Urlaubsspecial Teil I

2012
03.02

Es ist soweit!!! Nach einem halben Jahr verfügt der Blog nun endlich über sein erstes richtiges Urlaubsspecial! Es ist diesmal ein bisschen länger geworden und auch ein paar mehr Fotos sind dabei. Ich hoffe deshalb, ihr verzeiht mir meinen Verzug mit den Antwortmails, auf die ihr teilweise sicher schon Wochen wartet und die (hoffentlich) in den nächsten Tagen in euren Postkästen eintrudeln.

Nun aber zur Reise. Und zwar begann die am 4. Febuar, als wir in den Flieger nach Lima stiegen.

Zwar sollte das Seminar erst am 6. losgehen, der Flug am 4. war aber günstiger und ausserdem hatten wir so noch zwei Tage uns gemeinsam mit anderen Freiwilligen Lima im Sommer anzuschauen. Der ist vom Wetter her schon um so einiges wärmer und angenehmer als der diesige Winter, macht die Stadt aber trotzdem nicht umbedingt schöner. Dafür hatten wir Zeit schon die ersten Erfahrungen auszutauschen, und das bis spät in die Nacht.

Am Montag morgen ging es dann für alle nach Santa Rosa, wo im „Club la Union“ am Meer das fünftägige Seminar stattfinden sollte.

Schon einige Wochen zuvor hatten wir den Zeitplan bekommen und ich vermute mal, dass der eine oder andere mit zwiegespaltenen Gefühlen ankam. Denn ganz nach der Bielefelder Perúseminar-Manier war der Plan vollgestopft mit Vorträgen bis in die Nacht und die kühlen Morgenstunden sollten für Sport genutzt werden. Im endeffekt wurde dann aber doch viel heisser gekocht als gegessen, ganz der peruanischen Lebensweise entsprechend zogen sich die Pausen nämlich immer mehr in die länge und auch die körperliche Ertüchtigung nach dem Aufstehen war keinesfalls Pflicht sondern sollte lediglich die Möglichkeit geben, die Anlagen im Club zu nutzen. So standen viele früh auf um einen der vier heissbegehrten Tennisschläger zu ergattern, im Pool schwimmen zu gehen oder um Foton zu spielen (ein squashähnliches peruanisches Spiel, verzeiht die mit Sicherheit falsche Schreibweise).

Ich nutzte die Zeit, indem ich mit einer anderen Freiwilligen namens Julia nach über einem halben Jahr mal wieder joggen ging. Und das hat sich wirklich gelohnt am Pazifiksandsandstrand, wo es kaum ein anderes Geräusch gibt als das Rufen der Seevögel, die wir aufscheuchten, und das ewige Brausen des Meeres.

Was tatsächlich dem Plan entsprach war allerdings die Vorstellung unserer Projekte, was in der Regel bis 10 oder 11 in der Nacht dauerte. Da jeder nämlich auch Fotos oder sogar eine Powerpointpräsentation mitgebracht hatte, brauchten wir für die Vorstellung Dunkelheit. Und die war auf der Dachterasse unseres Bungalows nunmal nur in der Nacht gegeben. Aber da es wirklich spannend war, von den Erlebnissen der anderen Freiwilligen zu hören, war das Augen offen halten gar nicht so schwer, wie anfangs gedacht.

Abgesehen von diesen Vorträgen fand natürlich auch in den Pausen noch jede Menge Austausch statt, der einem manchmal auch einen kleinen Denkanstoss für eigene kleine Problemchen gab und für die grösseren standen uns ja Hermann und Rosa mit Rat und Tat zur Seite. An dieser Stelle also noch mal vielen Dank für dieses gelungene Seminar, ich denke, so ziemlich jeder ist schlauer rausgekommen, als er reingegangen ist und auch Felix und ich haben das eine oder andere Ideechen mitgebracht, wie wir uns noch mehr in unser Projekt einbringen könnten.

Nach fünf erfüllten Tagen, von denen der vorletzte noch mit einem gepflegten Gelage inklusive dem ersten wirklich leckeren Pisco Sour (von unserem Limabetreuer David gemixt) und den Werwölfen von Düsterwald (danke, Thorsten =) ausklang, hiess es dann sich verabschiedeten von den nun schon seit fast einem ganzen Jahr liebgewonnenen Gesichtern und ich machte mich auf meine erste längere Reise in diesem Land auf.

Dabei war schon der Weg von Santa Rosa zurück in die Innenstadt von Lima mit dem Bus eine kleine Weltreise von 1 ½ Stunden. Da merkt man doch, dass diese Metropole etwas andere Ausmasse hat, als unsere beschaulichen Städtchen in Deutschland. In der „Nähe“ des Zentrums suchte ich mir dann eine Busgesellschaft, die Pucallpa anfährt, das sollte nämlich mein erstes eigenständiges Ziel sein. Naja, ganz so eigenständig war es dann doch nicht, nach der 18stündigen Fahrt über die Anden erwartete mich nämlich schon Gustav, um mir seine Stadt und sein Projekt zu zeigen. Die Stadt ist wirklich schön! Ich muss sogar sagen, von allen Dschungelstädten, die ich bisher kennengelernt habe, ist Pucallpa am schönsten (nehmts nicht persönlich, Puerto Maldonado und Iquitos). Nirgendwo sonst habe ich einen Plaza de Armas mit riesigen Tierfiguren aus Ficus gesehen und auch alles andere, was ich gesehen habe liess sich zeigen.

Und die Chacra des Projektleiters überwälltigte mich geradezu. Nicht nur eine riesige und wohl über Jahre angesammelte (Nutz-)Pflanzenvielfalt, nein auch ein wirklich gelungenes Agroforstsystem und ein Wiederaufforstungsgebiet beherbergt dieses Gelände, dass dazu noch durch gute Beschilderung, Aufenthaltsräume und des öffteren auch Führungen bestens für Besucher geeignet ist.

Dagegen sieht unsere Chacra natürlich enttäuschend aus… Aber hey, was nicht ist kann ja noch werden und wenn es bei uns in den nächsten Jahren nicht brennt sieht das Feld mit Sicherheit auch bald schon ganz anders aus. Jedenfalls habe ich ein paar Samen mitgebracht und bin mal gespannt, ob die bei uns auch wachsen. An sonsten lernte ich noch ein bisschen vegan kochen und wir haben eine Bootstour gemacht und uns ein Dorf namens San Franzisco angeschaut, in dem viel Tourikram wie Ketten und Töpferwaren mit der Hand hergestellt werden. Dort entdeckte ich auch Lehmöfen wie di

esen hier, der hier einfach mal rein musste, weil ich beim Foto schiessen an die Fabris

denken musste. Der ist doch putzig oder, Thorsten?

