Seit meiner Ankunft hier sind ja nun schon einige Tage vergangen und ich habe schändlicherweise immer noch nichts geschrieben. Teils lag es daran, dass ich erst mal ankommen und mich eingewöhnen wollte, teils daran, dass ich einfach keine Zeit hatte. Wie dem auch sei, der erste Eintrag über PM wird nun schleunigst nachgeholt.
Da ich jetzt die Reihenfolge der Erlebnisse nicht mehr recht hinkriege und das auf dauer sowieso recht langweilig zu lesen ist, versuche ich einfach mal, das ganze hier ein wenig zu beschreiben und ein paar Episoden zu erzählen.
Erst einmal ist es hier warm. So warm, dass es sogar für mich in der Mittagshitze anstrengend wird. Allerdings ist das Klima nicht so, wie man es vom Regenwald erwarten würde, es ist nämlich Trockenzeit. Und zwar wegen dem auch hier spürbaren Klimawandel eine sehr extreme. Der Boden ist stark ausgedörrt und viele Pflanzen lassen die Blätter hängen. Schon mehrmals konnten wir Brände beobachten. Oft werden sie von den Besitzern der Flächen selbst gelegt, doch eine Chacra (Parzelle) des Ökozentrums ist vor einiger Zeit ungewollt abgebrannt.
Der einzige Vorteil der Trockenzeit ist derzeitig, dass wir kaum von Mücken geplagt werden. Das ist auch gut so, ich habe nämlich wider den Rat meines Papas kein Mückennetz mitgenommen, da unsere Vorgänger meinten, hier gäbe es noch welche von ihnen. Zwar sind die Zimmer sehr gut mit Fliegengittern abgedichtet, da man aber damit ein Zimmer seinen Zweck erfüllen kann hin und wieder auch mal die Tür öffnen muss, reicht das auf Dauer wohl nicht. Tja, und von den alten Moskitonetzen habe ich bisher noch nichts gesehen. So ist das, wenn man nicht auf seinen Papa hört. Wenn ich nicht doch noch eins im Haus finde, werde ich mir wohl eins kaufen müssen.
Natürlich läuft hier auch noch alles mögliche andere Getier rum, nicht zuletzt ein Haufen Insekten (Minus 1, denn ein kleines, schabenähnliches aber bunteres habe ich schon im Schuh zerdrückt, weil ich einen lang bekannten Ratschlag meines Mittelalterpapas vergessen hatte und mir nichts in die Schluffen gesteckt habe. Selber schuld. Besonders hervorgetan hat sich ein bisher unsichtbares Insekt, das mich stark an eine Kreuzung aus schlecht gestimmter Schalmei mit Plastikreed und Kreissäge erinnert, natürlich auch in der Lautstärke, versteht sich. Aber auch die handtellergroßen Schmetterlinge und Motten sind recht beeindruckend.
Natürlich sind auch jede Menge andere Vertreter der Tierwelt zugegen: Alle möglichen bunten Vögel, darunter auch Kolibris, etwas Eichhörnchenartiges (was auch dringend tatverdächtig ist, Bananen vom Tisch geklaut zu haben), einige weitere pekariähnliche Säugetiere, die ich noch nicht näher definieren konnte, Fledermäuse, die über uns wohnen, ganz selten mal Affen und auch Eidechsen jeder Größe. Besonders ins Herz geschlossen habe ich die kleinen, hellen und stets feucht glänzenden Fröschchen, die überall haften und senkrecht an jeder Wand hochlaufen können. Man könnte ihnen stundenlang zuschauen, wenn sie sich nicht immer so flink vom Acker machen würden.
Im Ökozentrum selbst kommen dann noch mal einige Haustiere dazu: Hunde (mit Welpen), Katzen (mit Jungen), Hühner (mit Kücken) und Enten.
Gifttiere gibt es natürlich auch ein paar, aber viele habe ich (wissentlich) noch nicht gesehen und so dramatisch scheinen sie wohl auch nicht zu sein. Am beeindruckendsten waren natürlich die Taranteln, die aber nichts tun, wenn man sie in Ruhe lässt und sich wohl sowieso die meiste Zeit irgendwo verstecken. Als der Hermann 2 ½ Tage hier war und eines abends eine siebenbeinige Tarantel im Zimmer vorfand, dachte ich mir allerdings schon, dass ein Netz über dem Bett recht hilfreich sein könnte, mit so was will ich schließlich nicht die Matratze teilen. In dem Zimmer fehlt aber auch in einer Ecke ein Stück Brett…
Viel unspektakulärer wirkte dagegen die Giftspinne, die Rafo mir zeigte: Vielleicht walnussgroß und hell und dunkel gestreift. Ein paar Schlangen soll es auch geben, davon hab ich aber noch keine gesehen.
