Ein Logbucheintrag zum Essen, Teil III

2012
04.11

So, endlich geschafft. Wünsche euch viel Spass beim Lesen und bis zum nächsten Mal.

  • Die Restaurants

  • Natürlich kann man auch richtig essen gehen. Neben den vielen grösseren und kleineren Lokalen gibt es auch Kochnischen und Marktstände, wo man landestypische Kost kriegen kann. Ein Gericht, das man auf fast jeder Karte findet, ist zum Beispiel „A lo Pobre – für den Armen“. Der arme Arme, der das alles Essen muss.

    Eher was für mich ist „Arroz a la Cubana“, das ist wie der Name schon sagt vor allem Reis. Dazu dann ein oder zwei Eier, ein paar Streifen Kochbanane und manchmal noch irgendeine andere kleine Beilage und kein bisschen Fleisch – Super!

    Recht lecker (wenn denn mal vegetarisch) ist auch Juane, in Bananenblätter eingewickelter Reis mit gelben Gewürzen, Yuka, Ei, Oliven, Hühnerfleisch… Der Name kommt laut Juan von einem Feiertag namens San Juan, an dem traditionell dieses Gericht gegessen wird. Die etwas kleinere Päckchenausführung eher für die Hand besteht aus Maisbrei in Maiskolbenblättern. Schimpft sich dann Tamales. Ausser es ist süss, dann heisst es Huminta. Aber das nur nebenbei.

    Es gibt noch viele andere Gerichte und jedes Gebiet, ja jede Stadt hat seine eigene Spezialität, aber das würde hier jetzt den Rahmen sprengen…
    Nun zu den anderen Restauranttypen, z.B. Pollerías. Wie der Name schon sagt (pollo -> span. Hühnchen) gibt es hier alle möglichen Gerichte mit Hühnchen und viel Reis, aber auch ein Salat lässt sich hier auftreiben. Und natürlich hat nicht nur der Reis allein einzug in die peruanische Esskultur gehalten. Chinarestaurants heissen hier Chifas und da gibt es neben dem wohl bekanntesten Gericht Arroz Chaufa (Reis mit Hühnchen, Sojasauce und Gemüse, Arroz -> Reis)auch noch viele andere Sachen, die aber allesamt nicht so recht dem ähneln, was es in deutschen Chinarestaurants gibt. Ähnlich verhält es sich mit den Pizzerien. Die Meinungen gingen unter den Freiwilligen unserer Gruppe auseinander, ob die Pizza von hier denn nun geniessbar sei oder nicht. Hier bei uns in Puerto finde ich sie durchaus lecker so aus dem Lehmofen jedoch etwas mächtig mit dem ganzen Käse drauf und natürlich den geilen Sossen. Hier wird Pizza nämlich immer mit Sossen gereicht, meist etwas in Richtung Knoblauchmayonaise und ein scharfes Ají. Aber zum Glück ist Pizza ja schon alleine wegen dem Geldbeutel nichts für jeden Tag. Ja, bei den Solespreisen wird man schon irgendwie geizig, da sind 7 Euro für eine grosse Pizza viel. Was werden wir alle stöhnen, wenn wir wieder in Deutschland sind… Tja, und dann gibt es ja noch die merkwürdigerweise gar nicht ganz so seltenen Vegetarier. Dort kriegt man mittags ein ganz gutes Menü mit viel Gemüse und Vollwertgetreide (Ninjas Kommentar dazu einmal: „Als ich das erste mal hier gegessen habe, dachte ich, sie hätten den Reis nicht richtig gewaschen“) und je nach dem auch leckere Snacks Abendessen. Eigentlich schon merkwürdig, denn Vegetarismus ist hier keine weit verbreitete Krankheit. Meistens werden die Läden von irgendwelchen christlichen Sektenmitgliedern geführt…

  • Nicht zu vergessen: die alkoholischen Getränke
  • Am meisten konsumiert wird wohl Bier. Und da ist eine Sorte allzeit präsent: Cusqueña(hehe, der Vorteil einer spanischen Tastatur – eine extra Taste für das blöde Ñ 🙂 kommt aus Cusco, wie der Name schon sagt. Arequipeña ist dann logischerweise aus Arequipa.

