Die hauseigene Chacra
11.01
Ich fange mal mit der Hauptsache an, der Chacra des Ökozentrums.
Die ist von der Wohnfläche ein paar 500 Meter entfernt und liegt zwischen verfilztem Sekundärwald und Chacras nicht ökologisch arbeitender Bauern. Das ist leider auch das Problem, denn anscheinend hat vor einigen Monaten ein Chacrador seine Parzelle abgebrannt und die des Nachbarn gleich mit: Unsere. So ziemlich die einzigen überlebenden waren die Bananen mit ihren saftigen Schäften, die uns bei unserem ersten Besuch schon wieder ihre grünen Blätter entgegenstreckten, und das reihenweise. Wie ein Agroforst sah das nicht aus, eher wie eine hübsche Monokultur.
Das heißt also, dass wir praktisch die komplette Parzelle neu bepflanzen müssen, was doch einiges an Arbeit bedeutet. Ein bisschen was Positives gibt es aber doch an der Sache: Wir müssen eine komplette Parzelle neu bepflanzen. Wir sind also praktisch von Anfang an dabei, sähen kleine Sträucher und große Bäume und können zusehen, wie „unsere“ Chacra entsteht und alles wächst. Ich werde immer wenn es sich lohnt mal wieder neue Bilder machen und sie hier reinstellen, dann könnt ihr den Fortschritt ein bisschen mitverfolgen, wenn es euch interessiert.
Angefangen haben wir, wie könnte es auch anders sein, mit einer Reihe – Bananen. Die Reihen standen nämlich recht weit auseinander und Bananen wachsen rasch und spenden Schatten. Während wir die alten Bananenstauden also von vertrockneten Blättern und vom Feuer zu stark angegriffenen Schäften befreiten, um Ungeziefer keine Angriffsfläche zu geben, trennten wir auch ein paar junge Triebe ab, um sie einzupflanzen. Alles mit der Machete, versteht sich. Das ist wirklich ein Wunderwerkzeug.
Wegen des ständigen Regens begann nun leider auch das Unkraut zu sprießen. Und das ist die eigentliche Drecksarbeit – das Machetieren (Felix und ich haben lange über dieses Wort nachgedacht und ja es klingt komisch aber was besseres viel uns nicht ein. Im Spanischen heißt es „machetear“). Man ist also stundenlang damit beschäftigt, mit dem dünnen, geschliffenen Metallblech über das Feld zu gehen und die störenden Pflanzen klein zu hauen.
Hin und wieder wird das dann mal unterbrochen, um einen Schluck Wasser zu trinken und die Machete über den Schleifstein zu ziehen. Das ist am Anfang eigentlich ganz witzig, aber auch sehr anstrengend und spätestens nach zwei Stunden sind wir europäischen Softis dann meist platt. Wir hoffen aber, dass wir das in ein paar Wochen nicht mehr so oft machen müssen. Hier und da wachsen nämlich schon die bodendeckenden Leguminosen die das Unkraut zurück halten sollen und auch das Gesäte ist schon fleißig am keimen.
Und das ist nicht wenig. Angefangen haben wir mit einigen Reihen strauchartig wachsenden Hülsenfrüchten. Zwischen die Bananenstauden kamen Papayas, die wachsen nämlich gerade nach oben und sind ein bisschen Palmenartig, weswegen sie wenig Platz brauchen. An den verkohlten Überresten der alten Bäume sollen erst mal rankende Bohnen hoch wachsen und „Papas Aireas“, bei denen ich meinen Augen nicht traute – das ist eine Art Kartoffel, die Ranken bildet und deren Knollen in der Luft wachsen. Außerdem säten wir dann noch scheinbar kreuz und quer Melonen und noch mehr Bohnen, an die ich mich im Detail gar nicht mehr erinnern kann.
Den süßen Ají (Paprika sehr ähnlich, nur viel kleiner) haben wir extra gepflanzt, um ihn vor Sonne, Ameisen und Schnecken zu schützen. Dazu haben wir die Erde auf einem kleinen Stück neben der Chacra mit Kohle und Holzresten eines halb verrotteten Stammes angereichert, die kleinen Samen darein gestreut und das ganze angefeuchtet. Zum Schutz vor hungrigen Viechern kam da dann doch ein Kohlepfad drum herum und zu guter letzt ein paar Bananenblätter als Sonnenschutz. So sah das Ganze dann aus:
Soweit sind wir bis jetzt. Mal sehen, was als nächstes kommt.
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Tja gut, mein Plan ständig mal Fotos zu machen und hier rein zu stellen iste in bisschen in die Hose gegangen. Richtig entwickelt hat sie sich aber auch erst in den letzten Wochen, als gegen Ende der Regenzeit alles herrlich wuchs und wir wieder richtig viel Zeit auf der Chacra verbrachten. Und wir waren wirklich fleissig, das kann man nicht anders sagen. Und wo wir zwischendurch mal an dem Sinn und Zweck unseres Projektes zweifelten sind wir nun wirklich stolz auf unsere wunderschöne Chacra, auch wenn wir wissen, dass das meiste wohl Luis gemacht hat und zu einer richtig guten ökologischen Chacra noch einiges fehlt.
Naja, ich habe einfach mal einen kleinen Bildband zusammengetragen und hoffe, es gefällt euch.
Die Chacra, endlich (ein geordnetes) Grün.
Gut erkennbare Reihen, hier mit Yuka
Aber auch die Artenvielfalt entwickelt sich langsam. Hier Steht zwischen den Bananen eine Papaya und hinter dem Yuka ein Cacao.
Die Papayas kriegen schon Früchte.
Der Mais wächst.
Und der Kudzú blüht. … oder war es doch Mucuna?
Naja, ganz so geordnet ist es dann doch nicht überall.
Hier pflanzen wir gerade Shimbillos, grosse schattenspendende Leguminosen, zu grobdeutsch: Bohnenbäume
Wir dringen in die Randbereiche der Chacra vor:
Der hintere, unbearbeitete Teil der Chacra. Vor längerem durch ein unbeabsichtigtes Feuer entbaumt aber an sonsten in Ruhe gelassen. Mittlerweile haben wir aber doch was gemacht und nun spriessen dort kleine Gemüsepflanzen, die nicht so lange brauchen. Zum Beispiel Tomaten. Das ursprünglich dort wachsende Bohnenzeugs haben wir nur kleingehackt und liegengelassen. So schützt es den Boden vor dem Austrocknen und dient als Dünger.
Zum Schluss noch etwas kurioses, was uns bei der Aufzucht von Cacaopflanzen für die Chacra in die Hände viel: Albinopflänzchen. Einer der Bäume, von dem die Samen stammten, hatte wohl ein Gendeffekt, was die Pikmentbildung verhindert. Leider ist das bei Pflanzen noch ein bisschen ungünstiger als bei Menschen und Tieren, denn wer in Bio gut aufgepasst hat, weiss, dass Pflanzen ohne Chlorophyll nicht lebensfähig sind. Sie sind leider alle schnell in der Entwicklung zurückgeblieben. Andersherum aber um so faszinierender, dass bis hier hin tatsächlich alle Energie aus dem Samen selbst stammt.
Was wir in der nächsten Zeit in Angriff nehmen müssen ist das Pflanzen von Palmen. Die sorgen nämlich für Schwefeleintrag, ähnlich, wie die Leguminosen für Stickstoff sorgen.
So weit also liebe Grüsse und bis bald!