Geburtstage… und wie wir hier feiern

2011
11.01

Ein kaputter PC wird mich nun mit Sicherheit auch nicht davon abhalten hier vernünftige Einträge mit vernünftigen Bildern zu schreiben. Wir haben nämlich angefangen, die olle Kiste auszutricksen, indem wir Texte auf CD brennen. Immer noch sehr umständlich aber vorerst eine Lösung.
Also los geht’s: Am vergangenen Donnerstag ist der Felix 20 geworden. Weil er die ganze Zeit meinte, er sei wunschlos glücklich und wir uns hier irgendwie sowieso alles kaufen können viel es mir doch arg schwer, ein Geschenk zu finden. Am Ende hab ich mich dann für das einzig sinnvolle entschieden: Ich hab mich von einem meiner geliebten Tücher getrennt, und zwar von dem Grünen, dass er sich sowieso schon von Anfang an als Kopftuch ausgeliehen hatte. Da zeigt sich mal wieder, einfach jeder braucht ein Tuch. Da ich den alten Namen leider vergessen hatte heißt es jetzt übrigens „das sinnvolle Tuch“.
Weil aber ein Tuch doch ein bisschen wenig ist, und sei es auch ein sinnvolles Tuch, gehen wir in den nächsten Tagen wohl noch mal Pizza essen.
In der Schule gab es eine kleine Party und die ganzen Kinder haben für Felix zu Macarena und irgendeinem Lied von Justin Bieber getanzt. Mittags haben wir Kuchen gebacken, und zwar Buddin. Das ist hier ein recht typischer Kuchen, der aus trockenem Weißbrot, Milch, Eiern, teils karamellisiertem Zucker und Vanille besteht und auf den Felix ziemlich abfährt. Ich fand ihn auf dem Markt immer gar nicht so toll, aber unserer ist echt gut geworden. Gegen 5 sind dann Clara, Luis mit Familie und Marco und Adriano zum Kuchenessen vorbei gekommen. Letztere hatten eine Gitarre dabei und nachdem sie „Zum Geburtstag viel Glück“ auf Spanisch und Englisch gesungen hatten spielten sie auch noch einige andere schöne Sachen und wir plauderten viel und tranken ein bisschen von Claras selbst gemachtem Sternfruchtwein (der mir leider am nächsten Tag arge Verdauungsprobleme bescheren sollte). Irgendwann holte Luis dann noch Copuazukuchen, der vorher noch nicht fertig war und so musste natürlich jeder noch ein Stück davon essen. Und als wir dann gegen 8 gerade aufgeräumt hatten kam auch noch Naif vorbei und brachte eine dicke Schokoladentorte mit Eischneeüberzug vorbei. Davon hat dann auch noch jeder eine Scheibe bekommen und ich muss sagen, danach war ich echt satt.
Danach ist Felix auf die Idee gekommen noch ins Internetcafé zu fahren und zu schauen, was seine Freunde geschrieben hatten und ich begleitete ihn, weil ich mit dem vollen Magen eh nicht hätte schlafen können. Er setzte mich bei den Efrains ab, weil ich noch ein bisschen bei ihren Capoeira-Übungen zuschauen wollte. Da war ich allerdings nicht mal zur Tür rein als sie mich schon auf eine andere Geburtstagsparty mitschleppten, die vom Gitarristen der anderen Band im Ort, die ich ja zufällig auch schon mal gesehen hatte. Witzigerweise war der aber den größten Teil seines gemütlichen Zusammensitzens mit Plaudern und Bier trinken gar nicht da. Mit seinen Freunden habe ich aber sehr interessante Gespräche geführt, vor allem darüber, wie es ist eine Zeit im Ausland zu verbringen. Ich fand es echt interessant, dass sie alle irgendwie ähnliche Erfahrungen gemacht hatten wie ich. Außerdem konnte ich noch Hautnah ein Phänomen beobachten, von dem Hermann mal erzählt hatte. Getränke werden geteilt. So wurde nicht an jeden eine Bierflasche verteilt sondern es kreisten nur 2 oder 3 deren Inhalt sich jeder bei Bedarf in sein Glas kippte. Zu hause war ich dann so gegen 12. Felix kam erst gegen 2 nach Hause, bei dem hatte sich die Naif nämlich noch gemeldet und sie waren spontan raus gegangen.
