Archive for Dezember, 2011

Weihnachtszeit – Mangozeit


2011
12.30

Endlich – Wir haben es geschafft! Ein neuer Laptop. Und obendrauf noch eine coole Maus! Wenn das nicht ein gewinn ist! Der alte PC war nach einem Wasserschaden in Felix Zimmer total fratze und das ewige im stickigen Internetcafe hocken hatte uns schon länger genervt (und ich glaube, meine Zuverlässigkeit in Sachen Nachrichten beantworten hat unter dieser chronischen Unlust auch ein wenig gelitten. Tut mir Leid!) Am Wochenende vor Weihnachten waren wir dann endlich in Cusco, um diesem ätzenden Zustand ein Ende zu setzen. Nachdem ich nun endlich meinen überreifen Quartalsbericht abgeschickt habe, kann ich jetzt also nach und nach den Berg von Emails abarbeiten und ein neuer Blogeintrag ist natürlich auch fällig… Was für ein Stress… Ach was war das schön, als wir keinen PC hatten 😛 XD 😉
So genug Vorgeplänkel, hier nun endlich das vielfach gewünschte und natürlich sowieso geplante Weihnachtsspecial. Da mein letzter Eintrag schon ein Weilchen her ist, fange ich mal Anfang Dezember an. Da hat man von Weihnachten noch gar nicht viel gemerkt. Nur den Pannetone gab es schon überall zun kaufen, aber dazu später mehr. Wir waren zu der Zeit ziemlich beschäftigt. Es war nämlich endlich die von mir lang ersehnte Mangozeit gekommen. Schon Monate hingen die grünen Dinger an den riesigen Bäumen und wollten einfach nicht reif werden. Später sollte ich mir das dann fast ein bisschen zurück wünschen, wir waren nämlich Tage mit ernten, schälen, entsaften, einkochen und abfüllen b eschäftigt. Am nervigsten war das entsaften, die sonst so tüchtige Maschine hat nämlich etwas gegen die grossen Kerne. Ein bisschen Glück hatten wir aber auch, genau zu der Zeit war nämlich ein ehemaliger Freiwilliger, der Jacob mit seiner Freundin Berna da. Die haben uns fleissig geholfen und auch sonst war es ganz schön ein bisschen Leben in der Hütte zu haben.
Ab mitte Dezember kam dann doch auch langsam Leben in das ganze Weihnachtsthema. Zugegeben, anfangs wirkte es schon merkwürdig bei 30°C Plastiktannenbäume und Fensterbilder von dick eingepackten Weihnachtsmännern zu sehen. Aber es gab auch wirklich hübsche Sachen. So waren die Bäume in einer Alee schon früh mit grossen knallbunten Geschenken dekoriert, die Kinder in der Schule bestickten Jutestoff mit „Feliz Navidad“, sternen und Glocken und in vielen Häusern aber auch auf dem Plaza wurden liebevoll Krippen aufgebaut.


Felix und ich versuchten uns mit Plätzchen backen ein bisschen in Stimmung zu bringen. Der Versuch ist gescheitert aber die Plätzchen waren lecker. In Cusco kam sie dann ein bisschen auf, da stimmte eben die Temperatur. Aber eigentlich konnte ich da auf Weihnachtsstimmung auch gut verzichten…
Am 21. war dann noch das Fest von der Schule – eine Mischung aus Weihnachtsfeier und Schulende. Irgendwie war es den deutschen Schulfesten gar nicht so unähnlich… Nur Adriano im Weihnachtsmann-im-Urlaub-Outfit mit roter Boxershorts und Schnorchelausrüstung werde ich wohl nie vergessen… der Wollmantel ist hier nämlich nur für Plastikweihnachtsmänner erträglich.
Dann wurde es für mich auch schon langsam Zeit zu überlegen, was ich eigentlich an Weihnachten machen will… Da litt ich doch an einer kleinen inneren Zerrissenheit. Weil es ja doch irgendwie ein Familienfest ist, weil die freien Tage sich zum Reisen anbieten, weil ich eigentlich keine richtige Einladung hatte aber doch irgendwie mit vielen feiern wollte… Wie die Zeit meistens so an sich hat lief es dann aber doch alles irgendwie. Reisen liess ich bleiben weil ich noch von Cusco eine kleine Magverstimmung hatte und die Preise der Tickets einfach mal auf das doppelte anstiegen. Und plötzlich hatte ich doch von allen Einladungen.
Hier läuft der 24. übrigens ungefähr so ab: bis 11 Uhr passiert nicht wirklich viel, man ist vielleicht mit der Familie zusammen oder draussen unterwegs oder bei Freunden. Um Zwölf ist es dann fast wie Silvester: Man umarmt sich, wünscht sich frohe Weihnachten und es gibt sogar Feuerwerk. Danach wird gegessen, meist Truthahn oder vielleicht Schwein. Und natürlich getrunken.
Mein 24. lief ungefähr so ab: Weil just zu den Festtagen die Familie des ehemaligen Freiwilligen Viktor da war und auch der Jacob sich noch mal blicken liess gab ein kleines Festessen, allerdings schon recht früh. Nun ja, halb 7 war angepeilt, 8 wurde dann aber doch bis das Schwein und die vorzüglichen Kartoffeln im Lehmofen endlich fertig waren. Dazu gab es dann noch echt leckeren Salat, wie immer natürlich Reis und zum Nachtisch noch aus Deutschland mitgebrachte selbstgemachte Plätzchen.Das alles aus ästhetischen, aber wohl auch aus Platzgründen draussen mitten auf der Wiese unter einem tatsächlich mal recht unbewölkten Sternenhimmel. Dazu wurde noch gesungen, geplaudert, gelacht und sogar eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen und übersetzt.

