemlich quirlige Stadt im zentralen Regenwald. Ein kleiner Junge der mir auf meine Frage hin versicherte, er wolle mich nicht ausrauben, zeigte mirein günstiges aber hübsches Hostal ganz in der Nähe des Plazas und meine erste Amtshandlung war eine erfrischende Dusche. Dann wollte ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem begeben (an Bord hatten sie uns doch tatsächlich um das Frühstück geprellt… „Sauhunde!“ würde mein Papa sagen), verliess das Hostal – und stiess nach zwei Schritten mit einem Indianer zusammen. Der hiess Juan und entpuppte sich als ebenso hungrig wie ich. So machten wir uns gemeinsam zum Markt auf und frühstückten ersteinmal. Genaugenommen ist Juan gar kein richtiger Indianer sondern kleidet und schminkt sich gerne als solcher, wenn er auf die Strasse geht um mit seinen Macheten zu jonglieren und Geld zu verdienen oder wenn er mit Freunden raus geht oder… naja, eigentlich kleidet und schminkt er sich immer so.

??

Das war in sofern ganz praktisch, dass das Hauptaugenerk nun nicht mehr ganz so sehr auf dem Gringamädchen lag. Noch praktischer war aber, dass der Gaukler ursprünglich tatsächlich aus einem Dorf in der Nähe von Iquitos kommt und mir so ein paar schöne Stellen der Stadt zeigen konnte. So lernte ich das Venedig des Amazonas kennen, das bunte Armenviertel Belén, welches in der Regenzeit immer so hoch unter Wasser steht, dass man sich nur mit einem Boot fortbewegen kann.

Ach ja, und wie könnte ich es vergessen? Dann war natürlich erst einmal Carnaval. Hier in Perú heisst das vor allem: ganz viele und unter Umständen den ganzen Febuar hindurch Wasserbomben! In Iquitos im Speziellen läuft das hauptsächlich eben an diesem Wochenende ab, an dem ich eben angekommen bin. Hier kommen dann noch alle möglichen knallbunten und in den seltensten Fällen wasserlösliche Farben ins Spiel und auch verschiedenfarbiger Lehm und stark Färbende Pflanzenkapseln wurden verkauft. Als wir am Samstagabend unterwegs waren, kammen wir noch so gerade unbeschadet durch eine schon absolut lila gefärbte Strasse. Später sollte uns dann noch eins der Opfer begegnen… Da bekommt blau machen eine ganz neue Bedeutung. Der Mann ist sicher noch ein paar Tage so rumgelaufen. Am fiesesten fand ich persönlich die Motorräder, bei denen der Beifahrer den Arm voller Wasserbomben hatte und so nichts ahnende Fussgänger oder Bus- und Motocarpassagiere tyranisieren konnte. Es gibt aber auch weniger brutale Traditionen, zumindest, wenn man keine Húmisha-Palme ist. Die werden nämlich zu Carnaval mit allerlei (nützlichem) Kram behängt und aufgestellt. Dann wird darum herumgetanzt, biss sie irgendwann gefällt wird.

Leider bin ich irgendwie nicht in den Genuss eines solchen Spectacels gekommen, ich war immer zur falschen Zeit am falschen Ort und das Wochenende war ein bisschen verregnet, weswegen ich nicht so viel draussen war. Dafür hab ich aber ein bisschen was vom Umzug gesehen, der schon so gerade ansatzweise Carnaval in Rio erahnen lässt. Auch am Abend auf einem Platz mit einer grossen Bühne gab es viel knappbekleidete Tänzerinnen und natürlich Musik.

In den kommenden (leider viel zu wenigen) Tagen machte ich noch ein paar Ausflüge ins Grüne (und auch in den wunderschönen Primärregenwald), teilweise auch mit Juan. So gibt es dort einen sehr schönen See – ursprünglich eine Flussschlaufe – namens Quistococha, wo man in herrlichem, tropisch-temperiertem Wasser mit traumhafter Kulisse baden kann.

Gleich dabei gab es dann noch einen Zoo mit einheimischen Tierarten. Und weil es gerade geregnet hatte und schon dämmerte waren wir ganz allein und konnten uns von den Äffchen begrabschen lassen und noch andere Sachen machen, die in deutschen Zoos sicher verboten wären.