Ein Nachtlager fand ich übrigens bei zwei sehr lieben Mädels vom DED, hierfür nochmals Danke! So richtig richtig neidisch bin ich nun im Nachhinein auf Gustav aber doch nicht, der hat in seinem Projekt nämlich noch viel viel weniger zu tun als wir und Puerto Maldonado ist auch ein tolles Städtchen mit vielen netten Leuten*tätschel*, wenn auch etwas überteuert.

So, tut mir leid, damit hier mach ich nun erst mal pause, damit ich beim Hochladen der Fotos nicht Stunden brauche, weil mir gerade die Zeit davon läuft und natürlich damit es spannend bleibt! Die Fortsetzung ist aber schon so gut wie fertig und dürfte in den nächsten zwei oder drei Tagen hier erscheinen. Also bleibt dran XD

Das Exotenspecial werde ich euch aber nicht vorenthalten. Da erfahrt ihr heute etwas über ein Früchtchen, das ich selbst früher gar nicht so spannend fand, was sich jetzt aber wohl fast als mein Lieblingsobst bezeichnen kann. Und zwar die Papaya.

Tja, so sieht der Baum aus, ein weiblicher Baum, um genau zu sein, wenn man die Pflanze denn als solchen bezeichnen kann, von der Beschaffenheit des Stamms her ist das nämlich eigentlich eher ein grosses Kraut. An den männlichen wachsen sinnigerweise keine Früchte. Deswegen lassen wir von den wild auf der Chacra gewachsenen meist nur die Mädchen stehen. Das Geschlecht erkennt man an den Blüten: viele kleine bedeutet eine männliche Pflanze, einige grosse ein Weibchen. Scheinbar wachsen die Früchte auch ohne männlichen Pollen, nur, dass die daraus entstehenden Samen dann nicht keimen (so Luis zumindest, ich bin mir irgendwie immer noch nicht so recht sicher, ob das stimmt). Am anfang haben wir die jungen Pflanzen manchmal mit einem fiesen Unkraut verwechselt. Das passiert uns jetzt nicht mehr, wenn man es weiss, richt man nämlich den Unterschied. Papayapflanzen riechen tatsächlich ein bisschen nach Papaya.

Was noch? Naja, die Früchte sind reif, wenn sie gelb werden und man kann sie einfach mit einem Stab vom weichen Stamm schubsen. Mir schmeckt das orange Fruchtfleisch am besten als drabbiger Saft, eventuell mit etwas Limone oder Banane. Lecker! Ach ja, und gesund auch, reinigt nämlich die Verdauungsorgane. Zu viel sollte man aber auch nicht geniessen, das beschleunigt diese nämlich.

Bis ganz bald!

Neues Jahr, neuer Eintrag

2012
01.20

Ich kann mich nur entschuldigen, dass es so lange gedauert hat. Entschuldigung! Naja, irgendwie ging die Zeit so schnell mit unwichtigen Dingen dahin und ich hatte auch gar nicht das Gefühl, irgendetwas wirklich spannendes zu erleben, aber wenn ich mir nun so meine Stichpunkte anschaue, stelle ich fest dass ich doch besser zwei Einträge draus gemacht hätte…
Naja, ich fange einfach mal mit dem an, was die meisten hier wohl am brennensten interessiert: Sylvester. Erst mal zu den Traditionen und Abergläubeleien, also wie in Puerto so gefeiert wird. Erst mal wurde schon Tage vorher überall gelbes Zeug wie T-Shirts und Blumenketten verkauft, weil das Glück bringen soll. Daneben gab es dann noch kleine Ährensträusschen, die man sich neben die Tür hängen konnte und die zu Reichtum verhelfen sollten. Am 31. abends werden dann also die gelben Sachen angezogen (sofern man das denn mit macht) und man geht raus, zum Beispiel zu Freunden oder in die Disco. Je nach dem, wie man das handhabt wird schon am frühen Abend gegessen oder auch erst gegen halb eins nach dem Knallen. Das ist nämlich genau so wie bei uns, genau wie das Anstossen und das frohes neues Jahr wünschen. Abgesehen davon gibt es aber noch so Sachen wie um Mitternacht 12 Trauben essen und sich etwas wünschen oder ein Bad mit Blumen nehmen. Tja, und an sonsten wird halt genau wie bei uns ohne Ende gefeiert.
So, nun zu meinem Sylvester. Um meine Rechtfertigung nachvollziehbar zu machen fange ich mal morgens an. Morgens gegen 7 bin ich auf die Feria gegangen, um die üblichen Besorgungen zu machen. Dann war ich noch ein Stündchen im Internetcafe und hab mich anschliessend zum (ehemaligen) Potsiwa-Schulgelände aufgemacht. Da die Schule nämlich wegen Problemen mit dem Vermieter umziehen muss, waren die Jungs da gerade dabei, alles abzubauen. Da hab ich dann bis gegen 6 mitgeholfen, wo es dann zu dunkel wurde.


