Wer ist das eigentlich?

2011
11.01

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber meist verliere ich bei den Charakteren in Filmen oder Büchern schon bei mehr als 6 Personen den Überblick. Für die unter euch, denen das genau so geht oder die, die einfach nur mal sehen wollen mit wem ich hier so zu tun habe hier eine kleine Auflistung.
(Leider habe ich noch nicht von allen schöne Bilder… Die Krankheit „Ich-bin-nicht-fotogenia“ ist hier irgendwie genau so verbreitet wie in Deutschland.)

Felix:

Der andere, der das Glück hatte für dieses Projekt ausgewählt zu werden und mit dem ich nun hier lebe. Ich gebe einfach mal zu, dass es anfangs trotz augenscheinlich vieler Gemeinsamkeiten (man schau sich nur mal seine Haare an) für uns beide wohl nicht gerade leicht war, sich an den anderen als Wohnpartner zu gewöhnen. Nach vielen intensiven Gesprächen und kennenlernen der Denkweisen des anderen hat es dann aber doch irgendwann geklappt und nun sind wir ein gutes Team. Zumindest sehe ich das so. Ich lerne viel von ihm, vor allem wohl über das Zusammenleben und unsere etwas chaotischen philosophischen Diskussionen sind auch immer ziemlich spannend.
Ich weiss nicht, wie es ihm geht, aber für mich ist er ein wichter Teil meines Auslandsjahres und trägt viel zu meinen Erfahrungen hier bei.

Hermann:

Der Perúverantwortliche vom Welthaus Bielefeld, unserer Entsendeorganisation. Er war vor der Pensionierung Lehrer und hat ein paar Jahre an peruanischen und bolivianischen Schulen als Schulleiter gearbeitet. Bei den Vorbereitungsseminaren wusste er uns so einiges zu erzählen und auch in unserem Projekt hat er uns bei der Ankunft einige Tage begleitet. Seit dem hat das dritte Zimmer hier, das für Gäste gedacht ist, irgendwie den festen Namen „Hermanns Zimmer“.

Luis Farfan:

Der Vorsitzende des Ökozentrums, der mit seiner Familie auch auf dem Gelände wohnt. Seine Familie, das heißt seine Frau Letizia, die allerdings sehr verschwiegen ist, weswegen wir mit ihr kaum etwas zu tun haben, und der etwa 1 ½ Jahre alte Wonneproppen Mathias.
Luis ist ein richtiger Macher, der irgendwie alles kann von Felder bearbeiten über Rohre verlegen bis hin zu Häuser bauen. Er hilft uns immer, wenn zu unserem Glück in unserem kleinen Häuschen was fehlt, z.B. Stromkabel für Licht und Steckdosen oder etwas gegen Flöhe…

Don Pedro Casanova:

Der frühere Vorsitzende des Ökozentrums und Besitzer einer Chacra ganz in der Nähe. Wir helfen ihm manchmal beim Ernten oder Unkraut jäten, dafür erzählt er uns viel über ökologische Landwirtschaft und schenkt uns Pflanzen für unsere Huerta, unseren Gemüsegarten.

Clara Casanova:

Die Tochter von Don Pedro. Sie studiert etwas, was mit Verarbeitung von Feldfrüchten zu tun hat und dessen Namen ich leider ständig wieder vergesse. Da ist es natürlich nahe liegend, dass sie sich im Ökozentrum um die Verarbeitung heimischer Produkte kümmert. Tja und wir helfen ihr dann meist dabei und zupfen die Stängel vom Ají oder mahlen Cupuazú-Kerne.

Rafo (Rafael):
Der Freund von Clara. Er kommt ursprünglich aus Lima und wohnt erst seit kurzem hier. Anfangs war er oft dabei, als wir in der Küche arbeiteten, aber nun hat er einen festen Job bei einer Bank.

Die Efrains oder besser: Die Potsiwa-Familie
Das ist die Truppe, die eine für peruanische Verhältnisse sehr alternative, private Grundschule unterhalten und bei der wir ein paar Mal die Woche mit von der Partie sind.

Marco:
Ein sehr lieber, manchmal etwas verpeilter Papa. Ich weiß nicht, in wie weit man ihn als typischen Peruaner bezeichnen kann, aber für seine Mentalität trifft das auf jeden fall zu. Die musikalische Ader der Familie dürfte wohl von ihm stammen, er ist ein absolutes Ass, das jedem Instrument innerhalb weniger Minuten schöne Töne entlocken kann.
In der kleinen Familienband namens „Efecto Jungle“, die derzeitig jeden Freitag in einer Bar am Plaza de Amas jammt, spielt er den Bass.

Gladys:
Die Mama. Sie ist beruflich Lehrerin und von ihr stammte wohl auch der Hauptanstoß zu der Grundschule. Laut ihr sind die Schulen in Perú nicht sehr gut aber dafür sehr streng und lieblos. So hat sie sich mit Potsiwa den Traum von einer liebevollen und auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kinder abgestimmten Schule erfüllt.

Gabriela:
Die zweitälteste Tochter, die in der Schule die 6 bis 12-jährigen unterrichtet und eine super Lehrerin ist. Das konnten wir auch schon aus eigener Erfahrung lernen, weil sie ins hin und wieder Spanischunterricht gibt.

Geraldine:
Die Älteste. Sie ist wegen ihrer Arbeit leider nicht oft zu Hause aber wenn sie da ist immer eine Bereicherung. Auf Veranstaltungen, wie dem Zelten mit der Schule oder Gigs der „Familienband“ macht sie meist ohne Ende Fotos oder Videos – wenn sie nicht gerade singt. Das kann sie nämlich auch echt gut und so bereichert sie Efecto Jungle immer bei ein paar Liedern mit ihrer Frauenstimme.