Abends lungerten wir dann mit anderen Gauklern auf der Strasse rum (das ist lustiger, als es klingt) verkauften Juans Ketten, spielten mit Feuer oder hockten im Hostal, das der arme Spielmann auf 10 Soles die Nacht runtergehandelt hatte und wo er sich mit Garn und Häckelnadel an meinen Haaren austobte.

Viel zu früh ging es dann mit dem Flugzeug schon wieder zurück in die Hauptstadt, wo ich mich nach all dem Grün, den Erlebnissen und dem feuchten Klima nur noch mässig wohl fühlen konnte. Ich möchte niemandem auf den Fuss treten, aber für mich bleibt Lima wohl immer eine der hässlichsten Städte der Welt.

Tja, und am 26. Febuar traf ich dann Felix, der wohl auch einen schönen Urlaub hatte, etwa eine halbe Stunde, bevor der Flug zurück nach Puerto Maldonado gehen sollte.Dort hatte sich derweil nicht wirklich viel verändert, das Wetter ist noch ein bisschen feuchter geworden, wovon angeschimmelte Betten zeugen und die Ratten sind noch ein bisschen dreisster geworden, wovon der drei mal eingepackte und im Ofen versteckte und trotzdem aufgefressene Mais erzählt. Und so geht das Leben hier wieder seinen gewohnten Gang. Die Mücken sind hier draussen noch etwas nerviger geworden aber dafür ist es schön ruhig (abgesehen von dem Bass, der vom Puff rüberschallt) und während ich das alles hier schreibe kann man noch hin und wieder einen Blick auf die kleinen dunklen Äffchen erhaschen, die ein paar Meter vom Haus entfernt durch die Bäume springen… doch ist auch schon irgendwie schön hier… auch, wenn es nicht die nördliche Selva ist.

Puh, jetzt nur noch das Exotenspecial… Da geht es heute um die Cocosnuss, nicht weil, ich denke, dass keine weiss, wie eine Kokospalme aussieht, ne, diese Bildungslücke haben die Südseefilme sicher schon geschlossen. (Okay, zur Sicherheit trotzdem noch mal.)

Aber zwei andere Erkenntnisse, die ich in den letzten Wochen erwarb, möchte ich mit euch teilen.

1. Wie ja vielleicht einige schon wissen, wächst die Frucht nicht als brauner Klumpen am Baum sondern ist noch von einer Faserhülle ummantelt. Die gibt es in gelb und in grün (und in braun und vertrocknet am Boden liegend). Da könnte man ja nun denken, die Schale ist erst grün und wird dann gelb, wenn sie reif ist. Gustav konnte mich aber eines Besseren belehren (und bei genauerem hinsehen stellte ich dann auch fest ein ganz schöner Pansen gewesen zu sein es nicht selbst bemerkt zu haben): Es gibt Bäume mit grünen und bäume mit gelben Früchten und man wird keine gelben Früchte zwischen grünen finden (und andersherum).

2. Von wegen, man kann einfach in den Dschungel gehen, die Frucht vom Baum pflücken und in den Mund stecken… Im Falle der Kokosnuss ist das eine Mordsarbeit! Eben erwähnte Faserhülle muss man nämlich erst einmal runter zu kriegen wissen. Bei diesem Problem hilft uns tatsächlich rohe Gewalt, wie man bei diesem Bild erkennen kann:

Irgendwann gibt das zähe Material dann aber doch nach und man kann die eigentliche Frucht öffnen. Das geht dann wieder am besten mit der Machete J

X Kokosnuss!

In der nächsten Folge erfahrt ihr dann (hoffentlich) wie ich die ersten Läuse meines Lebens aus meinen einwöchigen Dreads rausbekommen habe… (Für jede noch so absurde Art von Tipp wäre ich sehr dankbar, abgesehen von abschneiden natürlich)

Bis dahin liebe Grüsse in das hoffentlich bald frühlingshaftere Deutschland,

Alondra

Urlaubsspecial Teil I


2012
03.02

Es ist soweit!!! Nach einem halben Jahr verfügt der Blog nun endlich über sein erstes richtiges Urlaubsspecial! Es ist diesmal ein bisschen länger geworden und auch ein paar mehr Fotos sind dabei. Ich hoffe deshalb, ihr verzeiht mir meinen Verzug mit den Antwortmails, auf die ihr teilweise sicher schon Wochen wartet und die (hoffentlich) in den nächsten Tagen in euren Postkästen eintrudeln.

Nun aber zur Reise. Und zwar begann die am 4. Febuar, als wir in den Flieger nach Lima stiegen.