Danach war ich ziemlich kaputt, zumal Nilo mich an Weihnachten anscheinend auch noch mit seiner Erkältung angesteckt hatte. Ninja, mit dem ich mich für den Abend verabredet hatte, war sogar noch müder, weil der den ganzen Tag geschufftet hatte und so legten wir uns erst mal ein bisschen hin und verabredeten uns für neune oder so. Er weckte mich dann gegen 10, da waren meine Augen dann aber so verklebt, dass ich mich nicht im Stande sah aufzustehen und irgendwie schliefen wir noch mal ein. Um viertel vor 12 schafften wir es dann endlich hoch, assen 12 Trauben und sahen dem Feuerwerk der Nachbarn zu. Danach wünschten wir seiner Familie ein frohes neues Jahr und assen bei ihnen Choclo (Mais) und Truthahn (also ich hab natürlich keinen Truthahn gegessen). Danach fuhren wir noch ein bisschen durch die belebten Strassen und schauten uns den Plaza an, so richtige Partystimmung wollte aber wohl nicht aufkommen. Die Discos waren einfach alle total überfüllt und wir dachten uns, irgendwie kann man da auch an jedem anderen Tag im Jahr rein gehen. So beendeten wir dann die letzte, bzw. erste Nacht des Jahres noch mit einem netten Film und das wars. Ich war zufrieden.
Ein bisschen hat es sich dann tatsächlich auch gelohnt. Am nächsten Tag war ich dann nämlich fitt genug, um noch mal auf die Feria zu fahren und mir ein süsses kleines Kätzchen zu kaufen. Nachdem Pulpa verschwunden ist, mit der ich mich zuvor ganz gut angefreundet hatte (naja zugegeben, eigentlich wollte sie immer nur die Kekse, sie hat mich ein bisschen an Jannik erinnert, hab ich mich irgendwie einsam gefühlt. Die kleine heisst Meia Lua und ist wirklich knuddelig und sehr intelligent, nur dass mit dem nicht über den PC laufen hat sie noch nicht so ganz gelernt. Naja gut, und ein paar mal hat sie mir in den Finger gebissen, aber nicht mit Absicht. Ich mag sie. Fotos gibts wenns schöne gibt und nicht so viele andere, die eh schon den Eintrag sprengen.
Am Tag darauf, dem Montag, kam dann der Felix aus Cuso wieder (von wegen Kälte und Weihnachtsstimmung und so) und die normale Arbeit ging wieder los. Mit Clara rösteten und schälten wir Tagelang Cupuazúsamen. Eine Höllenarbeit. Dafür habe ich den schlimmsten Teil der Schokoladeproduktion revolutioniert: Ich bin auf die Idee gekommen die fertig geschälten Samen in den Mixer zu schmeissen. Jetzt müssen sie statt drei nur noch einmal mit der Handmühle gemahlen werden und die Arbeit von einem Tag schafft man in vielleicht 1 ½ Stunden. Eine relativ simple Sache aber ich bin einfach mal so dreist und klopfe mir auf die Schulter 😉
Mit Luis haben wir viele Tüten mit Erde gefüllt, um Shimbillo (ein Leguminosenbaum mit viel Laub, was auf der Chacra sehr nützlich sein kann: Unkraut wird Luft und Licht genommen und Biomasse und Stickstoff reichern den Boden an) und Cacao zu pflanzen.

Dabei und in Zukunft wohl auch bei allen anderen Arbeiten bekommen wir in den nächsten 3 Monaten tageweise ein bisschen Hilfe, wir haben jetzt nämlich eine perúanische Praktkantin. Sie ist sehr nett, heist Carla und ist eine Freundin von Luis.

Auch auf der Chacra sind natürlich ein paar Sachen passiert. Nachdem wir nun im ersten Stück das gröbste Gepflanzt haben und der Wildwuchs zumindest ein bisschen unter Kontrolle ist haben wir nun angefangen unseren Arbeitsbereich ein bisschen auszudehnen und dazu viel Gestrüpp zerhackt und auf das leichenübersäte Schlachtfeld Cudzu gepflanzt, um erneutem aufbegehren einhalt zu gebieten. Eines schönen Montagmorgens bekamen wir dabei jedoch leider früher frei, weil die Bienen in einer Kiste 3 Reihen weiter sich irgendwie angemacht fühlten. Von meinen 7 Stichen war der vieseste der überm Auge, der auch noch nach zwei Tagen weh tat. Felix hatte Glück, der hat nur einen abbekommen, Luis dagegen war auch mit ein paar mehr gesegnet. In den nächsten Tagen zu Sonnenuntergang werden wir die Kiste wohl mal wo anders hin stellen…
In unserer Freizeit haben wir mal wieder vermehrt Kochunterricht bekommen. Mitlerweile kann ich abgesehen von Causa auch noch Papa a la Huancaina, Tallarin Verde, Tacacho und perfecte Limonade machen. Aber dazu noch mal mehr, wenn ich endlich einen Extraeintrag dazu schreibe.
Ach ja, und noch etwas ist passiert: Wir hatten nämlich Besuch, und zwar zurAbwechslung mal nicht von ehemaligen Freiwilligen sondern von derzeitigen.Von unserer Organisation, also vom Welthaus Bielefeld haben Julia und Anna uns besucht. Die zwei arbeiten in Lima im Casa Hogar, einer Betreuungsstätte für Kinder. Wir haben ein paar schöne und spannende Tage mit viel Perúerfahrungen-austausch gehabt und ihnen natürlich ein bisschen unsere geliebte verschlafene Stadt gezeigt.

Die Zwei gaben dann gleich dem Gustav die Klinke – oder eher das Bett – in die Hand. Der ist über Ecoselva, eine kleine, sehr familiäre Organisation, bei der ich mich auch beworben hatte, in Pucalpa in einem ganz ähnlichen Projekt gelandet wie wir. Dem zeigten wir natürlich dann auch noch mal die Stadt und er griff uns bei der Arbeit auch ein bisschen unter die Arme.

Das Genialste kam eigentlich an seinem vorletzten Tag, als er es endlich geschafft hatte eine Mail von seinem Cheff zu öffnen und er uns fragte, ob wir von einer Organisation namens AAE gehört hätten und ob wir einen Don Pedro Casanova kennen würden. Selbigen hatte er schon gesehen, als er mit mir ein paar Sachen bei ihm zu Hause abhohlte und bei der Organisation hat er 4 Tage verbracht 🙂 Sachen gibts…
Nun noch eine Pflanze. Das fällt mir dieses Mal auch wieder überhaupt nicht schwer, weil wir davon gerade so viel gepflanzt haben: Cacao. An sich ist der Baum recht unspectaculär, aber die am Stamm und an den Zweigen hängenden gelben Fruchtkörper bergen trotzdem den Stoff, aus dem europäische Träume gemacht sind, nämlich die Bohnen.

Zur Weiterverarbeitung werden die mitsamt dem (übrigfens absolut köstlichen) Fruchtfleisch aus den Kapfseln geholt und müssen erst einmal rund 4 Tage vermentieren. Danach werden sie gut getrocknet, geröstet, geschält und gemahlen (genau, wie bei seinem Verwandten, dem Cupuazu [grossblütiger Cacao], nur dass das beim Cacao einfacher geht). So weit die Theorie, gemacht haben wir das nämlich noch nicht. Aber das wird bald zumindest probeweise in Angriff genommen.

Eigentlich produzieren die Bäume das ganze Jahr über, aber derzeitig scheinen es mir besonders viele Früchte zu sein. Vielleicht liegt es an der Regenzeit. Übrigens ist Cacao nicht gleich Cacao. Auf dem Bild hier sind neben den typisch gelben Früchten einer Cacaoart, die bei uns vor der Küche wächst noch die rötlichen Kapseln einer anderen Art zu sehen. Diese hat ein relativ bitteres Fruchtfleisch mit weniger Samen und ist theroetisch auch so im Regenwald zu finden. Eine relativ ursprüngliche Art also.
Und noch etwas: Hier gibt es kaum brauchbare Schokolade. Das einzige Cacaoprodukt, das hier überall erhältlich ist, ist eine Rohmasse für Trinkschokolade. Kim, geniess deine Milka also doppelt und denk an mich.

