Ein Logbucheintrag zum Essen, Teil II

2012
04.05

So, hier nun endlich der nächste Teil der Essensserie. Hoffe, ich langweile euch nicht. Aber wer nicht mag muss ja nicht lesen.

    Das Essen auf der Strasse

Natürlich kochen wir aber nicht immer, manchmal ist man einfach faul. Und wenn man eh gerade unterwegs ist, kommt man gar nicht darum herum, von den vielfältigen Genüssen auf der Strasse zu kosten. (In dem Punkt haben wir uns von vornherein nicht an die gutgemeinten Ratschläge unserer Betreuer gehalten, richtig was eingefangen haben wir uns aber auch nicht.)
Ich fange mal bei der Papa Revorsada an, weil man die einfach überall kriegt. Das ist eigentlich einfach nur eine mit Ei panierte und fritierte Kartoffel, zwischen deren zwei Hälften eine Scheibe Käse steckt. Am besten schmecken die abends, bei den Frauen mit den kleinen Grillwägelchen, wo sie noch mal aufgewärmt werden. Danach kommt dann Mayonaise und vor allem ganz viel Ají drauf.
Bei diesen Grillwägelchen gibt es dann meist auch Anticucho, das ist Rinderfleisch am Spiess. Fragt mich nicht nach dem Geschmack.
Dann kriegt man auch an allen Ecken belegte Brötchen, wahlweise mit Käse oder Ei oder Hühnchen und Salat. Die etwas dekadentere Version mit mehr als drei Zutaten und bei etwas Glück noch Kartoffelsticks als kleiner Kick, also das Sandwitch, heisst hier übrigens Sanguche, weil der Name des englischen Erfinders den Peruanern nicht so leicht über die Zunge will.
Nicht zu vergessen sind auch die Empanadas – Teigtaschen, die wahlweise mit Käse oder einer Fleischmasse gefühllt sind. Da kommt dann natürlich auch Ají drauf.
Weitere kleine Apetittchen sind gekochte Wachteleier, gekochter Maiskolben, Pijuayos (kartoffelartige Palmfrüchte), Reisbrot, gebratene Kochbananen, … Die Liste lässt sich beliebig fortführen.
Die vielen süssen Teilchen, die es in den Bäckereien und von Verkaufswägelchen so zu kaufen gibt haben allesamt einen starken Geschmack nach süss und nichts anderem und sind daher aus meiner Sichtmit wenigen Ausnahmen eher etwas enttäuschend. Nur von Alfajor kann ich einfach nicht die Finger lassen. Zwei Teigscheiben aus gefühltem Nullermehl (weil super weich), zusammengeklebt mit Manjar blanco, einer Crème aus gekochter Milch und Zucker.

Lecker sind auch die Picarones, fritierte Teigringe mit Honig, die man mit ein bisschen Glück an einem Strassenstand findet.
Ansonsten gibt es für eine süsse Erfrischung noch die ganzen Eiswägelchen, die ausser Stiel- und Hörncheneis auch noch Marcianos verkaufen, praktisch Fruchtsaft in Tütchen eingefroren.