Am nächsten Tag hab ich weil müde und Magenaua nicht viel getrieben und das Wochenende versprach dann so wie immer abzulaufen. Samstagmorgens Feria, anschließend ein bisschen was waschen und sonst wie rumwerkeln. Gegen Mittag sind wir auf eine kleine Veranstaltung von einer art Bioladen etwas außerhalb gegangen. Wo, neben Speis und Trank auch diverses Handwerk verkauft wurde.
Gegen Abend schaute ich dann schon fast traditionsmäßig bei den Efrains vorbei, weil mir nicht danach war im Haus zu bleiben und einen Film mit Felix und Naif zu schauen. Dort lernte ich dann, dass Schadow, der schäferhundähnliche Familienhund vorne auf dem Motorrad mitfahren und sogar selbst aufsteigen kann und dass das spritleere Motorrad vom Marco bis zur nächsten Tankstelle kommt, wenn man mal kurz in den Tank pustet. Sachen gibt’s…
Irgendwann bin ich dann mit Marco alleine erst mal ins Asadazo gegangen, weil die anderen nach dem Gig am Vorabend noch ein bisschen schläfrig waren. Dort haben wir dann nett geplaudert und ich bin mir ganz sicher, dass er versucht hat mich mit Bier betrunken zu machen, weil er mir ständig nachgeschenkt hat. Gegen 10 fing dann eine gar nicht so schlechte Criollo-Band an zu spielen und Marquinho kam vorbei weil er der Band beim Verstöpseln helfen sollte. Wir hörten noch ein Weilchen zu bis Marco meinte ich solle mit Marquinho in eine Disco gehen. (Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieser Abend ein Anschlag auf meine für peruanische Verhältnisse verklemmte Art werden sollte.) Tatsächlich ein bisschen angetrudelt ging ich also mit Marqui in eine eigentlich ganz hübsche Disco. Sie hat mich von der Einrichtung her eher an eine Bar erinnert (die hier übrigens alle viel gemütlicher gestaltet und dekoriert sind) und die Musik bestand nicht nur aus Techno sondern war ein Mix verschiedenster Musik. So schaffte Marqui es tatsächlich auch, mich bei Popmusik zum Tanzen zu bringen, aber nur ganz kurz und nur wegen dem bösen Bier. Die meiste Zeit saßen wir am Rand, plauderten und schauten den Menschen beim Tanzen zu. Ein weiteres spannendes Phänomen: Die Cliquen nehmen die Flaschen mit auf die Tanzfläche, stellen sie auf den Boden und bilden einen Kreis drum herum. Das ist mir in Deutschland irgendwie noch nicht begegnet. Irgendwann sind wir dann ein bisschen raus gegangen, haben frische Luft geschnappt und auf einem Spielplatz Turnübungen gemacht. Hehe, jetzt weiß ich, dass Marquinho keinen Schneidersitz kann. Dafür kann er aber auch viele Sachen, die ich nicht kann.
Am nächsten Morgen bin ich gegen 7 ins Internetcafe, wo ich den bösen Merlin leider wieder nicht brav daheim vorgefunden habe. Dafür hat sich eine andere Freundin über einen Anruf zum Geburtstag gefreut.
Danach schlenderte ich noch so ein bisschen durch die Stadt und überlegte, was ich vor dem Schlafen noch so machen könnte als plötzlich so ein Typ neben mir stand und fragte, ob er mich begleiten könne. Wir spazierten ein bisschen zum Bootshafen des Tambopata, plauderten und tranken etwas. Derweil erfuhr ich, dass der Typ Nilo heißt, Polizist ist und gerne Reggae hört. Danach zeigte er mir noch auf dem Motorrad die Altstadt (die im Übrigen wirklich hübsch ist und mal einen Ausgang lohnen würde) und wir fuhren ein Stück am Tambopata entlang, wo es auch ein paar Strände zum schwimmen gibt. Später schlug er dann noch vor auf den Obelisk hoch zu steigen. Das ist so ein Turm in der Stadt, der das Zentrum eines Kreisverkehrs bildet und eine klasse Orientierungshilfe ist. Der Aufstieg kostet 50 Cent und man hat echt einen super Ausblick!