So, das wars nun auch schon wieder. Wer immer noch nicht genug hat kann noch mal kurz bei meinen Freunden vorbei schauen, da sind nämlich Ninja (Elvis) und Hugo dazu gekommen und auch ein wenn auch sehr schlechtes Foto von Naif.
Wie immer liebste Grüsse aus der Ferne!

Weihnachtszeit – Mangozeit

2011
12.30

Endlich – Wir haben es geschafft! Ein neuer Laptop. Und obendrauf noch eine coole Maus! Wenn das nicht ein gewinn ist! Der alte PC war nach einem Wasserschaden in Felix Zimmer total fratze und das ewige im stickigen Internetcafe hocken hatte uns schon länger genervt (und ich glaube, meine Zuverlässigkeit in Sachen Nachrichten beantworten hat unter dieser chronischen Unlust auch ein wenig gelitten. Tut mir Leid!) Am Wochenende vor Weihnachten waren wir dann endlich in Cusco, um diesem ätzenden Zustand ein Ende zu setzen. Nachdem ich nun endlich meinen überreifen Quartalsbericht abgeschickt habe, kann ich jetzt also nach und nach den Berg von Emails abarbeiten und ein neuer Blogeintrag ist natürlich auch fällig… Was für ein Stress… Ach was war das schön, als wir keinen PC hatten 😛 XD 😉
So genug Vorgeplänkel, hier nun endlich das vielfach gewünschte und natürlich sowieso geplante Weihnachtsspecial. Da mein letzter Eintrag schon ein Weilchen her ist, fange ich mal Anfang Dezember an. Da hat man von Weihnachten noch gar nicht viel gemerkt. Nur den Pannetone gab es schon überall zun kaufen, aber dazu später mehr. Wir waren zu der Zeit ziemlich beschäftigt. Es war nämlich endlich die von mir lang ersehnte Mangozeit gekommen. Schon Monate hingen die grünen Dinger an den riesigen Bäumen und wollten einfach nicht reif werden. Später sollte ich mir das dann fast ein bisschen zurück wünschen, wir waren nämlich Tage mit ernten, schälen, entsaften, einkochen und abfüllen b eschäftigt. Am nervigsten war das entsaften, die sonst so tüchtige Maschine hat nämlich etwas gegen die grossen Kerne. Ein bisschen Glück hatten wir aber auch, genau zu der Zeit war nämlich ein ehemaliger Freiwilliger, der Jacob mit seiner Freundin Berna da. Die haben uns fleissig geholfen und auch sonst war es ganz schön ein bisschen Leben in der Hütte zu haben.
Ab mitte Dezember kam dann doch auch langsam Leben in das ganze Weihnachtsthema. Zugegeben, anfangs wirkte es schon merkwürdig bei 30°C Plastiktannenbäume und Fensterbilder von dick eingepackten Weihnachtsmännern zu sehen. Aber es gab auch wirklich hübsche Sachen. So waren die Bäume in einer Alee schon früh mit grossen knallbunten Geschenken dekoriert, die Kinder in der Schule bestickten Jutestoff mit „Feliz Navidad“, sternen und Glocken und in vielen Häusern aber auch auf dem Plaza wurden liebevoll Krippen aufgebaut.


Felix und ich versuchten uns mit Plätzchen backen ein bisschen in Stimmung zu bringen. Der Versuch ist gescheitert aber die Plätzchen waren lecker. In Cusco kam sie dann ein bisschen auf, da stimmte eben die Temperatur. Aber eigentlich konnte ich da auf Weihnachtsstimmung auch gut verzichten…
Am 21. war dann noch das Fest von der Schule – eine Mischung aus Weihnachtsfeier und Schulende. Irgendwie war es den deutschen Schulfesten gar nicht so unähnlich… Nur Adriano im Weihnachtsmann-im-Urlaub-Outfit mit roter Boxershorts und Schnorchelausrüstung werde ich wohl nie vergessen… der Wollmantel ist hier nämlich nur für Plastikweihnachtsmänner erträglich.
Dann wurde es für mich auch schon langsam Zeit zu überlegen, was ich eigentlich an Weihnachten machen will… Da litt ich doch an einer kleinen inneren Zerrissenheit. Weil es ja doch irgendwie ein Familienfest ist, weil die freien Tage sich zum Reisen anbieten, weil ich eigentlich keine richtige Einladung hatte aber doch irgendwie mit vielen feiern wollte… Wie die Zeit meistens so an sich hat lief es dann aber doch alles irgendwie. Reisen liess ich bleiben weil ich noch von Cusco eine kleine Magverstimmung hatte und die Preise der Tickets einfach mal auf das doppelte anstiegen. Und plötzlich hatte ich doch von allen Einladungen.
Hier läuft der 24. übrigens ungefähr so ab: bis 11 Uhr passiert nicht wirklich viel, man ist vielleicht mit der Familie zusammen oder draussen unterwegs oder bei Freunden. Um Zwölf ist es dann fast wie Silvester: Man umarmt sich, wünscht sich frohe Weihnachten und es gibt sogar Feuerwerk. Danach wird gegessen, meist Truthahn oder vielleicht Schwein. Und natürlich getrunken.
Mein 24. lief ungefähr so ab: Weil just zu den Festtagen die Familie des ehemaligen Freiwilligen Viktor da war und auch der Jacob sich noch mal blicken liess gab ein kleines Festessen, allerdings schon recht früh. Nun ja, halb 7 war angepeilt, 8 wurde dann aber doch bis das Schwein und die vorzüglichen Kartoffeln im Lehmofen endlich fertig waren. Dazu gab es dann noch echt leckeren Salat, wie immer natürlich Reis und zum Nachtisch noch aus Deutschland mitgebrachte selbstgemachte Plätzchen.Das alles aus ästhetischen, aber wohl auch aus Platzgründen draussen mitten auf der Wiese unter einem tatsächlich mal recht unbewölkten Sternenhimmel. Dazu wurde noch gesungen, geplaudert, gelacht und sogar eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen und übersetzt.