Zwar sollte das Seminar erst am 6. losgehen, der Flug am 4. war aber günstiger und ausserdem hatten wir so noch zwei Tage uns gemeinsam mit anderen Freiwilligen Lima im Sommer anzuschauen. Der ist vom Wetter her schon um so einiges wärmer und angenehmer als der diesige Winter, macht die Stadt aber trotzdem nicht umbedingt schöner. Dafür hatten wir Zeit schon die ersten Erfahrungen auszutauschen, und das bis spät in die Nacht.

Am Montag morgen ging es dann für alle nach Santa Rosa, wo im „Club la Union“ am Meer das fünftägige Seminar stattfinden sollte.

Schon einige Wochen zuvor hatten wir den Zeitplan bekommen und ich vermute mal, dass der eine oder andere mit zwiegespaltenen Gefühlen ankam. Denn ganz nach der Bielefelder Perúseminar-Manier war der Plan vollgestopft mit Vorträgen bis in die Nacht und die kühlen Morgenstunden sollten für Sport genutzt werden. Im endeffekt wurde dann aber doch viel heisser gekocht als gegessen, ganz der peruanischen Lebensweise entsprechend zogen sich die Pausen nämlich immer mehr in die länge und auch die körperliche Ertüchtigung nach dem Aufstehen war keinesfalls Pflicht sondern sollte lediglich die Möglichkeit geben, die Anlagen im Club zu nutzen. So standen viele früh auf um einen der vier heissbegehrten Tennisschläger zu ergattern, im Pool schwimmen zu gehen oder um Foton zu spielen (ein squashähnliches peruanisches Spiel, verzeiht die mit Sicherheit falsche Schreibweise).

Ich nutzte die Zeit, indem ich mit einer anderen Freiwilligen namens Julia nach über einem halben Jahr mal wieder joggen ging. Und das hat sich wirklich gelohnt am Pazifiksandsandstrand, wo es kaum ein anderes Geräusch gibt als das Rufen der Seevögel, die wir aufscheuchten, und das ewige Brausen des Meeres.

Was tatsächlich dem Plan entsprach war allerdings die Vorstellung unserer Projekte, was in der Regel bis 10 oder 11 in der Nacht dauerte. Da jeder nämlich auch Fotos oder sogar eine Powerpointpräsentation mitgebracht hatte, brauchten wir für die Vorstellung Dunkelheit. Und die war auf der Dachterasse unseres Bungalows nunmal nur in der Nacht gegeben. Aber da es wirklich spannend war, von den Erlebnissen der anderen Freiwilligen zu hören, war das Augen offen halten gar nicht so schwer, wie anfangs gedacht.

Abgesehen von diesen Vorträgen fand natürlich auch in den Pausen noch jede Menge Austausch statt, der einem manchmal auch einen kleinen Denkanstoss für eigene kleine Problemchen gab und für die grösseren standen uns ja Hermann und Rosa mit Rat und Tat zur Seite. An dieser Stelle also noch mal vielen Dank für dieses gelungene Seminar, ich denke, so ziemlich jeder ist schlauer rausgekommen, als er reingegangen ist und auch Felix und ich haben das eine oder andere Ideechen mitgebracht, wie wir uns noch mehr in unser Projekt einbringen könnten.

Nach fünf erfüllten Tagen, von denen der vorletzte noch mit einem gepflegten Gelage inklusive dem ersten wirklich leckeren Pisco Sour (von unserem Limabetreuer David gemixt) und den Werwölfen von Düsterwald (danke, Thorsten =) ausklang, hiess es dann sich verabschiedeten von den nun schon seit fast einem ganzen Jahr liebgewonnenen Gesichtern und ich machte mich auf meine erste längere Reise in diesem Land auf.

Dabei war schon der Weg von Santa Rosa zurück in die Innenstadt von Lima mit dem Bus eine kleine Weltreise von 1 ½ Stunden. Da merkt man doch, dass diese Metropole etwas andere Ausmasse hat, als unsere beschaulichen Städtchen in Deutschland. In der „Nähe“ des Zentrums suchte ich mir dann eine Busgesellschaft, die Pucallpa anfährt, das sollte nämlich mein erstes eigenständiges Ziel sein. Naja, ganz so eigenständig war es dann doch nicht, nach der 18stündigen Fahrt über die Anden erwartete mich nämlich schon Gustav, um mir seine Stadt und sein Projekt zu zeigen. Die Stadt ist wirklich schön! Ich muss sogar sagen, von allen Dschungelstädten, die ich bisher kennengelernt habe, ist Pucallpa am schönsten (nehmts nicht persönlich, Puerto Maldonado und Iquitos). Nirgendwo sonst habe ich einen Plaza de Armas mit riesigen Tierfiguren aus Ficus gesehen und auch alles andere, was ich gesehen habe liess sich zeigen.