Was gibt es sonst noch so zu erzählen? Da wir etwas außerhalb von PM wohnen, müssen wir etwa drei km bis zur nächsten asphaltierten Straße zurücklegen, was ganz gut mit einem Motorrad geht. Glücklicherweise hat Felix noch kurz vor der Abreise seinen Schein gemacht und kann mich nun überall bequem hin mitnehmen. Naja, bequem ist anders…
In der Stadt waren wir schon mehrmals. Da gibt es einen hübschen überdachten Markt, wo man fast alles bekommt, und einen gepflegten Plaza de Amas. An sonsten viele Kioske, Tankstellen für die vielen Mototaxis und –räder, Bars und auch mehrere Schulen, von denen wir in einer demnächst ein paar Tage die Woche unterrichten werden. Aber dazu später mal mehr. Wir haben schon recht viel Zeit dort verbracht und mehr gesehen, als man mal eben beschreiben kann… meistens auf der Suche nach der Carretera Rompeolas, die zu unserem Heim auf Zeit führt. Unser Rekord liegt bei zwei Stunden^^
Unsere ersten Tage hier liefen so ab, dass wir uns erst mal gut einleben konnten. Ich war extrem neidisch auf Felix, als wir feststellten, dass er zufällig das einzige Hängebett bekommen hat. Dies änderte sich aber, als sein Magen eine Nacht etwas bockig war und er meinte, man fühle sich wie ein Betrunkener.
Mit Luis (übrigens unser erster Ansprechpartner hier im Projekt) und Hermann haben wir ein paar Chacras von befreundeten Bauern besucht, die eine nachhaltige Form der Landwirtschaft anstreben und vom Ecocentro gelernt haben. Dabei sind wir auch zum ersten mal durch Primärregenwald gefahren. Es war wirklich wunderschön, und doch macht es mich traurig, denn es war gefühlt nur ein winziges, von Feldern unterbrochenes Fleckchen und wir sind weit dorthin gefahren. Obwohl die Provinz „Madre de Dios“ zu den am dünnsten besiedelten zählt, ist der Wald zumindest im weiteren Umkreis von PM und auf dem Weg dorthin (also alles, was ich bisher gesehen habe) nachhaltig zerstört. Dabei ist die Landwirtschaft ebenso ein Faktor wie die informelle Goldschürferei, wodurch Boden und Flüsse mit Quecksilber vergiftet werden. (Dabei lohnt sich das Schürfen eigentlich nur, weil der Preis wegen „Goldbarrensammlern“ so in die Höhe geschossen ist. Das bereits im Umlauf befindliche Gold alleine würde den Bedarf in der Elektrochemie, Technik und auch an Schmuck eigentlich decken. Darum eine dringende Bitte an alle: Legt kein Geld in Gold an!)
So, jetzt habe ich schon wieder bald den Rahmen gesprengt. Von unserer ersten Arbeit und Luis, Clara und Rafo erzähle ich dann beim nächsten Mal. Dann kommen vielleicht auch noch ein paar mehr Beschreibungen, wenn ihr denn noch mehr wissen wollt.
Würde auch gerne irgendwann mal nach England…
Hier war das Wetter auch ein paar Tage etwas regnerisch und eine Ecke kühler, für ein oder zwei Tage geht das aber mal. Nur nervig ist der Regen, der auf unserem Wellblechdach echt laut ist… Nuja so hört mich wenigstens keiner beim Flöte spielen. Habe nur etwas bammel, dass das in der Regenzeit so schweinekalt wird.
Ach ja, die Enten haben übrigens keinen Nachwuchs, weil sie selbst noch zu jung sind. Und ich glaube überwiegend Männchen^^
Naja, gebe mir Mühe, das hier auf dem neusten Stand zu halten, auch ohne scharfes S. Liebsten Gruss!
Na du!
Du bist ja lustig, natürlich wollen wir mehr wissen und lesen! Vor allem auch, warum die Enten keinen Nachwuchs haben – die Ärmsten sind doch dann vollkommen benachteiligt! 😉
Aber im Ernst: ich kann es schon verstehen dass man lieber die Zeit und die vielen Eindrücke vor Ort genießt, als den Freunden und der buckligen Verwandtschaft zu Hause alles bis ins kleinste Detail zu beschreiben. Aber du kannst dir sicher sein: wir saugen alles auf wie ein Schwamm und sind toal gespannt wie’s weiter geht!
Hier gibt’s momentan nichts wirklich Neues: Wetter ist doof, waren am WE in der Stadt und morgen fileg ich für 2 Tage nach England… das Übliche halt.
Viele Grüße und bis bald!
Jenny