Trotz der Gemütlichkeit riss ich mich aber gegen 10 dann doch los, weil ich mit Ninja, meinem Capoeiralehrer und inzwischen guten Freund noch die Potziwafamilie besuchen wollte. Dort plaudeten wir etwas und tranken einen ebenso billigen wie wirklich köstlichen Wein. Ein Stündchen später machten wir uns dann noch zu Ninjas Eltern auf, wo es um 12 nach dem Umarmen und dem Feuerwerk Truthahn und Maiskolben gab. Und Sekt und Wein und Catchassa.
Am nächsten Morgen machte ich mich dann früh und unausgeschlafen zum Internetcafe auf, um meinen Lieben daheim ein frohes Fest zu wünschen. Daraus wurde nichts, die Besitzer des Cafes hatten selbst noch nicht ausgeschlafen. Egal, weiter zum Nilo. Mit dem verbrachte ich dann einen sehr entspannten verregneten ersten Weihnachtstag mit ein paar Filmen und ein bisschen Dösen. Und dort bekam ich auch das typische peruanische Weihnachtsfrühstück: Cacao und Pannetone. Ihr wisst schon, dieser italienische Christstollenabklatsch… Aber lecker ist er doch.

Am 26. hab ich von Weihnachten schon gar nichts mehr gemerkt. Aber das könnte auch etwas daran liegen, dass das der 99. Geburtstag des Bundeslandes Madre de Dios war. Da war auf dem Plaza recht viel los mit Reden, Musik und Armeeaufmarsch. Mir war das zu laut, ich spazierte ein Weilchen durch die Stadt und freute mich sehr, als ich an meiner Lieblingskreuzung Leon Velarde –Dos de Mayo nach langem mal wieder einen Gaukler antraf. Sogar ein Langhaariger ;-)^^Mit dem plauderte ich ein bisschen und wir schlenderten ein paar Stündchen durch die Stadt. Das war eigentlich so ungefähr das Spannendste des Tages.
Ich hoffe, nun sind erst mal alle zufrieden. Wenns noch Fragen gibt scheut nicht sie auszusprechen.
So, nun noch fix das Exotenextra und dann ab ins Bett. Das ist dieses mal – wie könnte es anders sein – die Mango. Die stammt ursprünglich aus Indien, ein paar Sorten fühlen sich aber auch hier ganz wohl. Mich erinnern diese majestätischen Bäume irgendwie ein bisschen an Kastanien. Mit den Mangos sieht es dann allerdings fast obszön aus, die hängen nämlich an für so grosse Früchte viel zu dünn und lang erscheinenden Stielen. Aber die Natur hat das ganz gut hingekriegt. Und sie sind natürlich echt lecker, nur an die Fasern zwischen den Zähnen und die Dötschen (von wegen grosse Bäume, schwere Früchte und harter Boden und so…) muss man sich gewöhnen.

Das Foto ist übrigens am Plaza de Armas entstanden und der Baum dürfte so um die 100 Jahre zählen. So Obstbäume an öffentlichen Plätzen finde ich irgendwie klasse. Mit ein bisschen Glück kann man sich mit einer saftigen Mango ins Gras hocken – mit ein bisschen Glück wohlgemerkt, denn meistens lagen nur Schalen rum. Nun ja, in Deutschland wird es sowas wohl nie geben, von wegen gefährlich… Nun ja gut, ist schon ein bisschen unheimlich, wenn neben einem ein gelbes Geschoss aus 20 oder 30 Metern Höhe einschlägt. Aber hey, man könnte ja mal Kirschbäume pflanzen 😉
Das wärs erst mal denke ich… Liebe Grüsse aus dem zugegebenermassen etwas verregneten Puerto und allen einen guten Start ins Weltuntergangsjahr 2012… Ach ja, und noch ein Panda für Panda

