Agroforstwirtschaft

2011
08.24

~ „La Systema Agroforestal“

„El agro“ ist im Spanischen der Acker, „forestal“ bedeutet Forst-/forstlich.
Wie der Name es andeutet, versucht man bei dieser Art der Bodenbestellung Land- und Forstwirtschaft (und teilweise auch Nutztierhaltung) zu kombinieren und auf diese Weise ein natürliches Ökosystem „nachzubauen“.*

Besonders in tropischen Gebieten ist dieses System sehr sinnvoll, da wie im Regenwald verschiedene Stockwerke** entstehen.
Ein mit dieser Technik angelegtes Feld könnte zum Beispiel so aussehen:
Hochwachsende, langjährige Edelhölzer (z.B. Mahagoni) bilden das oberste Stockwerk, darunter wachsen niedrigere und weniger lichtbedürftige Obstbäume (z.B. Mangos, Zitrusfrüchte). Im Schatten darunter könnte man dann noch verschiedenes Gemüse pflanzen.

Die Vorteile dieses Verfahrens sind:
=> Der Boden ist wegen dem kontinuierlichen Bewuchs vor austrocknen und Erosion durch Wind und Wasser geschützt.
=> Da keine Monokultur herrscht, wird einseitige Ausnutzung des Bodens vermieden und den Parasiten wird übermäßige Vermehrung erschwert.
=> Gleichzeitig wird natürlichen Fressfeinden der Schädlinge ein geeigneterer Lebensraum geboten.
=> Die Pflanzen spenden sich gegenseitig Schatten; bei durchdachter Anlegung entsteht für jede Art ein günstiges Klima.
=> Durch die intensive Nutzung der Fläche wird unerwünschten Pflanzen das Wachsen erschwert
=> Fläche und Raum werden durch das Stockwerksystem wesentlich besser genutzt.***
=> Die natürliche Düngung durch das Laub der größeren Bäume macht zusätzliche Düngung mehr oder weniger überflüssig.
=> Im Vergleich zu Monokulturen wachsen Edelhölzer bei Agroforestería schneller und gleichmäßiger (wegen u.a. größerem Abstand und besserer Nährstoffversorgung) und natürliche Bestände werden geschützt.

Die Nachteile:
=> Da die ersten Bäume erst nach mehreren Jahren „geerntet“ werden können, hat man natürlich zunächst einen Verlust von Anbaufläche und somit unter Umständen einen Verlust von verkaufbaren Produkten.
=> Die größere Zahl von Produkten macht das Vermarkten schwieriger und aufwendiger.

Ein Punkt der als Vor- UND als Nachteil gesehen werden kann:
Die vielen verschiedenen Nutzpflanzen erschweren den Einsatz von Maschinen und erhöhen somit den Arbeitsaufwand. Dazu muss man allerdings sagen, dass abgesehen von den Plantagen der Großgrundbesitzer der Einsatz von Maschinen in tropischen Gebieten nicht an der Tagesordnung liegt. Als Vorteil kann man werten, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze erhöht.

~*+*~

*Bereits die frühen Römer wendeten eine ähnliche Form der Landbewirtschaftung an, die sie „Cultura Promiscua“ nannten. Dabei wurden Oliven, Weintrauben, Getreide und Futterpflanzen auf einer Parzelle angebaut. Dies war allerdings vor der Verbreitung des Pflugs.
Mehr dazu in „Dreck – Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ von David R. Montgomery

** zur Erläuterung: http://scifi.pages.at/regenwald/stockwerke_des_regenwaldes.htm

***Ein Beispiel hierzu aus dem Wikipediatext zur Agroforstwirtschaft: Die Produktion einer mit einer Mischung aus Pappeln und Weizen kultivierten Fläche von einem Hektar entspricht der Produktion, die im getrennten Anbau nur bei einem Flächenverbrauch von 1,3 ha möglich würde (0,9 ha Weizen und zusätzlich 0,4 ha Pappeln).

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