Paula: Das drittälteste Kind der Familie. Leider ebenfalls berufsbedingt ständig unterwegs aber immer sehr nett und für ein Gespräch zu haben. Sie hat etwas in Richtung Tourismus studiert und arbeitet als Reiseführerin.

Adriano: Das vierte Kind und der älteste Bruder. Ein Capoeira-Genie, mehr kann man dazu nicht sagen. Er hat auch eine dicke Scheibe von der musikalischen Seite seines Papas bekommen und spielt abgesehen vom Schlagzeug in der Band auch noch Gitarre, Trommeln und die verschiedenen, teils sehr merkwürdigen Instrumente, die beim Capoeira zum Einsatz kommen. Das ist nur das, wovon ich weiß. Er studiert etwas in Richtung Ökotourismus.

Marquinho:
Der Jüngste. Er spielt bei „Efecto Jungle“ die erste Gitarre und macht mit seiner romantischen spanisches-Liebeslied-Stimme den größten Teil des Gesangs.
Außerdem ist er wie sein älterer Bruder ziemlich gut im Capoeira.
Er hatte übrigens das Glück, seine ganze schulische Laufbahn in Potsiwa zu verbringen, was man ihm echt anmerkt. Ich hätte ihn bei seinem erwachsenen Auftreten nie für 17 gehalten! In der Schule viel mir mal zufällig eines seiner alten Schulhefte in die Hand, worin es um Atomgewichte, den Aufbau der DNS und Chromosomenverteilung bei der Fortpflanzung ging. Als er das schrieb war er 10 oder 11! Ich denke ich muss jetzt nicht noch erwähnen, dass ich diese Sachen praktisch erst in der Oberstufe gemacht habe…

~+~

Naif:

Eigentlich unsere Deutsch-Schülerin, der wir aber nur selten Unterricht geben. Meistens schauen wir einen Film, kochen etwas oder gehen raus. So ist sie die erste Freundin, die wir nicht über unsere Arbeit kennen und sie ist wirklich eine Liebe.

Nilo:

Ein sehr liebenswürdiger Typ, der gerne Fahrrad fährt, Reggae hört, Bob Marley mag und Polizist ist. Wir haben uns kennen gelernt, als ich mal verpeilt durch die Stadt lief und er plötzlich neben mir stand und fragte, ob er mich begleiten könne.

Elvis (den eigentlich alle Ninja nennen):

Elvis ist mein Capoeiralehrer und mittlerweile auch Freund, mit dem ich recht viel Zeit verbringe. Da er nämlich gar nicht so weit weg wohnt holt er mich meist zum Training ab. Er studiert das selbe wie Clara, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe und liebt schwimmen. Er ist eine Ecke kleiner als ich, macht aber nix denn im Capo ist er riesig. Das ist wohl auch der Grund für seinen Spitznamen, den er von einem Capoeirameister bekommen hat. Dieser Sport ist sein Leben, viel mehr gibt es nicht zu sagen.

Hugo (ein bisschen stellvertretend für die ganzen anderen lieben rumziehenden Schmuckverkäufer, Malabaristas – Jongleure – und Musiker):

Tja auch wenn er wohl leider nicht mehr ewig hier in Puerto bleibt, irgendwie fühlt er sich schon fast wie Inventar an und ich hab ihn sehr gerne: Der argentinische Schmuckverkäufer und Überlebenskünstler Hugo. Von Ohringen über Armbänder bis hin zu Pfeifen kann man alles bei ihm erstehen, und zwar selbstgemacht. Und dafür hat er echt ein Talent! Schon seit mehreren Jahren ist er in Südamerika unterwegs und bleibt hier oder dort mal ein paar Wochen oder Monate. Und ausser ihm kommen und gehen in Puerto ständig noch viele andere schräge und interessante Personen. So auch die Malabaristas, die tatsächlich davon leben an roten Ampeln 25 Sekunden eine Show abzuziehen und dann von den anfahrenden Motorrädern Kleingeld einzusacken. Und wie man hört leben die davon nicht einmal schlecht.
Kennengelernt habe ich Hugo eines schönen Mittags auf dem Plaza, wo er in der Mitte unter dem Türmchen sass und Schmuck machte und wir uns irgendwie anlächelten.
Seither verbrachten Felix und ich schon viele Mittagspausen an einem schattigen Plätzchen auf dem Plaza, lernten Bänder knüpfen, bogen Draht zu Nasenringen, Jonglieren, machten Musik oder beschäftigten uns mit irgendeiner anderen hübschen Zeitverschwendung. Manchmal fühle ich mich bei der bunten Truppe tatsächlich wie auf einem Mittelalermarkt. Vielleicht fühle ich mich deshalb so wohl dort 🙂
Einmal kurz vor Weihnachten hat er uns sogar im Ecocentrum besucht und mit uns seine Lieblingsplätzchen gebacken.

Hm, jetzt komme ich mir ja doch ein bisschen wie in einer Soap vor (Oder eher noch: einer Online-Fanfic… Isa, du weißt was ich meine, oder? 😉
Naja, ich hoffe mal, dass das ein bisschen hilft.

One Response to “Wer ist das eigentlich?”

  1. OGAH sagt:

    Ja, danke. Deine Einleitung hat sich doch bestimmt auf mich bezogen oder ;-). Mir geht es da ähnlich und die Erklärung der einzelnen Charaktere hilft wirklich. Btw, ich habe die „Glocke“ im Nebensatz gefunden ;-). Viel Spass noch

    Marc

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