unter Anderem eine peruanische Hochzeit

2011
11.22

Ich schäme mich sehr, dass ich mich in den letzten Wochen nicht gemeldet habe. Irgendwie vergeht die Zeit wie im Flug und ich dachte, der letzte Eintrag läge erst ein paar Tage zurück. So richtig viel Spannendes ist bis zu diesem Wochenende aber auch nicht passiert, aber dazu später.
Erst mal ein bisschen was zum Projekt. Also nachdem wir die letzten Wochen vor allem mit Sähen und Pflanzen auf der Chacra beschäftigt waren, haben wir die diese Woche erst einmal in Ruhe gelassen. Nun können die Sternfrucht- und Paranussschösslinge anwachsen und Kartoffeln, Zwiebeln, Ingwer und Avocado haben Zeit zum keimen. Ausserdem haben wir schon in mehreren Bananenreihen angefangen, Papaya zwischen die einzelnen Stauden zu pflanzen, die jeweils ein paar Bohnen als Wiegennachbarn bekommen haben. Die wachsen nämlich schnell, halten das Unkraut fern, spenden den ersten Trieben Schatten, düngen den Boden weil Leguminosen und sind obendrein sogar noch essbar. Ganz fertig geworden sind wir leider noch nicht aber das kommt auf jeden Fall in den nächsten Tagen noch.
Diese Woche haben wir vor allem Tüten mit Erde gefüllt und Stöcker rein gesteckt. Das klingt erst mal komisch aber wenn alles gut geht schlagen die aus und wir haben bald eine Armee von Ziersträuchern.
Am spannendsten und leider auch anstregendensten war aber das wieder frei schlagen des Pfads durch das Sekundärwäldchen des Ökozentrums. Direkt neben der Chacra liegt nämlich ein hübsch verfilztes, nahezu unberührtes Fleckchen und das soll Bauern und Allgemeininteressierten zeigen, was für nützliche Pflanzen da im Wald so wachsen und vielleicht auch, wie man den Wald nutzen kann ohne ihn zu roden. Dazu werden wir für ein paar spannende Pflanzen auf dem Weg noch Schilder machen, zuvor heisst es aber erst mal Machete schärfen und ran. Als besonders fiess entpuppte sich hierbei das bambusähnliche Zeugs, dass auch noch richtig böse Stacheln hat, die problemlos durch Handschuhe kommen.Aber lohnen tut es sich auch… zum Beispiel gibt es dort einen ziemlich grossen und vor allem mächtigen Baum, der eine Aushöhlung im Stamm hat, in der vermutlich Fledermäuse hausen. Vielleicht setze ich mich an einem der nächsten Tage mal zur Dämmerungszeit mit einer Kamera vor die Öffnung. Ausserdem gibt es wilde Bienen in der Höhle eines anderen Baums. Und die sehen sogar mal richtig aus wie typische Bienen und nicht wie die kleinen schwarzen Dinger die hier so als Bienen bezeichnet werden… Fertig sind wir allerdings noch lange nicht… Mal sehen, wie es in der nächsten Zeit weiter geht.
An sonsten habe ich mich nun tatsächlich dazu entschlossen, mir die Grundsachen von Capoeira beibringen zu lassen. Wenn ich es also schaffe mache ich mich abends zum Haus der Efrains auf, wo dann meistens der kleine Ninja schon wartet um uns zu malträtieren. Er ist tatsächlich kleiner als ich aber das macht er mit Auftreten und Körperbau mehr als wett. Man hat wirklich den Eindruck, er besteht nur aus Haut und Muskeln und ganz vielleicht ein paar Knochen. Die Übungen, die wir machen, machen wir meist 50 mal und zwischendurch 50 mal im Liegen die beine hoch und noch 20 bis 30 Liegestütze – meist 2 mal am Abend. Und am Ende wird immer gedehnt. Ich bin wirklich sehr froh, dass mein Körper schon einigermassen gelenkig ist.. Der eine oder andere hat schon ein paart Tränchen weggewischt, als ihm beim Spagat nachgeholfen wurde. Ja, es hat schon ein bisschen was Satanistisches, aber es macht auch echt Spass XD
So, jetzt endlich zum eigentlich spannenden Teil diese Woche. Und zwar war ich am Samstag abend auf einer kirchlichen Hochzeit mit allem drum und dran, mit Braut in Weiss, Blumenkindern und Reis. Da ich in Deutschland nie einer Kirchlichen Hochzeit beiwohnte, kann ich leider keine direkten Vergleiche ziehen, aber hübsch anzusehen war es auf jeden fall. Da reingeraten bin ich übrigens, weil der Bräutigam ein Polizist und Arbeitskollege vom Nilo war. Witzigerweise wurde Felix auch eingeladen, aber von jemand anderem. Puerto Maldonado ist also doch irgendwie ein Dorf 😉
Da ich in Deutschland natürlich nicht gerade Ballkleider in meinen Rucksack gepackt hatte, musste ich mir erst mal angemessene Kleidung besorgen. So ist der Nilo dann am Samstag mittag mit mir losgetiegert und wir haben mir ein langes braun-crèmefarbenes Kleid ausgesucht, um eine hässliche kleine Schramme an meinem Bein zu verdecken. Abends habe ich mir dann noch mal kurz meine vom Klima etwas angegriffenen Haare zurechtzurren lassen und ohne gefragt zu werden wurde ich dann auch noch geschminkt. Alles im selben Geschäft, versteht sich^^ Dazu dann noch goldene Schuhe mit riesigen Absätzen (die am späteren Abend höllisch schmerzten) und noch ein bisschen Glitzerschmuck – Ich muss zugeben, ich sah an dem Abend wahrscheinlich besser aus als an meinem Schulabschluss XD
Tja, und dann ging es in die Kirche. In dem Punkt muss man sich im Kopf von den alten europäischen Kirchen frei machen. Hier in PM sind die Kirchen alle recht neumodisch, aber doch irgendwie hübsch. Diese hier hatte bunte Fenster in vorm von Flammen. Nach peruanischem Brauch begann das Ganze natürlich nicht um 8 sondern erst um halb 9, und zwar mit dem einschreiten der Braut an der Hand des Grossvaters (der Vater ist verstorben), angeführt von Blumenkindern und gefolgt von weiteren Kindern zum Schleppe tragen. Und dann lief eben die Zeremonie ab, vermutlich ganz ähnlich wie in Deutschland auch. Ringe wurden ausgetauscht, geküsst, Hostie und Wein verteilt… Gestört wurde das ganze nur leider von einem kleinen Stromausfall, aber die Kerzen spendeten genug Licht. Die Musik kam übrigens von einem Chor und war definitiv ganz anders als die Kirchenlieder in Deutschland. Ich kann es leider nicht beschreiben aber es klang sehr locker und fröhlich. Ein Lied gegen Ende war besonders spannend, weil plötzlich alle die Menschen vor-, hinter- oder neben sich umarmten, auch wenn diese wildfremd waren. Am Ende der Kirchenzeremonie wanderte das Brautpaar dann durch ein Spalier aus Polizeimützen, die Arbeitskollegen des Bräutigamms hatten sich nämlich am Ausgang aufgestellt.
Gefeiert wurde dann in einem hell eingerichteten Restaurant, in dem alles mit weissen und roten Tüchern voll hing. Leider hatte ich keine Kamera dabei, weil mein Kleid keine Taschen hatte. Es wurde noch die eine oder andere Rede gehalten, Häppchenwurden gereicht und eine Band spielte die ganze Zeit südamerikanische Tanzmusik. Da Nilo grossen spass am Tanzen hat und auch recht gut ist musste ich natürlich auch mit ihm Tanzen. Gegen 12 wurde dann noch ein Essen serviert, davon war allerdings leider nur der Reis vegetarisch. Danach war ich schon schändlicherweise ziemlich müde… Da Nilo gegen 7 wieder arbeiten musste nahmen wir uns eigentlich vor nur noch die wunderschöne Torte abzuwarten. Die bestand aus mehreren aufgebarrten kleinen Torten, die mit Rosen und Brautpärchen dekoriert waren. Leider warteten wir vergeblich… als wir um 3 gingen hatte noch keiner anstalten gemacht, sie anzuschneiden und auch Felix, der erst gegen halb 4 ging bekam nichts ab. Im nachhinein haben wir uns dann gedacht, dass es vielleicht nur eine Atrappe war -.- Schade.