Sehr sehenswert, auch, wenn der Aufzug kaputt ist. Wir aßen noch etwas, dann sah ich doch mal endlich zu, dass ich nach Hause komme und freute mich über mein Bett mit den vertrauten Flöhen drin.
Das war also im Großen und Ganzen das spannendste der letzten Tage.
Hier sind noch zwei Fotos, die eigentlich zum letzten Eintrag gehören:
Einmal vom Reiten

und meine an Regentagen entstandenen Flöten (mittlerweile ist noch eine weitere dazu gekommen, die ganz rechts)

(Jap, wer genau hinschaut erkennt, dass mein Erstlingswerk mit Tesafilm korrigiert wurde… aber egal, dafür klingt sie umso besser. Martin ist ein guter Lehrer 🙂 Vielen Dank für den Link!
An sonsten habe ich mal endlich daran gearbeitet, den Blog auf Vordermann zu bringen. Zum Beispiel verbirgt sich hinter dem Eintrag „die Arbeit im Ecocentro“ nun endlich ein richtiger Text und es ist auch eine neue Ecke entstanden, wo ich die Leute vorstelle, mit denen ich hier so zu tun habe. So könnt ihr vielleicht besser den Überblick behalten.
Jetzt wird es Zeit mal endlich wieder mit der Vorstellung der Mitarbeiter von der Nahrungsmittelproduktion weiter zu machen. Diesmal ein Vertreter, der uns vor allem Als Dekoration an Cocktails Begegnet: Die Sternfrucht, span. Carambola.

Ursprünglich kommt diese interessant geformte Frucht aus dem chinesischen Raum, doch auch hier scheinen die Pflanzen sich pudelwohl zu fühlen. Im vergleich zu ihrer Frucht sehen die Bäume sehr unspektakulär aus:

Die Saison ist eigentlich gerade vorbei, aber hin und wieder sieht man die Früchte trotzdem noch. Sie werden hier vor allem zu sehr leckerem Nektar verarbeitet und ich hatte ja auch schon berichtet, dass wir mit Clara eine fruchtige, wenn auch sehr süße Marmelade daraus gekocht haben.

So nun fällt mir gerade mal wieder nicht mehr Interessantes ein. Wenn man selber hier lebt, fällt es einem irgendwie schwer zu erraten, was euch daheim so interessieren könnte. Also wenn ihr auf irgendetwas hier neugierig seid oder etwas nicht richtig nachvollziehen könnt, schreibt doch einfach mal einen kleinen Kommentar. Natürlich freue ich mich auch immer über einen Kommentar, wenn ihr gerade mal keine Frage habt 😉

2 Responses to “Geburtstage… und wie wir hier feiern”

  1. Jenny sagt:

    Hey Schwesterlein!

    das ist ja mal fein wieder etwas von dir zu hören!
    Nachdem mein Besuch bei dir nun ja endgültig feststeht, lese ich die Einträge jetzt ganz anders als vorher: es ist also wichtig ein Tuch zu haben, aha, notiert! Ist im Mai wieder Sternfrucht-Saison? Ich würde so eine mal total gerne frisch vom Baum verzehren! Oder welche Früchte könnten zu der Zeit noch reif sein? Und: du hast Flöhe in deinem Bett??? Nein aber im Ernst, ich glaube du wirst mir vor meiner Abreise sicher noch einige nützliche Tips geben können, oder? 😉

    Ich find’s echt lustig wie man offensichtlich einfach so ganz viele Leute kennenlernt, wie z.B. diesen Polizisten. Einerseits hat man ja schon ein wenig Angst, dass da vielleicht auch mal jemand dabei ist der einem doch was Böses will, aber so wie es bei dir klingt, sind die Peruaner wirklich so herzlich und nett wie es immer heißt!

    Ach ja, du hast es wahrscheinlich schon selbst gemerkt, aber irgendwie findet man keine neuen Einträge unter „Das Projekt“ oder in der Infoecke. Aber sich schätze mal daran arbeitest du schon, was?

    Liebste Grüße erstmal aus dem kalten und bewölkten Bocholt!
    Jenny

    • Birgit sagt:

      Klar werde ich dir noch viele Tipps geben^^ Will dich schon die ganze Zeit mal anrufen, aber irgendwie komme ich noch nicht so recht dazu. Mache ich auf jeden Fall in den nächsten Tagen, jetzt, wo ich deine Nummer habe.
      Was im Mai für Früchte reif sind weiss ich ehrlich gesagt gerade nicht so genau… werde mal den Luis fragen. Tja und mit den Menschen… jemand Böses ist mir in letzter Zeit noch nicht begegnet glaube ich, aber Indizien, dass es sie gibt, begegnen mir doch… In der letzten Woche wurden zwei Motorräder in meiner Umgebung gestohlen. Der arme Diego steht jetzt bestimmt in irgendeinem dunklen Hausflur und wartet darauf, auseinandergebaut oder in eine andere Stadt gebaut zu werden während sein Herrchen Nilo ihn schmerzlich vermisst…
      Merlin ist gerade am basteln an seinem Kunstwerk, denke das mit den Einträgen liegt daran. Sind aber bald wieder da, versprochen!
      Lieben Gruss

Your Reply

You must be logged in to post a comment.