Und dann gibt es noch Raspadilla, das mir vor allem in Lima am Strand gut schmeckt. Das ist geraspeltes Eis mit verschiedenem Sirup drüber.
Noch was Wichtiges? Ach ja, ganz wichtig: ich habe hier noch nie süsses Popcorn gesehen. Es ist praktisch immer salzig. Schmeckt aber eigentlich ganz gut. Im Kino vermisst man dann zwar doch irgendwie das süsse Popcorn, aber zum Glück gibt es richtige Kinos ja nur in Lima.
Und noch etwas ganz wichtiges, was es hier praktisch nicht gibt: Schokolade! Man findet zwar an jeder Ecke Süssigkeiten mit Schokolade, die sind aber alle samt super süss und enthalten nur ein Minimum an dem braunen Gold. Am meisten an Schokolade kommen noch die kleinen Sublimetäfelchen, die ein wenig an Blockschokolade mit ganz viel Zucker erinnern, richtige Schokoladentafeln habe ich ausser in Lima hier aber noch nicht gesehen.
Allgemein sind Milchprodukte hier überhaupt nicht so der Renner. Man kriegt sie schon ganz frisch auf dem Markt, dann muss man sie aber noch abkochen und sie hat vermutlich durch den Melkvorgang im Stall irgendwie einen penetranten Geschmack nach Kuh. In Kaffee, Cacao und Milchreis kommt entweder Trocken- oder Dosenmilch. Richtige Butter hab ich hier noch nirgendwo gesehen, das was hier als Butter verkauft wird ist immer Pflanzlich und gesalzen. Auch die Sahne vermisse ich sehr. Die Geburtstagstorten würden nämlich viel besser schmecken, wenn da nicht immer diese ungeniessbar süsse Eischneemasse drauf wär.
So, nun zu den Getränken, die dürfen ja beim Essen nicht fehlen. Das in der Welt wohl bekannteste Getränk Perús, ist wohl die Chicha Jora, die aus vergorenem Mais hergestellt wird. Sehr lecker und durch den (normalerweise, wenn ich nicht zu viel Zucker rein tue und sie nicht so lange steht) recht geringen Alkoholgehalt auch tagsüber gut trinkbar. Der Bruder von der Chicha ist das Masato aus vergorenem Yuca, was mich persönlich immer ein bisschen an flüssigen Yoghurt erinnert. Schmeckt auch gut. Beides sind allerdings eher Getränke aus der Sierra. Hier in der Selva spielt etwas ganz anderes für mich eine viel grössere Rolle: Die ganzen geilen Jugos, für die „Fruchtsaft“ einfach ein viel zu schnödes Wort ist. Banane, Papaya, Ananas, Mango und sonstiges Saisonobst wird gründlich im Mixxer pürriert, manchmal kombiniert oder einzeln, pur oder mit Zucker oderHonig oder Johannesbrotkernsirup auch mal mit roter Beete oder Limone oder Ei und wahlweise mit und ohne Milch. Das ganze ergibt dann ein richtig schön drabbiges Gemisch, von dem ein grosses Glas meist schon ziemlich satt macht. Es ist wirklich schade, dass diese ganzen Früchte in Deutschland nicht wachsen… Wenn man nicht gerade günstig an sowas dran kommt wird das daheim wohl eine Sache für Festtage bleiben.


Ein anderes Getränk kann aber gerne mal jeder ausprobieren, der einen Mixxer hat und kein Problem mit rohen Eiern: Eine Limonade. Je nach Geschmack ein oder zwei Eiklar, den Saft von 2 bis 4 Limetten/Limonen und ein paar Löffel Zucker schön schaumig schlagen. Das dann mit kühlem Wasser aufgiessen, eventuell nachsüssen und vor dem Servieren noch mal mixxen. Eine Vitamin C reiche, cremige Erfrischung.

Sonstige Durstlöscher sind hier Chicha Morada (aus dem schon erwähnten roten Mais), Cebada (aus gerösteter Gerste), Aguajina (etwas dickflüssiges Getränk aus einer Palmfrucht, unbeschreiblich und mein absoluter Favorit), frisch gepresster Orangensaft und stark verdünnte Fruchtsäfte von zum Beispiel Maracuya, Copuazú oder Cocona. Letztere wird übrigens als Selvatomate bezeichnet und ist, wie ich in Iquitos feststellen konnte, echt vielseitig. Dort ist nämlich statt dem Zwiebelsalat eine Sosse aus Cocona, Zwiebel und Ají gängig.

Naja, und aus meiner sicht ein schwarzes Kapittel sind Gaseosas, die Softdrinks. Inkakola (ein gelbes und etwas nach Kaugummi schmeckendes Zeug), CocaCola und Co werden von von vielen Peruanern tatsächlich den anderen Erfrischungen vorgezogen…
Morgens gibt es hier oft warme, dickflüssige Getränke, die sich super als Frühstück eignen. Auf der Feria trinke ich ritualmässig jedes mal Quinua, es gibt aber auch Chapo aus süssen Kochbananen und Maca, angeblich ein potenzförderndes Mittel aus irgendeiner Wurzel. Auch lecker sind trinkbare Versionen von Haferschleim oder geröstetem Weizenmehl, meist noch mit Zimt und Nelken verfeinert.

(von Rechts unten nach links oben: Quinua, Chapo, Maca, belegte Brötchen mit Hühnchen/Fleisch/Käse/Ei, Gekochte Eier, Papa Revorsada, fritierte Empanadas und natürlich Mayonaise und Aji)

So, nun habt ihrs bald geschafft, fehlt nur noch ein Teil, der nach Ostern kommt. Bis bald also!

2 Responses to “Ein Logbucheintrag zum Essen, Teil II”

  1. Birgit sagt:

    Klar doch XD
    Habe mir schon überlegt nach meiner Rückkehr so eine kleine Party zu machen und wer was abschauen will kommt früher und kann helfen. Mit etwas Glück muss ich dann gar nichts mehr machen ausser dirigieren, hehe.

  2. KarinundCarsten sagt:

    Schade, nur noch ein Teil… kann gar nicht genug von den leckeren Sachen lesen… noch lieber würde ich sie allerdings probieren, vor allem deinen roten Salat… können wir den bitte dann mal nachmachen?

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