Nun noch fix eine neue Pflanze… Und weil ich von den dingern in letzter Zeit so viele gepflanzt habe und die wirklich lecker sind hab ich mich für die Banane entschieden. Davon gibt es unglaublich viele Sorten hier. Die Kochbananen finde ich am genialsten, weil es die in Deutschland so überhaupt nicht gibt und weil man damit so viel anstellen kann. Wenn sie reif sind, schneidet man sie einmal der länge nach auf, brät sie und ist sie so oder mit Schockosauce oder sonstigen Schweinereien. Grün schneide ich sie am liebsten in kleine Scheiben, brate sie mit ganz viel Öl, Zwiebeln und Salz an und dann gibt es vielleicht noch Avocadocrème oder Mayo dazu. Schmeckt fast wie bratkartoffeln.
Aber auch die normalen Bananen schmecken hier super. Ich habe mich mitlerweile in die Seidenbananen verliebt, die nicht ganz so gross sind wie die in deutschen Supermärkten. Felix dagegen schwört auf etwa Fingergrosse, die man auch super trocknen kann. Es gibt aber auch etwa gurkengrosse Bananen hier…
So noch was zum pflanzen, das ist nämlich auch ganz spannend. Bananen Wachsen an Stauden (und nein, man kann sie nicht gerade biegen =). Jeder Stamm, oder eher Schaft trägt dabei nur einmal Früchte, danach bildet er Ableger und stirbt ab. Und diese Ableger kann man dann halb ausgraben, halb abhacken und einfach so in den Boden stecken. Man braucht sie nicht einmal angiessen, weil sie so viel Saft haben. Wenn man aber ein bisschen darauf achtet, wie man sie einpflanzt, kann man bestimmen, wohin die Früchte hängen sollen. Die wachsen nämlich immer nach aussen, das heisst, wenn man die Ablegerseite, die an der Mutterpflanze hing nach Osten zeigend in den Boden steckt, wachsen die Früchte nach Westen. Dann hackt man auf halber Höhe eine Scharte in den Schaft, das ganze kippt und man kann gemütlich ernten. Um die Pflanzen gesund zu halten muss man hin und wieder die alten Blätter und Schäfte entfernen, damit sich kein Ungeziefer einnistet.Was ich sonst noch spannend fand war, dass man den Blättern der Sprösslinge schon ansehen kann, ob die Pflanze gesund und gut genährt ist. Wachsen die sehr schmal und gerade, ist sie top. Sehen sie schon breit und zerrissen aus wie bei einer alten Pflanze, sind sie nicht in Ordnung.
Die Dinger wachsen übrigens unglaublich schnell. Wir haben zwei Exemplare von der Chacra mitgenommen und im Ecocentro gepflanzt. Nach einem Tag sah das ungefähr so aus:

Nach ca. einem Monat so:

So viel zu dieser wundervollen Pflanze, die wohl viel zur Menschheitsentwicklung beigetragen hat 🙂

Lieben Gruss,
Alondra

Geburtstage… und wie wir hier feiern

2011
11.01

Ein kaputter PC wird mich nun mit Sicherheit auch nicht davon abhalten hier vernünftige Einträge mit vernünftigen Bildern zu schreiben. Wir haben nämlich angefangen, die olle Kiste auszutricksen, indem wir Texte auf CD brennen. Immer noch sehr umständlich aber vorerst eine Lösung.
Also los geht’s: Am vergangenen Donnerstag ist der Felix 20 geworden. Weil er die ganze Zeit meinte, er sei wunschlos glücklich und wir uns hier irgendwie sowieso alles kaufen können viel es mir doch arg schwer, ein Geschenk zu finden. Am Ende hab ich mich dann für das einzig sinnvolle entschieden: Ich hab mich von einem meiner geliebten Tücher getrennt, und zwar von dem Grünen, dass er sich sowieso schon von Anfang an als Kopftuch ausgeliehen hatte. Da zeigt sich mal wieder, einfach jeder braucht ein Tuch. Da ich den alten Namen leider vergessen hatte heißt es jetzt übrigens „das sinnvolle Tuch“.
Weil aber ein Tuch doch ein bisschen wenig ist, und sei es auch ein sinnvolles Tuch, gehen wir in den nächsten Tagen wohl noch mal Pizza essen.
In der Schule gab es eine kleine Party und die ganzen Kinder haben für Felix zu Macarena und irgendeinem Lied von Justin Bieber getanzt. Mittags haben wir Kuchen gebacken, und zwar Buddin. Das ist hier ein recht typischer Kuchen, der aus trockenem Weißbrot, Milch, Eiern, teils karamellisiertem Zucker und Vanille besteht und auf den Felix ziemlich abfährt. Ich fand ihn auf dem Markt immer gar nicht so toll, aber unserer ist echt gut geworden. Gegen 5 sind dann Clara, Luis mit Familie und Marco und Adriano zum Kuchenessen vorbei gekommen. Letztere hatten eine Gitarre dabei und nachdem sie „Zum Geburtstag viel Glück“ auf Spanisch und Englisch gesungen hatten spielten sie auch noch einige andere schöne Sachen und wir plauderten viel und tranken ein bisschen von Claras selbst gemachtem Sternfruchtwein (der mir leider am nächsten Tag arge Verdauungsprobleme bescheren sollte). Irgendwann holte Luis dann noch Copuazukuchen, der vorher noch nicht fertig war und so musste natürlich jeder noch ein Stück davon essen. Und als wir dann gegen 8 gerade aufgeräumt hatten kam auch noch Naif vorbei und brachte eine dicke Schokoladentorte mit Eischneeüberzug vorbei. Davon hat dann auch noch jeder eine Scheibe bekommen und ich muss sagen, danach war ich echt satt.
Danach ist Felix auf die Idee gekommen noch ins Internetcafé zu fahren und zu schauen, was seine Freunde geschrieben hatten und ich begleitete ihn, weil ich mit dem vollen Magen eh nicht hätte schlafen können. Er setzte mich bei den Efrains ab, weil ich noch ein bisschen bei ihren Capoeira-Übungen zuschauen wollte. Da war ich allerdings nicht mal zur Tür rein als sie mich schon auf eine andere Geburtstagsparty mitschleppten, die vom Gitarristen der anderen Band im Ort, die ich ja zufällig auch schon mal gesehen hatte. Witzigerweise war der aber den größten Teil seines gemütlichen Zusammensitzens mit Plaudern und Bier trinken gar nicht da. Mit seinen Freunden habe ich aber sehr interessante Gespräche geführt, vor allem darüber, wie es ist eine Zeit im Ausland zu verbringen. Ich fand es echt interessant, dass sie alle irgendwie ähnliche Erfahrungen gemacht hatten wie ich. Außerdem konnte ich noch Hautnah ein Phänomen beobachten, von dem Hermann mal erzählt hatte. Getränke werden geteilt. So wurde nicht an jeden eine Bierflasche verteilt sondern es kreisten nur 2 oder 3 deren Inhalt sich jeder bei Bedarf in sein Glas kippte. Zu hause war ich dann so gegen 12. Felix kam erst gegen 2 nach Hause, bei dem hatte sich die Naif nämlich noch gemeldet und sie waren spontan raus gegangen.
Am nächsten Tag hab ich weil müde und Magenaua nicht viel getrieben und das Wochenende versprach dann so wie immer abzulaufen. Samstagmorgens Feria, anschließend ein bisschen was waschen und sonst wie rumwerkeln. Gegen Mittag sind wir auf eine kleine Veranstaltung von einer art Bioladen etwas außerhalb gegangen. Wo, neben Speis und Trank auch diverses Handwerk verkauft wurde.
Gegen Abend schaute ich dann schon fast traditionsmäßig bei den Efrains vorbei, weil mir nicht danach war im Haus zu bleiben und einen Film mit Felix und Naif zu schauen. Dort lernte ich dann, dass Schadow, der schäferhundähnliche Familienhund vorne auf dem Motorrad mitfahren und sogar selbst aufsteigen kann und dass das spritleere Motorrad vom Marco bis zur nächsten Tankstelle kommt, wenn man mal kurz in den Tank pustet. Sachen gibt’s…
Irgendwann bin ich dann mit Marco alleine erst mal ins Asadazo gegangen, weil die anderen nach dem Gig am Vorabend noch ein bisschen schläfrig waren. Dort haben wir dann nett geplaudert und ich bin mir ganz sicher, dass er versucht hat mich mit Bier betrunken zu machen, weil er mir ständig nachgeschenkt hat. Gegen 10 fing dann eine gar nicht so schlechte Criollo-Band an zu spielen und Marquinho kam vorbei weil er der Band beim Verstöpseln helfen sollte. Wir hörten noch ein Weilchen zu bis Marco meinte ich solle mit Marquinho in eine Disco gehen. (Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Abend ein Anschlag auf meine für peruanische Verhältnisse verklemmte Art werden sollte.) Tatsächlich ein bisschen angetrudelt ging ich also mit Marqui in eine eigentlich ganz hübsche Disco. Sie hat mich von der Einrichtung her eher an eine Bar erinnert (die hier übrigens alle viel gemütlicher gestaltet und dekoriert sind) und die Musik bestand nicht nur aus Techno sondern war ein Mix verschiedenster Musik. So schaffte Marqui es tatsächlich auch, mich bei Popmusik zum Tanzen zu bringen, aber nur ganz kurz und nur wegen dem bösen Bier. Die meiste Zeit saßen wir am Rand, plauderten und schauten den Menschen beim Tanzen zu. Ein weiteres spannendes Phänomen: Die Cliquen nehmen die Flaschen mit auf die Tanzfläche, stellen sie auf den Boden und bilden einen Kreis drum herum. Das ist mir in Deutschland irgendwie noch nicht begegnet. Irgendwann sind wir dann ein bisschen raus gegangen, haben frische Luft geschnappt und auf einem Spielplatz Turnübungen gemacht. Hehe, jetzt weiß ich, dass Marquinho keinen Schneidersitz kann. Dafür kann er aber auch viele Sachen, die ich nicht kann.
Am nächsten Morgen bin ich gegen 7 ins Internetcafe, wo ich den bösen Merlin leider wieder nicht brav daheim vorgefunden habe. Dafür hat sich eine andere Freundin über einen Anruf zum Geburtstag gefreut.
Danach schlenderte ich noch so ein bisschen durch die Stadt und überlegte, was ich vor dem Schlafen noch so machen könnte als plötzlich so ein Typ neben mir stand und fragte, ob er mich begleiten könne. Wir spazierten ein bisschen zum Bootshafen des Tambopata, plauderten und tranken etwas. Derweil erfuhr ich, dass der Typ Nilo heißt, Polizist ist und gerne Reggae hört. Danach zeigte er mir noch auf dem Motorrad die Altstadt (die im Übrigen wirklich hübsch ist und mal einen Ausgang lohnen würde) und wir fuhren ein Stück am Tambopata entlang, wo es auch ein paar Strände zum schwimmen gibt. Später schlug er dann noch vor auf den Obelisk hoch zu steigen. Das ist so ein Turm in der Stadt, der das Zentrum eines Kreisverkehrs bildet und eine klasse Orientierungshilfe ist. Der Aufstieg kostet 50 Cent und man hat echt einen super Ausblick!