Trotz der Gemütlichkeit riss ich mich aber gegen 10 dann doch los, weil ich mit Ninja, meinem Capoeiralehrer und inzwischen guten Freund noch die Potziwafamilie besuchen wollte. Dort plaudeten wir etwas und tranken einen ebenso billigen wie wirklich köstlichen Wein. Ein Stündchen später machten wir uns dann noch zu Ninjas Eltern auf, wo es um 12 nach dem Umarmen und dem Feuerwerk Truthahn und Maiskolben gab. Und Sekt und Wein und Catchassa.
Am nächsten Morgen machte ich mich dann früh und unausgeschlafen zum Internetcafe auf, um meinen Lieben daheim ein frohes Fest zu wünschen. Daraus wurde nichts, die Besitzer des Cafes hatten selbst noch nicht ausgeschlafen. Egal, weiter zum Nilo. Mit dem verbrachte ich dann einen sehr entspannten verregneten ersten Weihnachtstag mit ein paar Filmen und ein bisschen Dösen. Und dort bekam ich auch das typische peruanische Weihnachtsfrühstück: Cacao und Pannetone. Ihr wisst schon, dieser italienische Christstollenabklatsch… Aber lecker ist er doch.

Am 26. hab ich von Weihnachten schon gar nichts mehr gemerkt. Aber das könnte auch etwas daran liegen, dass das der 99. Geburtstag des Bundeslandes Madre de Dios war. Da war auf dem Plaza recht viel los mit Reden, Musik und Armeeaufmarsch. Mir war das zu laut, ich spazierte ein Weilchen durch die Stadt und freute mich sehr, als ich an meiner Lieblingskreuzung Leon Velarde –Dos de Mayo nach langem mal wieder einen Gaukler antraf. Sogar ein Langhaariger ;-)^^Mit dem plauderte ich ein bisschen und wir schlenderten ein paar Stündchen durch die Stadt. Das war eigentlich so ungefähr das Spannendste des Tages.
Ich hoffe, nun sind erst mal alle zufrieden. Wenns noch Fragen gibt scheut nicht sie auszusprechen.
So, nun noch fix das Exotenextra und dann ab ins Bett. Das ist dieses mal – wie könnte es anders sein – die Mango. Die stammt ursprünglich aus Indien, ein paar Sorten fühlen sich aber auch hier ganz wohl. Mich erinnern diese majestätischen Bäume irgendwie ein bisschen an Kastanien. Mit den Mangos sieht es dann allerdings fast obszön aus, die hängen nämlich an für so grosse Früchte viel zu dünn und lang erscheinenden Stielen. Aber die Natur hat das ganz gut hingekriegt. Und sie sind natürlich echt lecker, nur an die Fasern zwischen den Zähnen und die Dötschen (von wegen grosse Bäume, schwere Früchte und harter Boden und so…) muss man sich gewöhnen.

Das Foto ist übrigens am Plaza de Armas entstanden und der Baum dürfte so um die 100 Jahre zählen. So Obstbäume an öffentlichen Plätzen finde ich irgendwie klasse. Mit ein bisschen Glück kann man sich mit einer saftigen Mango ins Gras hocken – mit ein bisschen Glück wohlgemerkt, denn meistens lagen nur Schalen rum. Nun ja, in Deutschland wird es sowas wohl nie geben, von wegen gefährlich… Nun ja gut, ist schon ein bisschen unheimlich, wenn neben einem ein gelbes Geschoss aus 20 oder 30 Metern Höhe einschlägt. Aber hey, man könnte ja mal Kirschbäume pflanzen 😉
Das wärs erst mal denke ich… Liebe Grüsse aus dem zugegebenermassen etwas verregneten Puerto und allen einen guten Start ins Weltuntergangsjahr 2012… Ach ja, und noch ein Panda für Panda