    Ich muss euch leider enttäuschen, vom Bier habe ich nicht ganz so viel Ahnung, war ja noch nie so ganz meins. Das einzige,was man wirklich gut trinken kann ist Cusqueña Malta mit Honig, vielleicht zu vergleichen mit einer Kreuzung von Odins und Malzbier. Ach ja, und Ponche de Malta ist auch recht gut, obwohl ich es nicht mehr wirklich zu den alkoholischen Getränken zählen würde. Ein Gebräu aus Milch, Ei, Banane, Malta und noch einigen anderen Sachen.
    Pisco Sour und seine Brüder: Pisco ist ein Traubenschnaps, der angeblich aus Pisco kommt. (Wie auch in einigen anderen Punkten streiten die Peruaner sich bei der Herkunft des Pisco mit den Chilenen. Am besten immer dem zustimmen, in dessen Land man sich gerade aufhält.) Für Pisco Sour wird er soweit ich weiss mit Limonsaft, Zucker und Eiweissschaum zubereitet. Ansonsten gibt es natürllich auch noch einige andere Coctails, in denen er Verwendung findet. Ich bin meist nicht sooo der Freund davon, jedem das seine.
    Die Weine, die ich bisher probiert habe waren alle samt sehr süss und ich hätte sie nicht umbedingt als Wein bezeichnet, wenn es nicht auf der Flasche gestanden hätte. Hat mich persönlich jetzt nicht so gestört, im Gegenteil. Was ich auch sehr trinkbar finde, ist die hiesige Sangria. Kommt zwar vermutlich auch in den Bars einfach aus dem Tetrapack, mit den kleinen Apfel-, Ananas- und Bananenstückchen drin schmeckt es aber noch mal um längen besser.
    An sonsten ist die Zahl der alkoholischen Getränke, die abends in den Bars ausgeschenkt werden, wohl nicht weniger vielfältig als bei uns. Viele Spirituosen – vor allem die, die man zum Coctails mischen braucht – sind sogar identisch.
    Und wir Deutschen?
    Tja, und was essen Felix und ich eigentlich an sonsten so, wenn uns kein Peruaner über die Schulter schaut? Irgendwie war das von Anfang an so eine Kombination aus deutschem Essstil mit peruanischen Zutaten und immer wieder neuen Anregungen. Allerdings scheint das P mittlerweile überhand zu nehmen… Zutaten wie Zwiebeln und Limonen gehen uns immer schneller aus (O-Ton Felix: „Ich habe noch nie so viele rohe Zwiebeln gegessen, wie in diesem Jahr“) und auch das dröge, relativ geschmacksarme Kohlenhydrat hängt uns noch nicht zum Halse heraus…

    „Du, ich hab heut irgendwie lust auf Reis…“

    „Okay… und dazu die Bohnen von Gestern… und der Kürbis, der muss weg“ (Mit Zwiebeln, versteht sich von selbst)

    „Klingt gut… Und danach dann Pfannekuchen“ (Felix Spezialität)

    „Mit den reifen Kochbananen… und Limonensaft…“

    „Joa, läuft.“

  • Fazit nach all dem Reden um den heissen Brei:
  • Es ist wirklich interessant, eine andere Esskultur kennenzulernen und immer wieder Neues zu entdecken, obwohl es natürlich auch anfangs sehr ungewohnt ist. Doch recht schnell werden Speisen, die man vorher nicht gekocht hätte, zu Selbstverständlichkeiten.
    Viele Zutaten und Gaumenfreuden, die bei uns selbstverständlich sind, bekommt man hier kaum oder gar nicht. Ich vermisse schon irgendwie die vielen tollen Kräuter der deutschen Küche, echte ungesalzene Butter, leckere Milch, den holländischen Gouda, den Met, ein bisschen vielleicht die Schokolade und die Kochkünste von meinem Papa.
    Wiederum anderes werde ich in Deutschland schmerzlich vermissen, weil sie, wenn man sie denn findet, teuer sind und einfach nicht genau so schmecken, wie das vielfältige, sonnengereifte, tropische Obst, die Kochbananen, den Yuca, die Zig Kartoffel- und Bohnensorten, überhaupt die vielen frischen Sachen, die man auf Markt und Feria so kaufen kann und die leckeren Schweinereien, die es immer und überall auf der Strasse gibt.
    Also, reisst bloss nicht in andere Länder! Das kann euren Zutatenhorrizont und eure Kochgewohnheiten bleibend schädigen!

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