Sehr sehenswert, auch, wenn der Aufzug kaputt ist. Wir aßen noch etwas, dann sah ich doch mal endlich zu, dass ich nach Hause komme und freute mich über mein Bett mit den vertrauten Flöhen drin.
Das war also im Großen und Ganzen das spannendste der letzten Tage.
Hier sind noch zwei Fotos, die eigentlich zum letzten Eintrag gehören:
Einmal vom Reiten

und meine an Regentagen entstandenen Flöten (mittlerweile ist noch eine weitere dazu gekommen, die ganz rechts)

(Jap, wer genau hinschaut erkennt, dass mein Erstlingswerk mit Tesafilm korrigiert wurde… aber egal, dafür klingt sie umso besser. Martin ist ein guter Lehrer 🙂 Vielen Dank für den Link!
An sonsten habe ich mal endlich daran gearbeitet, den Blog auf Vordermann zu bringen. Zum Beispiel verbirgt sich hinter dem Eintrag „die Arbeit im Ecocentro“ nun endlich ein richtiger Text und es ist auch eine neue Ecke entstanden, wo ich die Leute vorstelle, mit denen ich hier so zu tun habe. So könnt ihr vielleicht besser den Überblick behalten.
Jetzt wird es Zeit mal endlich wieder mit der Vorstellung der Mitarbeiter von der Nahrungsmittelproduktion weiter zu machen. Diesmal ein Vertreter, der uns vor allem Als Dekoration an Cocktails Begegnet: Die Sternfrucht, span. Carambola.

Ursprünglich kommt diese interessant geformte Frucht aus dem chinesischen Raum, doch auch hier scheinen die Pflanzen sich pudelwohl zu fühlen. Im vergleich zu ihrer Frucht sehen die Bäume sehr unspektakulär aus:

Die Saison ist eigentlich gerade vorbei, aber hin und wieder sieht man die Früchte trotzdem noch. Sie werden hier vor allem zu sehr leckerem Nektar verarbeitet und ich hatte ja auch schon berichtet, dass wir mit Clara eine fruchtige, wenn auch sehr süße Marmelade daraus gekocht haben.

So nun fällt mir gerade mal wieder nicht mehr Interessantes ein. Wenn man selber hier lebt, fällt es einem irgendwie schwer zu erraten, was euch daheim so interessieren könnte. Also wenn ihr auf irgendetwas hier neugierig seid oder etwas nicht richtig nachvollziehen könnt, schreibt doch einfach mal einen kleinen Kommentar. Natürlich freue ich mich auch immer über einen Kommentar, wenn ihr gerade mal keine Frage habt 😉