Und die Chacra des Projektleiters überwälltigte mich geradezu. Nicht nur eine riesige und wohl über Jahre angesammelte (Nutz-)Pflanzenvielfalt, nein auch ein wirklich gelungenes Agroforstsystem und ein Wiederaufforstungsgebiet beherbergt dieses Gelände, dass dazu noch durch gute Beschilderung, Aufenthaltsräume und des öffteren auch Führungen bestens für Besucher geeignet ist.

Dagegen sieht unsere Chacra natürlich enttäuschend aus… Aber hey, was nicht ist kann ja noch werden und wenn es bei uns in den nächsten Jahren nicht brennt sieht das Feld mit Sicherheit auch bald schon ganz anders aus. Jedenfalls habe ich ein paar Samen mitgebracht und bin mal gespannt, ob die bei uns auch wachsen. An sonsten lernte ich noch ein bisschen vegan kochen und wir haben eine Bootstour gemacht und uns ein Dorf namens San Franzisco angeschaut, in dem viel Tourikram wie Ketten und Töpferwaren mit der Hand hergestellt werden. Dort entdeckte ich auch Lehmöfen wie di

esen hier, der hier einfach mal rein musste, weil ich beim Foto schiessen an die Fabris

denken musste. Der ist doch putzig oder, Thorsten?

Ein Nachtlager fand ich übrigens bei zwei sehr lieben Mädels vom DED, hierfür nochmals Danke! So richtig richtig neidisch bin ich nun im Nachhinein auf Gustav aber doch nicht, der hat in seinem Projekt nämlich noch viel viel weniger zu tun als wir und Puerto Maldonado ist auch ein tolles Städtchen mit vielen netten Leuten*tätschel*, wenn auch etwas überteuert.

So, tut mir leid, damit hier mach ich nun erst mal pause, damit ich beim Hochladen der Fotos nicht Stunden brauche, weil mir gerade die Zeit davon läuft und natürlich damit es spannend bleibt! Die Fortsetzung ist aber schon so gut wie fertig und dürfte in den nächsten zwei oder drei Tagen hier erscheinen. Also bleibt dran XD

Das Exotenspecial werde ich euch aber nicht vorenthalten. Da erfahrt ihr heute etwas über ein Früchtchen, das ich selbst früher gar nicht so spannend fand, was sich jetzt aber wohl fast als mein Lieblingsobst bezeichnen kann. Und zwar die Papaya.

Tja, so sieht der Baum aus, ein weiblicher Baum, um genau zu sein, wenn man die Pflanze denn als solchen bezeichnen kann, von der Beschaffenheit des Stamms her ist das nämlich eigentlich eher ein grosses Kraut. An den männlichen wachsen sinnigerweise keine Früchte. Deswegen lassen wir von den wild auf der Chacra gewachsenen meist nur die Mädchen stehen. Das Geschlecht erkennt man an den Blüten: viele kleine bedeutet eine männliche Pflanze, einige grosse ein Weibchen. Scheinbar wachsen die Früchte auch ohne männlichen Pollen, nur, dass die daraus entstehenden Samen dann nicht keimen (so Luis zumindest, ich bin mir irgendwie immer noch nicht so recht sicher, ob das stimmt). Am anfang haben wir die jungen Pflanzen manchmal mit einem fiesen Unkraut verwechselt. Das passiert uns jetzt nicht mehr, wenn man es weiss, richt man nämlich den Unterschied. Papayapflanzen riechen tatsächlich ein bisschen nach Papaya.

Was noch? Naja, die Früchte sind reif, wenn sie gelb werden und man kann sie einfach mit einem Stab vom weichen Stamm schubsen. Mir schmeckt das orange Fruchtfleisch am besten als drabbiger Saft, eventuell mit etwas Limone oder Banane. Lecker! Ach ja, und gesund auch, reinigt nämlich die Verdauungsorgane. Zu viel sollte man aber auch nicht geniessen, das beschleunigt diese nämlich.

Bis ganz bald!